Angespannte Situation für Unternehmen

Potsdam, 28. Mai 2025 – „Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage im Kammerbezirk der IHK Potsdam kann von Entwarnung noch keine Rede sein.“ Das sagt Dr. Christian Herzog, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, heute zur Veröffentlichung der Ergebnisse aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Potsdam. „Der IHK-Geschäftsklimaindex* legt zwar erneut leicht zu, kann den Stillstand-Wert mit 100,6 Punkten jedoch kaum überschreiten. So kämpfen viele Unternehmen in der Region weiterhin mit schwierigen Rahmenbedingungen. Besonders der Mangel an Fachkräften, hohe Kosten und die Unsicherheit bei politischen Entscheidungen belasten den unternehmerischen Alltag spürbar.“
Die konjunkturelle Lage im Kammerbezirk der IHK Potsdam bleibt demnach auch im Frühjahr 2025 trüb. Eine grundlegende Verbesserung ist nicht erkennbar, über alle Branchen hinweg zeichnet die Bewertung der aktuellen Geschäftssituation ein zurückhaltendes Bild. „Was wir jetzt brauchen, ist höchste Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik und eine konsequente Umsetzung angekündigter Maßnahmen. Nur so entsteht neues Vertrauen“, adressiert Dr. Christian Herzog an die neu gewählte Bundesregierung.
Während sich die aktuelle Lage vieler Unternehmen weiter zuspitzt, nimmt die Hoffnung auf Besserung erste Konturen an. Das zeigt die leicht gestiegene Bewertung der Geschäftserwartung um 6,4 Punkte auf nunmehr nur noch minus 9,6 Punkte.
„Auch wenn die Erwartungen sich damit weiterhin im negativen Bereich befinden, gibt es mit der neuen Berliner Koalition erstmals seit Langem wieder einen konkreten politischen Rahmen für Wachstum und Entwicklung. Der Koalitionsvertrag enthält zentrale wirtschaftspolitische Maßnahmen – etwa in den Bereichen der Investitionen, Steuererleichterungen und Unternehmensgründung. Das schafft Planungssicherheit. Kommt die Umsetzung jetzt zügig voran, könnte sich die Hoffnung der Betriebe in konkreten Investitions- und Beschäftigungsabsichten niederschlagen und im Laufe des Jahres daraus ein erster konjunktureller Impuls entstehen“, prognostiziert Dr. Christian Herzog.
Die größten wirtschaftlichen Risiken für die Unternehmen bleiben nahezu unverändert: An erster Stelle stehen Branchen übergreifend die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Dies geben zwei Drittel der Unternehmen an. Gefolgt vom anhaltenden Fachkräftemangel (54,3 Prozent). In der Industrie drücken weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise auf die Ergebnisse (67,0 Prozent). Im Handel, im Bau- und im Gastgewerbe stehen vor allem hohe Arbeitskosten im Fokus – hier nennen drei von vier Unternehmen diese als zentrales Geschäftsrisiko.
Der Arbeitsmarkt kühlt sich weiter ab. Die meisten Unternehmen rechnen mit stagnierender oder leicht sinkender Beschäftigtenzahl, einzig die Industrie zeigt sich vorsichtig optimistisch, hier erwartet knapp jedes dritte Unternehmen einen leichten Personalzuwachs in den kommenden Monaten. Insgesamt fällt hier die Bewertung von Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten deutlich besser aus.
Auch bei den Investitionen überwiegt Zurückhaltung: Die Zahl der aktuell investierenden Unternehmen bleibt im Jahresvergleich unverändert, liegt damit aber weiterhin deutlich unter dem Niveau von vor der Corona-Krise. Während aktuell zwei von drei Unternehmen investieren, waren es vor fünf Jahren noch rund 80 Prozent. Auch die Investitionsbereitschaft kann das Niveau der Vorbefragungen weitestgehend halten, verbleibt aber insgesamt auf niedrigem Niveau. Nur 22 Prozent planen mit steigenden Investitionen, ein Rückgang um 6 Punkte im Vergleich zum Jahresbeginn. Immerhin planen die Industrie und der Handel mit einem leichten Anstieg des Investitionsvolumens.
*Geschäftsklimaindex: Geometrisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage (neutral = 100).