Wormser Unternehmer will Deutschland vernetzen

Ismet Koyun, Gründer des Wormser Unternehmens Kobil, arbeitet seit einem Jahrzehnt an einer App, mit der er die Digitalisierung der Bundesrepublik vorantreiben will. Der Startschuss soll in der Nibelungenstadt fallen.
Eine „Super-App“, die das gesamte regionale Ökosystem vernetzt. Die kommunale und wirtschaftliche Dienstleistungen, ge- werbliches und privates Leben unter einem Dach – beziehungsweise in einer smarten Anwendung – vereint. Diesen Schritt hat das Wormser IT-Unternehmen Kobil vor. In Istanbul haben nach Unternehmensanga- ben bereits mehr als zwei Millionen Bürger die „Super-App“, die tatsächlich so heißt, auf ihrem Smartphone. In Deutschland soll in Worms der Startschuss fallen.
Die Nibelungenstadt hat sich vor drei Jahren auf den Weg gemacht, „Smart City“ zu werden. Stadt, Hochschule und der Energieversorger EWR ziehen dabei am selben Strang. Kobil-Gründer Ismet Koyun träumt, so gesehen, von einer smarten Nation. Seit einem Jahrzehnt wird die App entwickelt, auf eigenes Risiko, ohne feste Abnehmer. Nun möchte Koyun von Worms über Rheinland-Pfalz aus die Digitalisie- rung der Bundesrepublik vorantreiben.
„Istanbul gehört dir“ heißt der Name der App in der türkischen Hauptstadt übersetzt. Wer seinen Führerschein oder seinen Ausweis aktualisieren will, einen Termin im Krankenhaus ausmachen oder ein Taxi bestellen, einkaufen oder Bus-Tickets lösen will, kann all dies über dieselbe Plattform angehen. Die App vernetzt, so das Versprechen, Behörden und Banken, Verkehrsträger und Versorger, Geschäftliches und Geselliges – alles innerhalb eines Systems.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Onlinezugangsgesetzes, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen auch digital anzubieten, setzt Koyun auf deutlich steigendes Interesse an seiner App. Doch sie am deutschen Markt zu platzieren, ist mühsam. Koyun war schon mit seiner Corona-App beim Bund abgeblitzt. „Für 120 Millionen Euro hätte ich eine weltweite Version herausgebracht“, sagt der Unternehmer. Oder er könne mit der Summe ganz Deutschland vernetzen.
„Smart-City“-Ambitionen als Chance Was die „Super-App“ tatsächlich zu leisten imstande ist, soll in einem ersten Schritt auf kommunaler Ebene unter Beweis gestellt werden. So laute zumindest die Absprache mit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Der Staat könne sich eine solche App nicht zu eigen machen. Aber wenn aus der Nachfrage ein Sog entstehe, könne sich etwas tun. Koyun sieht die „Smart City“-Ambitionen seiner Heimatstadt als Chance, seine App zu platzieren. Oberbürgermeister Adolf Kessel stelle eine vertragliche Vereinbarung in Aussicht – wenn Kobil sich bei einer Ausschreibung durchsetzt. „Wir sind in Gesprächen“, sagt der Unternehmer, „wir sind bereit, der Prototyp ist hergestellt und funktioniert. Alles weitere liegt bei den Behörden.“
Es ist ein gewagtes Spiel, denn die Stadt Worms muss zunächst ihren Haushalt nach Kürzungen und Korrekturen vom Land genehmigt bekommen. Einen zweiten Prototyp andernorts will Koyun für den Moment aber nicht anbieten. Unternehmerisch mache eine Modellierung der Applikation erst in größerem Maßstab Sinn. Aber es gilt, mit der „Super-App“ zu überzeugen. Dass die Kobil-Plattform zur Standardlösung für digitale Verwaltungsleistungen wird, könne nur in Berlin entschieden werden, stellt die Wirtschaftsministerin klar. Dorthin ist es noch ein weiter Weg.
„Wir brauchen einen Nukleus, in dem es funktioniert“, sagt Schmitt. Koyun argumentiert, dass digitale Angebote der Verwaltungen viel sichtbarer sind, wenn sie in ein viel genutztes App-Umfeld integriert werden. Auch das lokale Gewerbe profitiere von mehr Sichtbarkeit, die durch die Vernetzung des „regionalen Ökosystems“ entsteht.
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