Standortpolitik

Teltow-Fläming auf Wachstumskurs

IHK-Studie zum Wirtschaftsprofil & Gewerbeflächen bestätigt: Teltow-Fläming ist auf Wachstumskurs. Bedeutendes Wertschöpfungspotenzial hat der Ausbau der Lebensader B101. Der Anschluss an Gewerbegebiete in der Größe von 300 Fußballfeldern wäre dadurch möglich.
„Besonders wichtig ist es, die positiven Trends sowie die wirtschaftliche Dynamik der Region fortzuführen und noch zu beflügeln.“
Das sagte Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, heute bei der Vorstellung der IHK-Studie „Wirtschaftsprofil und Gewerbeflächengutachten Teltow-Fläming 2025“ (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 14541 KB) in Luckenwalde.
„Hierzu sind weitere Infrastrukturmaßnahmen dringend erforderlich wie beispielsweise der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Breitbandnetzes.“
Dazu, so Tobias, gehöre auch eine stärkere Profilierung von Gewerbeflächenstandorten für spezielle Zielgruppen. Eine Fokussierung auf wissensintensive Industrien und damit auf Technologieunternehmen wäre ebenfalls zielführend.
„Die Inbetriebnahme des neuen Flughafens Berlin Brandenburg dürfte sich positiv auf das entsprechende Ansiedlungsgeschehen auswirken. Zum Erhalt der Funktion als logistische Drehscheibe müssen – aufgrund der Flächenknappheit im erfolgreichen Güterverkehrszentrum Großbeeren – weitere Logistikstandorte entwickelt werden.“
Die Studie beinhalte auf der Grundlage der Analyseergebnisse wichtige standortpolitische Leitlinien und Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung des Landkreises Teltow-Fläming. So gebe es bei vielen untersuchten Indikatoren ein Nord-Süd-Gefälle. Deshalb, so Tobias, sollten Maßnahmen ergriffen und Projekte entwickelt werden, die das Ungleichgewicht im Kreis abmildern helfen.
„Eine wichtige Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der von Norden nach Süden verlaufenden Bundesstraße B 101 zu. Sie stellt die Lebensader des Kreises Teltow-Fläming dar. Entlang dieser Achse können weitere Wertschöpfung und Arbeitsplätze für den gesamten Kreis erschlossen werden.“
   

Teltow-Fläming mit hoher Entwicklungsdynamik

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich der Landkreis Teltow-Fläming auf Wachstumskurs befindet. Seit dem Jahr 2011 ist die Zahl der Einwohner um 2,5 Prozent angestiegen, während der Zuwachs im Bundesland Brandenburg bei 1,3 Prozent lag. Heute leben rund 163.550 Menschen im Kreis. Prognosen gehen auch für die Zukunft von einem Bevölkerungswachstum aus. Das Wachstum basiert vor allem auf Zuwanderung – u. a. aus Berlin.
Die Zahl der Beschäftigten ist im Kreis Teltow-Fläming im Zeitraum 2008 bis 2015 um 12,3 Prozent auf rund 57.425 Beschäftigte angestiegen. Auch hier lag der Zuwachs über dem Landesdurchschnitt von Brandenburg (+7,7 Prozent). Gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen stark zurückgegangen. Lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2008 noch bei 10,5 Prozent, betrug sie im Jahresdurchschnitt 2015 nur 6,7 Prozent. Bei den Beschäftigten zeigen sich intensive Pendlerverflechtungen mit Berlin. Gerade der nördliche Teil des Kreises generiert eine hohe Zahl an Einpendlern aus der Bundeshauptstadt und profitiert vom Arbeitskräftepotenzial Berlins.

BIP über dem Bundesdurchschnitt

Die Industrie hat einen hohen Stellenwert im Landkreis: Im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten rund 24 Prozent bzw. rund 14.000 Menschen. Teltow-Fläming hat einen hohen Besatz an sogenannten wissensintensiven Industrien. Der entsprechende Beschäftigtenanteil liegt bei 14,3 Prozent und damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von Brandenburg (6,1). Wissensorientierte Industrien gelten als exportorientiert. Die Exportquote der Industrie liegt im Kreis bei 52,3 Prozent und damit um 24,3 Prozentpunkte über dem Landes- und 6,0 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Auffällig ist weiterhin die überdurchschnittliche Entwicklung der industriellen Wertschöpfung (+74 Prozent im Zeitraum 2008 bis 2014) und der Produktivität. Mit 68.876 Euro wird im Kreis ein höheres Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen erwirtschaftet als im Land Brandenburg (57.665 Euro) und als in Deutschland (68.277 Euro).
Der Norden des Kreises ist eine der Logistikdrehscheiben der Logistikregion Berlin. Im Güterverkehrszentrum (GVZ) in Großbeeren haben sich zahlreiche Logistikunternehmen angesiedelt. Im Zeitraum von 2008 bis 2015 stieg die Zahl der Beschäftigten in der Logistik kreisweit – und dabei schwerpunktmäßig im Norden – um 1.681 Personen auf insgesamt rund 6.500 an. Damit gehört die Logistik, neben dem Handel, dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie dem Baugewerbe zu den Wachstumsgewinnern im Kreis.

Nord-Süd-Gefälle beim Gewerbeflächenumsatz

Rund jeder zweite Arbeitsplatz im Landkreis Teltow-Fläming ist gewerbeflächenrelevant. In den letzten zehn Jahren wurden in Teltow-Fläming rund 1,94 Millionen Quadratmeter an Gewerbeflächen vermarktet. Dies entspricht 19,4 Hektar pro Jahr. Hiervon entfielen 16,4 Hektar pro Jahr (84,5 Prozent) auf den Norden, 2,3 Hektar/Jahr auf die Mitte und 0,7 Hektar/Jahr auf den Süden. Ein großer Teil der Flächennachfrage bezog sich dabei auf Logistik (Anteil von 55,7 Prozent am gesamten Flächenumsatz).
Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 55 Industrie- und Gewerbegebiete mit einem Flächenumfang von 1.657 Hektar im Kreis erfasst. Davon waren nach grober Schätzung noch ca. 292 Hektar frei.

Orientierungsrahmen 150 Hektar bis 2025

Der Orientierungsrahmen der zukünftigen Flächennachfrage bis zum Jahr 2025 beträgt 150 Hektar (netto). Davon entfallen 90 Hektar auf das klassische Gewerbe, Handwerk und ergänzende Nutzungen und ca. 60 Hektar auf Logistik.
Im Abgleich mit den freien Flächen in den bestehenden Gewerbegebieten (292 Hektar) wird deutlich, dass das Flächenpotenzial rein quantitativ bis zum Jahr 2025 ausreichend ist. Erst ab dem Jahr 2030 dürften vor allem im Norden und in der Mitte des Kreises Flächenengpässe entstehen. Der Süden verfügt aufgrund einiger großer Konversionsstandorte über ein vergleichsweise hohes Flächenpotenzial.

Gutachten stützt regionale Wirtschaft

Die IHK Potsdam hat ihrem Leitbild folgend das Beratungsinstitut Georg Consulting aus Hamburg mit der Erstellung eines Wirtschaftsprofils und Gewerbeflächengutachtens für den Landkreis Teltow-Fläming beauftragt. Das vorliegende Gutachten untersucht die wirtschaftlichen Entwicklungstrends des Kreises sowie den Gewerbeflächenbedarf des Kreises bis zum Jahr 2025. Durch das vorliegende Gutachten liegt nunmehr ein unabhängiger Blick von außen auf den Kreis vor. Mit den Ergebnissen will die IHK Potsdam die Kommunen und Wirtschaftsförderer des Kreises und damit die regionale Wirtschaft unterstützen. Die Ergebnisse können und sollen zur Weiterentwicklung des Kreises beitragen.