02 | 2023

Ausbildung – auf dem Prüfstand

2022 entschieden sich wieder mehr Jugendliche in der Region für eine Ausbildung. Der Aufholprozess nach dem Corona-Tief läuft jedoch nicht überall gleich rund. 
Es geht wieder aufwärts: 3.689 neue Ausbildungsverhältnisse verzeichnete die IHK Rhein-Neckar im vergangenen Jahr. Das ist ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Pandemiejahr 2021. „Der Anstieg zeigt, dass wir beim Thema Ausbildung das Coronatief hinter uns gelassen haben und der Aufholprozess läuft“, sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel.
Trotzdem liegt die Zahl der neuen Ausbildungsverträge noch hinter denen des Vor-Coronajahres 2019, in dem 534 mehr junge Menschen eine Lehre begannen. Das liegt auch an der geringen Nachfrage: Seit Beginn des neuen Ausbildungsjahres blieben 777 Stellen unbesetzt. Die Zahl ist wahrscheinlich sogar noch höher, da nicht alle Unternehmen ihre offenen Plätze der Arbeitsagentur melden. „Gründe für die mangelnde Nachfrage sind teilweise demografische Effekte, vor allem aber die in der Corona-Zeit nur unzureichend funktionierende Berufsorientierung“, so Schnabel weiter. 
Das große Problem: Es sind inzwischen nahezu alle Branchen vom Azubi-Mangel betroffen. „Es sind gerade im ländlichen Raum die gewerblich-technischen Bereiche, die händeringend nach geeigneten Bewerbern suchen,“ sagt Dagmar Straub. Sie verantwortet bei der IHK die Fachkräftesicherung. So sank im Neckar-Odenwald-Kreis die Anzahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse auch im Vergleich zum Vorjahr gegen den Trend um über vier Prozent. Teilweise haben Betriebe keine einzige Bewerbung auf ihre Ausschreibungen erhalten, das IHK-Matching-Programm zur Vermittlung zwischen Unternehmen und jungen Menschen ist gefragter denn je. 

Dagmar Straub, IHK-Bereichsleiterin Fachkräftesicherung:
Es sind gerade im ländlichen Raum die gewerblich-technischen Bereiche, die händeringend nach geeigneten Bewerbern suchen.
Damit der verhalten positive Aufwärtstrend im Ausbildungsmarkt kein Strohfeuer bleibt, ist Handeln angesagt. „Um die duale Ausbildung dauerhaft zu sichern und zu stärken, brauchen wir Rückenwind von der Politik“, fordert der IHK-Präsident. So sollten insbesondere Defizite beim baulichen Zustand und der Ausstattung der Berufsschulen beseitigt werden und Betriebe, die angesichts des Fachkräftemangels verstärkt in Ausbildung investieren, steuerlich entlastet werden. 

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