Wirtschaft tritt auf der Stelle – Belastungen wachsen weiter

Potsdam, 16. Oktober 2025 – Die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Potsdam bestätigt den Stillstand der regionalen Wirtschaft: Der Geschäftsklimaindex* bleibt bei 100 Punkten.
“Die Unternehmen kämpfen mit steigenden Arbeitskosten und dem Fachkräftemangel. Bleiben echte Reformen aus, verliert unser Standort weiter an Wettbewerbsfähigkeit. Jetzt braucht es spürbare Entlastungen bei Abgaben und Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und eine Bildungsoffensive, die den Fachkräftebedarf langfristig sichert. Ohne verlässliche politische Rahmenbedingungen und klare Impulse für Planungssicherheit, Investitionen und Entlastungen wird sich nichts ändern. Was fehlt, sind Zusagen mit Schlagkraft, die Vertrauen schaffen und wirtschaftliche Dynamik ermöglichen“.
Ina Hänsel, Präsidentin der IHK Potsdam
Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die aktuelle Lage der Unternehmen in Westbrandenburg bleibt angespannt. Besonders bei den Handelsunternehmen fällt auf: Sie bewerten ihre Geschäftssituation so schlecht wie seit 20 Jahren nicht. Nur noch jedes zehnte Unternehmen meldet eine gute Geschäftslage. Auch das Gastgewerbe zeigt sich stark belastet. Etwas stabiler präsentieren sich die Dienstleistungsbranche und die Industrie. Mit Blick auf die kommenden Monate überwiegt die Skepsis: Zwar rechnen 14 Prozent der Betriebe mit einer Verbesserung, doch ein 25 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Damit bleibt die Unsicherheit hoch.
Das größte unternehmerische Risiko bilden weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (61,7 Prozent), dicht gefolgt von den gestiegenen Arbeitskosten (59,4 Prozent) und dem anhaltenden Fachkräftemangel (56,9 Prozent). Bei der aktuellen Umfrage geben 44,6 Prozent der Unternehmen an, offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können. Außerdem verzeichnen die Betriebe zunehmend einen rückläufigen Inlandsabsatz. Branchenspezifisch zeigen sich Unterschiede: Die Industriefirmen belasten zusätzlich hohe Energie- und Rohstoffpreise. Im Handel sieht eine deutliche Mehrheit die Arbeitskosten als zentrales Problem.
Am Arbeitsmarkt setzt sich die zurückhaltende Stimmung fort. 17,5 Prozent der Betriebe, unter ihnen meist größere mit mindestens 50 Beschäftigten aus dem Bereich Dienstleistungen und Industrie, planen einen Zuwachs. 22,9 Prozent der befragten Unternehmen, meist aus Handel und Gastgewerbe, erwarten sinkende Beschäftigtenzahlen. Sechs von zehn Firmen erwarten keine größere Veränderung mit Blick auf die Anzahl ihrer Mitarbeitenden. Insgesamt bleibt die Dynamik schwach, ein nennenswerter Beschäftigungszuwachs ist derzeit nicht in Sicht.
Die Investitionsbereitschaft bleibt insgesamt stabil: Knapp sieben von zehn Unternehmen planen weiterhin Investitionen. Industrie und Dienstleistungsbranche zeigen sich vergleichsweise zuversichtlich und wollen ihre Budgets teilweise ausweiten. Die Handelsbranche agiert zurückhaltender; im Gastgewerbe bremst Unsicherheit die Investitionspläne deutlich.
Über alle Branchen hinweg dominieren Ersatzinvestitionen, während echte Erweiterungs- oder Innovationsvorhaben nur vereinzelt gemeldet werden. Was die Umsatzerwartungen angeht, halten sich Optimismus und Pessimismus die Waage: Rund 27 Prozent rechnen mit steigenden Erlösen, etwa 26 Prozent mit Rückgängen. Allein die Industrie zeigt sich beim Exportgeschäft deutlich optimistischer.
Im stationären Einzelhandel und im Gastgewerbe dagegen geht die Mehrheit von sinkenden Umsätzen in den kommenden Monaten aus.
*Geschäftsklimaindex: Geometrisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage (neutral = 100).