Lübeck: Meissner

Zwischen Ladentür und Instagram

Vom traditionellen Modehaus hin zum modernen Fashion-Store: Meissner in Lübeck verzahnt das klassische Einkaufserlebnis vor Ort mit einem ausgeklügelten Onlineshop und passgenauen Social-Media-Marketing. Ein Erfolgskonzept, das Kunden anspricht. 
Im Jahr 2016 traf Mark Greven eine richtungsweisende Entscheidung. Mit einem Schlag stellte der Meissner- Geschäftsführer die Werbung von Print auf Online um: „Der Schritt ist uns leichtgefallen, da wir selbst auf Social Media unterwegs sind, und dort auch unsere Zielgruppe treffen. Wir sind seitdem näher an unseren Kunden dran.“ Greven hatte das Modehaus zuvor von seinem Vater übernommen, das Gebäude entkernt und das Sortiment zielgerichteter auf hochwertige skandinavische Marken ausgerichtet. Seit 2016 verzahnt und entwickelt er die beiden Geschäftsmodelle stetig weiter – den Meissner-Store in Lübeck und den Onlineshop unter der Dachmarke MyMeissner.
Während der Onlineshop mit Google Ads beworben wird, setzt Meissner für die Bewerbung des Ladengeschäfts auf Social Media: „Wir posten jeden Tag sieben bis acht Sekunden lange Videos auf Instagram. Clips, die gut ankommen, bewerben wir kostenpflichtig, sodass die Videos in einem Umkreis von 60 Kilometern von potenziellen Kunden angesehen werden. Im Schnitt erreichen wir so 500.000 Nutzer“, so Greven.
Die Videos produziert das Meissner-Team mit der Hilfe von zwei Video-Freelancern und einem eigens im Haus eingerichteten Fotostudio selbst. In den Videos fungieren die Meissner-Modeberater als Models und präsentieren die Kleidungsstücke in kurzen Reels. Freude an neuen Medien setzt Greven bei seinem Personal daher voraus.
„Der Job des Modeberaters hat sich weiterentwickelt. Mode, Menschen und Social Media gehören für uns zusammen. Und es ist wichtig, die Kunden dort zu erreichen, wo sie es möchten, zum Beispiel über WhatsApp oder Instagram“, so Greven. Auf Instagram kooperiert Meissner häufig auch mit befreundeten Unternehmen wie Cycle Roasters, Arsién Sushi Art und The Newport. „Wir empfehlen in lockeren Videos die Produkte der anderen und schaffen so mehr Reichweite. Das funktioniert gut, da wir wissen, wo unsere Zielgruppe gern essen geht“, erklärt Greven.
“Online kann man nicht nebenher mitmachen, wenn man es richtig machen will. Ressourcen und Budget müssen fest eingeplant werden”, Mark Greven
Für den Onlineshop kreiert das Meissner-Team für jedes Kleidungsstück eigene Fotos und Texte, um einen einheitlichen Auftritt zu erzielen und sich von der Konkurrenz abzusetzen. „Die Leute können vor ihrem Besuch schauen, ob ihre Lieblingsteile vorrätig sind“, so Greven. Das Omnichannel-Geschäftsmodell – alle Kanäle sind miteinander verbunden – setzte aber auch ein entsprechendes Mindset voraus: „Online kann man nicht nebenher mitmachen, wenn man es richtig machen will. Ressourcen und Budget müssen fest eingeplant werden.“
Derzeit seien das Ladengeschäft und der Onlineshop etwa gleich stark aufgestellt. Dennoch sieht Greven die Zukunft von Meissner klar online: „Ich bin mir nicht sicher, ob es in zehn Jahren noch einen stationären Handel gibt. Daher ist es wichtig, auf beide Standbeine zu setzen.“
Benjamin Tietjen