Infrastruktur

Flughafen BER

Am 31. Oktober 2020 öffnete endlich der Hauptstadtflughafen BER. Der Start war durch Corona und ist es weiterhin schwierig, aber die regionale Wirtschaft freute sich trotzdem darauf. Der Standort ist gut gewählt und die Wirtschaft in der Hauptstadtregion, die sich in den letzten zehn Jahren gut entwickelt hat, wird davon profitieren. 
Mit der BER-Inbetriebnahme ist für die Hauptstadtregion ein enormer Wertschöpfungsimpuls verbunden. Zusammen mit einer herausragenden öffentlichen Nahverkehrsanbindung wird sich die dynamisch-positive Wirtschaftsentwicklung weiter beschleunigen. Ganz konkret sehe ich den Großflughafen als einen Motor für Industrieansiedlungen, Innovation und Internationalisierung.
Andrea Vock, Geschäftsführerin UVA Kommunikation und Medien GmbH, Präsidialmitglied der IHK Potsdam

Handlungsbedarf: 90 Prozent mehr Verkehr

Zur Eröffnung gehört auch die Infrastruktur um den Flughafen herum. Die Grundlagenermittlung Verkehr in der Flughafenregion des BER ermittelte das aktuelle und künftige Verkehrsaufkommen für die Jahre 2020, 2025, 2030 und 2040 in einem Radius von 30 Kilometern um Schönefeld.
Ohne die aktuellen Veränderungen durch die Corona-Pandemie einzurechnen, prognostiziert die Untersuchung aus dem Jahr 2019, dass die Verkehrsbelastung, durch das Wachsen der Gemeinden, der Gewerbestandorte sowie durch die Eröffnung und das weitere Wachstum des Großflughafens BER stark zunehmen und die zukünftige Verkehrssituation sehr herausfordernd wird. Durch die Corona-Pandemie wird diese Entwicklung zeitlich ein wenig verzögert werden, aber nicht aufgehoben. 
Von 34,7 Millionen Fluggästen in 2018 soll die Fluggastnachfrage auf 55 Millionen in 2040 wachsen. Außerdem wird das Verkehrsaufkommen durch die Gewerbeentwicklung und stark wachsenden Einwohnerzahlen in der Flughafenregion deutlich steigen. Bis 2040 wird hier mit über 67 000 neuen Einwohnern und 1 100 Hektar neuen Gewerbeflächen zu rechnen sein, 600 Hektar davon allein in Schönefeld. Durch diese Entwicklung werden 135 000 neue Arbeitsplätze bis zum Jahr 2040 erwartet. Durch die dynamische Entwicklung der Region werden die Verkehrsmengen zunehmen und die Infrastruktur belasten. Die Bundesautobahnen werden stärker belastet, insbesondere die Autobahnen A100/A113 in Berlin mit beschränkten Ausbaumöglichkeiten. Auch im ÖPNV ist mit einer stark steigenden Fahrgastnachfrage zu rechnen. Der Flughafenbahnhof wird von Pendlern in Richtung Berlin zunehmend als Umsteigebahnhof genutzt. Linien wie der RE2 und RE4 weisen in Spitzenzeiten hohe Auslastungen auf, ihr Angebot sollte ausgeweitet werden. Die Angebote im landesüberschreitenden Busverkehr (X7, X71) sind im Jahr 2040 überlastet. Für die Beschäftigten an den Gewerbestandorten sind die Angebote im regionalen Busverkehr nicht attraktiv genug. Hier ist die Nachfrage größer als die Kapazitäten der stündlichen Fahrten.
Um die Verkehrsanbindung des Flughafens BER und dessen Umfeld den Nutzerzahlen, die mit Abflauen der Corona-Pandemie wieder steigen werden, anzupassen, haben die IHKs einen Maßnahmenkatalog erarbeitet und mit den Kommunen abgestimmt. Diese Maßnahmen gilt es nun umzusetzen:
Anlass der Berlin-Brandenburger IHK-Studie war, dass sich das Fluggastaufkommen der Berliner Flughäfen in den letzten zehn Jahren weit positiver entwickelte als einst prognostiziert, was mittel- bis langfristig nach Corona ebenso wieder zu erwarten ist. Bisherige Planungen stützten sich auf eine überholte Datenbasis. Die Betrachtung der gesamten länderübergreifenden Flughafenregion, ein Überblick zum Verkehr und zur künftigen Verkehrsentwicklung der umliegenden Flughafengemeinden ist neu. Die Studie wurde von den Verkehrsplanungsbüros SPV Spreeplan GmbH Berlin und PST Werder (Havel) erstellt.
Maßnahmen für den Straßenverkehr
  • Fertigstellung der Autobahnanschlussstelle Hubertus und Ersatzbau der Brücke A 117 (Herstellung vier Fahrstreifen) (bis 2025)
  • Herstellung der Autobahnanschlussstelle Kiekebusch (bis 2025)
  • Herstellung der Jürgen-Schumann-Allee im Abschnitt Schönefeld alt und Herstellung der Autobahnanschlussstelle Schönefelder Seen mit Anschluss an vierstreifigen Bypass zum BER (bis 2030)
  • Bau der Transversale (Querverbindung) Hubertus – Waltersdorf (bis 2020)Transversale zweiter Bauabschnitt: Verbindung der Gewerbegebiete südlich und nördlich der Eisenbahntrasse, Brückenbau notwendig (bis 2025)
  • Optimierung des Verkehrsflusses auf der A 100/A 113 (Vermeidung Tunnelsperrung)
  • Optimierung an identifizierten Knotenpunkten Schönefeld Süd, Schönefeld Nord, Waltersdorf, Rangsdorf, Großbeeren und weitere
  • Ausbau der A 13 (südlich des AD Schönefelder Kreuzes) (ab 2030 nötig)

Maßnahmen für Regionalbahn, S+U-Bahn und Bus
  • Sicherstellung der Inbetriebnahme der Dresdner Bahn (ab 2025)
  • Umsetzung der Planungen des Landesnahverkehrsplanes und deren Angebotsausweitungen (umsteigefreie Direktverbindung Cottbus-BER-Berlin)
  • Verbesserte Anbindung Südbrandenburgs an BE: Angebotsausweitung im Regionalverkehr insbesondere RE 2 zur Bedienung der hohen Nachfrage (z. B. durch Taktverdichtung, größere Fahrzeuge), Ausbau und Entflechtung am Bahnhof Königs Wusterhausen, Zweigleisiger Ausbau Cottbus-Lübbenau
  • Angebotsausweitung im Busverkehr: Angebotsausweitung X7/X71 und Neuerschließung der Gewerbegebiete und Bedienung der Bahnhöfe mit engen Vertaktungen zum Bahnverkehr
  • Umsetzung von S-Bahn-Verlängerungen ins Berliner Umland
  • Verlängerung der U 7 bis zum BER
  • SPNV Angebote in Schönefeld beibehalten
  • Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs durch Park & Ride an den Bahnhöfen in Brandenburg

Mehr Langstreckenflüge dringend erforderlich

Ein weiterer Punkt in der notwendigen Entwicklung des neuen Flughafens für die Zeit nach der Corona-Pandemie ist das Angebot an Langstreckenflügen. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg sind drei von vier Unternehmen unzufrieden bis sehr unzufrieden mit dem aktuellen Langstreckenangebot in Berlin. Bedarf besteht vor allem an direkten Verbindungen nach Asien und in die USA. Die Initiative für mehr Langstreckenverbindungen, bestehend aus den IHKs Berlin und Brandenburgs, Berlin Partner, DEHOGA Berlin, DEHOGA Brandenburg, DGB Berlin-Brandenburg, Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V., TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, UVB Berlin-Brandenburg, visitBerlin und der Wirtschaftsförderung Brandenburg, hatte auf Basis einer Unternehmensbefragung sowie einer beauftragten Studie des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V. (diwf e.V.) analysiert, welche aktuellen und potentiellen Langstreckendestinationen für die hiesige Wirtschaft von besonderer Bedeutung sind. 
Die Eröffnung des BER bringt uns unserem Ziel näher: Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Deutschland und in Europa an die Spitze zu bringen. Nun fehlen noch die wichtigen und von uns immer wieder geforderten Langstreckenverbindungen zu den Weltmetropolen sowie das Bekenntnis großer Fluggesellschaften, diesen Weg mit beschreiten zu wollen.
Peter Heydenbluth, Präsident der IHK Potsdam, Geschäftsführer ERV GmbH Entsorgung-Recycling-Verwertung
Von Berlin aus werden im Normalbetrieb lediglich sieben Langstrecken-Destinationen direkt angeflogen. Damit liegt Berlin im Vergleich der europäischen Hauptstädte mit direkten Langstreckenanbindungen auf Platz 20 von 26. Diese Platzierung war Anlass für eine Umfrage unter Unternehmen aus Berlin und Brandenburg zu ihren Langstreckenbedarfen. Befragt wurden 150 Unternehmen mit insgesamt mehr als 14.000 Mitarbeitern. 80 Prozent der Befragten pflegten ihre ausländischen Geschäftsbeziehungen mit dem außereuropäischen Ausland. Hochgerechnet ergab sich aus der Umfrage, dass die Unternehmen aus Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr 1,55 Millionen Langstreckenflüge unternahmen.
Das Deutsche Wissenschaftliche Institut für Tourismusforschung e.V. kommt in seiner Analyse auf 15 potentielle Zielmärkte, die aus Sicht der Metropolregion Berlin-Brandenburg besonders attraktiv sind. Auch hier liegen elf der 15 Zielmärkte im asiatischen Raum.
Die Hauptstadtregion braucht ein leistungsfähiges Flughafensystem. Der Flugplatz Schönhagen hat darin bereits seine Nische gefunden und erfolgreich entwickelt.  Allgemeine Luftfahrt, Geschäftsluftfahrt sowie Forschung- und Entwicklung haben zu vielen interessanten Firmenansiedlungen geführt. Neue Projekte lassen die emissionsarmen Zukunftstechnologien in greifbare Nähe rücken. Die Eröffnung des BER wird die Luftverkehrswirtschaft Berlin Brandenburgs in das schon lange verdiente, positive Licht rücken und ihr neue Impulse bescheren. Daher wünschen wir dem großen Bruder einen guten und reibungslosen Start.
Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn, Geschäftsführer Flugplatz Schönhagen