„Keine Branche pauschal ausschließen“


IHK für Rheinhessen macht Tempo für drei neue Gewerbegebiete – Mittelstand braucht Entwicklungsmöglichkeiten
04.08.2022 – Die möglichst rasche Ausweisung von drei neuen Gewerbegebieten im Mainzer Stadtgebiet hält die IHK für Rheinhessen für unverzichtbar. „Diese Flächen werden nicht nur mit Blick auf die Pläne eines Biotechnologie-Hubs dringend benötigt“, erklärt IHK-Präsident Peter Hähner: „Wir brauchen auch weitere Areale für kleine und mittlere Unternehmen anderer Branchen.“
Konkret macht sich die IHK für drei Gewerbegebiete stark: eine Fläche von 50 Hektar an der Saarstraße, bei der die Ansiedlung von Biotechnologie-Firmen Priorität haben soll. Zudem eine Fläche im Stadtteil Bretzenheim an der Essenheimer Straße in Richtung A 60 in einer Größenordnung von 20 Hektar sowie weitere 20 Hektar am Areal Forsthaus in Richtung Ober-Olm und damit an der Mainzer Stadtgrenze. „Dieses Gebiet könnte ein interkommunales Vorbildprojekt zwischen Ober-Olm und damit dem Kreis Mainz-Bingen sowie der Landeshauptstadt Mainz werden“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz.
Zudem macht er deutlich, dass die Schaffung von Gewerbeflächen als „wirtschaftliche Daseinsvorsorge“ auch im Koalitionsvertrag der Mainzer Ampel im Stadtrat verankert ist. Noch vor der für Mainz historischen Ansiedlung von Biontech habe ein Gutachten ergeben, dass die Landeshauptstadt über einen Gewerbeflächen-Bedarf zwischen 77 und 90 Hektar verfügt. Dem könne mit der Ausweisung der drei Flächen Rechnung getragen werden. „Mit neuen, nachhaltig entwickelten Gewerbegebieten hat Mainz die Chance, sich als lebenswerter, zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort zu positionieren“, sagt IHK-Präsident Peter Hähner.
Allerdings kritisiert die IHK, dass keine der geplanten Flächen eine Ansiedlung von Industriebetrieben vorsieht. Sie fordert, keine Branche pauschal auszuschließen – das sei angesichts der Bedeutung der Industrie für den Standort das falsche Signal. Schließlich sind moderne, digitale Industriebetriebe nicht mehr mit Fabriken aus dem vergangenen Jahrhundert vergleichbar, macht IHK-Hauptgeschäftsführer Jertz deutlich: „Industrie bedeutet nicht mehr automatisch rauchende Schlote und Lärm. Produkte und Produktionsprozesse haben sich massiv verändert.“
Die Industrie darf von den Entwicklungsmöglichkeiten am Standort nicht abgeschnitten werden, fordert Jertz, und erinnert an das Mombacher Industriegebiet, das schrittweise durch neue Nutzungen umgewidmet werde. „Nach jetzigem Planungsstand bedeutet die geplante Ausweisung der drei Gewerbegebiete unterm Strich die Ansiedlung von weniger Industrie – einer Branche, die zu einem hohen Bruttosozialprodukt am Standort beiträgt.“ Dabei zeige das Beispiel von Biontech gerade, welche Rolle die Gewerbesteuereinnahmen für die Entwicklung einer gesamten Stadt spielen.