In der Ausbildung aufgeblüht

Zwei Auszubildende aus Rheinhessen zählen zu Deutschlands Top-Azubis: Yvonne Meichsner und Nils Kieslich haben in ihren Berufen bundesweit das beste Prüfungsergebnis erzielt. Dafür sind sie von der IHK für Rheinhessen und bei der Nationalen Bestenehrung der IHK-Organisation in Berlin ausgezeichnet worden.
Viel mehr geht nicht. 99 von 100 Punkten heimste die Bauzeichnerin Yvonne Meichsner bei ihrer Abschlussprüfung ein. 100, 96 und 97 waren die Ergebnisse der drei Teilprüfungen, die der Automobilkaufmann Nils Kieslich hingelegt hat. Beide sind damit in ihrem Lehr- beruf bundesweit die besten Auszubildenden. Bei der Ehrung in Berlin am 15. Mai halten sie die rheinhessische Flagge hoch.
Wie schafft man so ein gutes Ergebnis? „Indem man sich sehr gründlich auf die Prüfung vorbereitet und zu einem gewissen Punkt Glück hat“, sagt Meichsner. Die 23-Jährige gibt zu: „Ich hatte mehr Angst vor dieser Prüfung als vor meinem Abi, habe wirklich viel vorbereitet.“ Kieslich legte zwei Monate vor dem Prüfungs- beginn mit Lernen und Üben los. Der Abiturient hatte seine Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzt. „Ich habe mir zugetraut, das hinzubekommen“, sagt der 21-Jährige.
„Das Verständnis war schon da, auch wenn es viele neue Sachen zu lernen gab. Das war nicht wenig Aufwand, wenn man nichts dem Zufall überlassen will.“
Nils Kieslich hat seine Ausbildung beim Autohaus Karl & Co. in Mainz absolviert. „Nach zwölf Jahren Theorie wollte ich unbedingt Praxiserfahrung sammeln“, erzählt der Langener, der sein 2,8er-Abitur in Dreieich-Sprendlingen abgelegt hat. „Ich wollte andere Einblicke bekommen und schauen, wie es später im Berufsleben wirklich abläuft.“ Dass es in eine kauf- männische Richtung gehen sollte, war Kieslich klar.
„Und ich habe ein Faible für Autos.“ Ein passionierter Schrauber ist er nicht, aber das Interesse an Marken und Modellen ist groß. Da fiel die Wahl des Ausbildungsberufs leicht. Zumal Kieslich auch beim Abi schon festgestellt hat, dass ihm das Lernen in Bereichen, in denen er wirklich interessiert ist, ungleich leichter fällt. „Ich bin richtig aufgeblüht“, blickt er auf seine Zeit als Azubi.
„Ich wollte nicht nur im Büro sitzen“
Yvonne Meichsner kam durch ihr Praktikum bei der Stadt Worms auf die Idee, in ihrer Heimatstadt auch ihre Ausbildung zu absolvieren. „Ich habe ein Tischler- Praktikum gemacht, das mir super gefallen hat“, erzählt sie. Dabei habe sie sich einen Tag lang auch anschauen können, was man als Bauzeichnerin so macht. „Es hat mir gefallen, dass man nicht nur im Büro sitzt, sondern auch auf die Baustelle und zum Ausmessen fährt.“ Als Glück bezeichnet die heimatverbundene junge Frau ihre Lehrstellen-Wahl im Nachhinein: „Ich finde es schön, dass man vom Anfang bis zum Ende beim Er- stellen eines Gebäudes dabei ist.“ Nicht nur, weil ihr Vater Schlosser ist, bezeichnet sich Meichsner als „handwerklich nicht komplett unbegabt“. Als Bauzeichnerin kann sie nun alle Gewerke zugleich mit verantworten, hat viele Einblicke.
Nach der Prüfung Mitte des vorigen Jahres hat Yvonne Meichsner eine Stelle bei der Stadtverwaltung erhalten.
„Vor der Ausbildung hatte ich vor, mich zur Architektin weiterzubilden“, erzählt sie, „aber jetzt fühle ich mich als Bauzeichnerin wohl. Und die Möglichkeit, eine Techniker-Ausbildung zu machen, besteht ja noch.“ Öffentliche Gebäude, Schulen und Kitas, Denkmäler und Kulturstätten, Sanierungen und Neugestaltungen – das Spektrum ihrer Zuständigkeiten sei breit, die Arbeit interessant.
Einen anderen Weg hat Nils Kieslich gewählt. Nach seiner Lehre hat er drei Monate in der Buchhaltung gearbeitet und sich parallel zum Studium der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt eingeschrieben.
„Es war nicht von Anfang an klar, dass ich studiere. Der Plan hat sich im Laufe der Zeit ergeben“, erzählt er. An seiner ehemaligen Lehrstelle sei man durchaus enttäuscht gewesen, als er nach einer dermaßen erfolgreichen Abschlussprüfung weitergezogen ist. „Aber eine Rückkehr ist ja nicht ausgeschlossen. Die Ausbildung war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.“
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