„Wir dürfen es uns nicht leisten, Potenziale zu übersehen“

Bei der jüngsten Sitzung der IHK-Vollversammlung stand das Thema Bildung im Fokus. Bildungsminister Sven Teuber war zu Gast im „Parlament der Wirtschaft“, das diesmal nicht in der IHK, sondern bei der in.betrieb gGmbH zu Gast war.
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© IHK für Rheinhessen
Bei der Sitzung des Wirtschaftsparlaments in Nieder-Olm stellte sich Bildungsminister Sven Teuber nach einem Impuls zur Zukunft des Lernens dem Dialog mit der regionalen Wirtschaft. Dabei hob der Minister die Rolle von Kammern und Unternehmen als Partner für die duale Ausbildung hervor. Sein Credo: „Jedes Kind kann etwas – und wir brauchen das Können von jedem und jeder in unserer Gesellschaft. Gerade angesichts des Fachkräftemangels dürfen wir uns nicht leisten, Potenziale zu übersehen.“ Dabei sprach sich der Minister für datengestützte Lernstandserhebungen aus – so wie es Kanada, Finnland, Estland oder die Niederlande vormachen. „Entscheidend sind klare Wege, wie die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden, sowie eine deutlich stärkere Feedbackkultur.“
IHK-Präsident Dr. Marcus Walden bekräftigte dabei die Forderung der Wirtschaft: „Wir brauchen ein praxisnahes Bildungssystem, das alle jungen Menschen aufs Berufsleben vorbereitet und kein Talent verloren gibt. Das ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung und zur Sicherung unseres wirtschaftlichen Fundaments.“
Freiwillige Modelle statt zweckgebundene Bettensteuern
Neben dem Schwerpunkt Bildung stand auch das Thema Tourismus auf der Tagesordnung – die Vollversammlung der IHK für Rheinhessen sprach sich einstimmig gegen neue Abgaben in diesem Bereich aus. Vor allem Übernachtungs- und Bettensteuern, deren Einnahmen nicht zweckgebunden sind, stoßen auf klare Ablehnung bei den gewählten Unternehmerinnen und Unternehmern. „Tourismusbetriebe werden belastet, ohne dass der Tourismus selbst profitiert“, so das Votum. Stattdessen befürwortet die Industrie- und Handelskammer freiwillige Modelle. Wo nötig, sei ein Gästebeitrag akzeptabel – wenn die Mittel vollständig dem Tourismus zugutekommen und Betriebe mitentscheiden.
Auch die Verwendung des Sondervermögens war Thema in dem regionalen Wirtschaftsgremium. IHK-Hauptgeschäftsführerin Karina Szwede warnte: „Es reicht nicht, neue Mittel bereitzustellen. Ohne strukturelle Reformen und echten Bürokratieabbau versickert das Geld wirkungslos.“
Im Fokus stand ebenso die regionale Rohstoffversorgung, besonders vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, globaler Krisen und brüchiger Lieferketten. Dazu beschlossen die Unternehmerinnen und Unternehmer ein Positionspapier der IHK Metropolregion Rhein-Neckar mit dem Fazit: „Die regionale Rohstoffsicherung ist Schlüssel für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Resilienz. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen hier gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ Eine zentrale Forderung in diesem Zusammenhang ist die langfristige Sicherung wirtschaftlich nutzbarer Flächen. „Wer Entwicklung will, muss Flächen frühzeitig sichern, Genehmigungen beschleunigen und regionale Versorgungsketten stärken“, so die Positionierung der Vollversammlung.
Ein starkes Signal setzte der Veranstaltungsort: Die in.betrieb gGmbH in Nieder-Olm steht für gelebte Inklusion. Geschäftsführer Michael Huber gab eindrucksvolle Einblicke in die Arbeit mit Menschen mit Behinderung und machte deutlich: „Inklusion ist kein Extra – sie ist ein Gewinn für Betriebe und Region.“
MELANIE DIETZ, IHK FÜR RHEINHESSEN

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