Stimmung der regionalen Wirtschaft bleibt angespannt

IHK für Rheinhessen: Unternehmen in Rheinhessen fordern Verlässlichkeit und mehr Tempo bei Entscheidungen
08.02.2024 - Die allgemeine wirtschaftliche Stimmungslage macht auch vor Rheinhessen nicht Halt: Die Stimmung der Unternehmen in der Region bleibt zu Beginn des Jahres angespannt. Verhaltene Investitionsabsichten und gedämpfte Exporterwartungen unterstreichen dies, so die Rückmeldungen der Unternehmen, die im Rahmen der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zum Jahresbeginn 2024 befragt wurden. Der Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in Rheinhessen, tritt mit aktuell 101 Punkten auf der Stelle - knapp über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Zum Herbst 2023 betrug der Index ebenfalls 101 Punkte.
„Mit diesen Ergebnissen müssen die Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung des Konjunkturklimas weiter in die Zukunft verschoben werden“, stellt IHK-Präsident Dr. Marcus Walden fest. IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz ergänzt: „Der Frust der Unternehmen über die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die zunehmende Bürokratie wächst spürbar. Gleichzeitig belasten der anhaltende Fachkräftemangel und die weiterhin hohen Energie- und Rohstoffkosten. All das verstärkt den Druck in Richtung Politik nach Reformen, mehr Tempo und Verlässlichkeit bei Entscheidungen.“
Unternehmen beurteilen Geschäftslage und Erwartungen zurückhaltend
Die zahlreichen Krisen haben ihre Spuren hinterlassen und die gemeldeten Ergebnisse der rheinhessischen Unternehmen sind entsprechend zurückhaltend: 34 Prozent der Betriebe verzeichnen aktuell eine gute Geschäftslage, 45 Prozent eine befriedigende und 21 Prozent eine schlechte Situation. Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate schätzen nur 15 Prozent der befragten Unternehmen besser ein, 59 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 26 Prozent befürchten eine schlechtere Lage.
Fachkräftemangel und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind größte Risiken
Die Unternehmen wollen ihre Beschäftigten auf Jahressicht halten – trotz schwierigem konjunkturellem Umfeld. Der Fachkräftemangel bleibt für 63 Prozent der Unternehmen in der Region das größte Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Auf Platz zwei rücken jetzt mit 58 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und verdrängen die hohen Energie- und Rohstoffpreise mit 54 Prozent der Nennungen auf Platz drei. Weiter in der Rangliste werden die Inlandsnachfrage (52 Prozent), die Arbeitskosten (43 Prozent), die weiteren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs (28 Prozent), die Auslandsnachfrage (16 Prozent) und die Finanzierung (13 Prozent) von den Betrieben genannt.
Mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit für Investitionen wichtig
Die hohen Kosten sowie die mangelnde Planbarkeit und Verlässlichkeit drücken auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate: 29 Prozent rechnen mit steigenden Investitionen, 46 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Niveau aus und sogar 25 Prozent wollen ihre Investitionen zurückfahren. Wird im Ausland investiert, so steigen die Zielländer innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes in der Gunst der Entscheider. 
Industrie spürt Gegenwind im globalen Wettbewerb
Rheinhessen ist eine exportstarke Region und vor allem die Industrie spürt den Gegenwind im globalen Wettbewerb. Geopolitische Unsicherheiten, unverhältnismäßig hohe Energiepreise in Deutschland sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren schwächen die Position. 
Dies spiegelt sich auch im aktuellen Konjunkturklimaindex für die Industrie wider: Mit 95 Punkten liegt dieser unter dem Durchschnitt und zum dritten Mal hintereinander auch unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. 30 Prozent der Industriebetriebe verzeichnen aktuell eine gute Geschäftslage, 50 Prozent melden eine befriedigende Situation und 20 Prozent eine schlechte Lage. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate hoffen nur noch 9 Prozent auf bessere Geschäfte, 64 Prozent kalkulieren mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 27 Prozent befürchten Einbußen.
Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben sich in den letzten drei Monaten leicht verbessert und stiegen bei 22 Prozent der Industrieunternehmen an, 43 Prozent verbuchten gleichbleibende Eingänge und bei 35 Prozent nahmen die Aufträge ab. Jedoch die Exporterwartungen der Betriebe sind gedämpft: Nur 12 Prozent der Unternehmen rechnen mit höheren Lieferungen ins Ausland, 67 Prozent kalkulieren mit dem gleichen Volumen und 21 Prozent rechnen mit einer Abnahme.
Einzel- und Großhandelsunternehmen kämpfen weiterhin mit Konsumflaute
Die befragten Unternehmen im Einzel- und Großhandel berichten von einer anhaltenden Konsumflaute aufgrund der Unsicherheiten und der nach wie vor hohen Inflation.
Mit 94 Punkten ist der aktuelle Konjunkturklimaindex für den Handel zwar leicht angestiegen, liegt aber bereits seit zwei Jahren unterhalb der Wachstumsschwelle.
32 Prozent der Unternehmen melden aktuell eine gute Geschäftslage, 41 Prozent verzeichnen eine befriedigende Lage und 27 Prozent sogar eine schlechte Situation. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monaten rechnen 15 Prozent mit besseren Geschäften, 54 Prozent mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 31 Prozent mit einem Einbruch.
Dienstleister erneut mit bestem Ergebnis aller Branchen
Die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor verzeichnen mit einem Konjunkturklimaindex von 109 Punkten erneut das beste Ergebnis aller Branchen. Eine gute aktuelle Geschäftslage melden 39 Prozent der Betriebe, 44 Prozent berichten von einer befriedigenden und 17 Prozent von einer schlechten Lage. 20 Prozent der Betriebe erwarten bessere Geschäfte für die kommenden zwölf Monate, 58 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Ergebnissen und 22 Prozent mit einem Umsatzrückgang.
Im Rahmen der IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 wurden zwischen dem 3. und 23. Januar insgesamt 780 Unternehmen aller Größen und Branchen in Rheinhessen befragt.