Nr. 5263194
Service & Beratung

Konjunkturumfrage

Die IHK Potsdam befragt dreimal im Jahr die regionale Wirtschaft zur aktuellen konjunkturellen Lage und den Erwartungen für die künftige Entwicklung. Die Auswertungen erfolgen für die Gesamtwirtschaft sowie auch für einzelne Branchen. Die Rückmeldungen fließen in die bundesweite Auswertung des DIHK ein und dienen der Interessensvertretung der IHK gegenüber politischen Entscheidungsträgern.

Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2025: Wirtschaft weiter in der Seitwärtsbewegung

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage der Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg unter knapp 3.000 Mitgliedsunternehmen aus dem Januar lassen wenig Zuversicht auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung aufkommen.
Torsten Stehr, Geschäftsführer Wirtschaft IHK Potsdam: Die Investitionsbereitschaft der gewerblichen Wirtschaft bleibt zu schwach, um die Konjunktur anzukurbeln. Hohe Preise, gestiegene Zinsen und schlechte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen führen dazu, dass fast 40 Prozent der Unternehmen in der Gesamtregion gar nicht investieren – vor der Corona-Pandemie war es nur ein Viertel. Das ist nachvollziehbar, denn ohne verlässliche Rahmenbedingungen setzen Unternehmen kein Kapital ein, um Standorte auszubauen, Innovationen voranzutreiben oder Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen. Das bremst nicht nur die Innovationskraft, sondern schwächt auch die Wettbewerbsfähigkeit. Daher ist die neue Politik gefordert, zügig eine Wachstumsstrategie zu entwickeln und umzusetzen – mit deutlich weniger Bürokratie, niedrigeren Steuern und gezielten Investitionsanreizen.“

Geschäftsaussichten weiter auf niedrigem Niveau

Die Geschäftslage der Gesamtwirtschaft verbessert sich im Vorjahresvergleich nicht merklich. Mit 17,4 Punkten befindet sich der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen zwar auf dem höchsten Wert seit Frühsommer 2023, verbleibt jedoch weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Coronapandemie. In der Industrie zeigt sich weiterhin nur rund jedes vierte Unternehmen im Kammerbezirk mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Auch der Handel kommt nicht in Fahrt. Mit Blick auf die Geschäftserwartung hat sich die Einschätzung der Wirtschaft im Kammerbezirk zuletzt leicht verbessert, verbleibt aber mit minus 16 Punkten tief im pessimistischen Bereich. Grund für den leichten Anstieg ist lediglich, dass mehr Unternehmen mit einer gleichbleibenden als mit einer verschlechterten Lage rechnen – kurzum: Die weite Mehrheit der Unternehmen rechnet in den kommenden 12 Monaten mit einer Stagnation. Der Anteil der Befragten, die von einer Verbesserung der Geschäftslage ausgeht, ist sogar leicht rückläufig. Nur jedes zehnte Unternehmen gibt dies an. Leicht positiver blickt nur die Dienstleistungsbranche auf das laufende Jahr. Aber auch hier geben mehr Unternehmen an, mit einer Verschlechterung der Geschäftslage zu rechnen.
Auch in der Industrie blickt man verhalten in die Zukunft. Neun von zehn Industriebetrieben geht von einer gleichbleibenden oder schlechteren Geschäftslage aus. Immerhin: Die erwarteten Exporte steigen leicht an. Aktuell geht jedes vierte Unternehmen der Branche von zunehmenden Exporten aus, ein Anstieg um 6 Prozentpunkte.

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als größtes Geschäftsrisiko

Mit deutlichem Abstand liegen in der aktuellen Umfrage auf dem ersten Platz der Nennungen die Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen geben die aktuellen Rahmenbedingungen als größtes wirtschaftliches Risiko für ihre Geschäfte an. Mehr als jeder zweite märkische Betrieb nennt die hohen Arbeitskosten und den weiterhin starken Fachkräftemangel als zentrales Risiko. Der Inlandsabsatz landet auf Rang vier, allerdings mit stetig zunehmenden Werten in den vergangenen zwei Jahren. Die Angabe der Risiken unterscheidet sich je nach Branche stark.
In der Industrie liegen die Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der Inlandsabsatz mit 70 Prozent als Wirtschaftsrisiken gleichauf. Der Handel leidet neben den allgemeinen Rahmenbedinungen unter der sich verfestigenden Konsumflaute. Im Gastgewerbe dominieren bei knapp drei Viertelen der Betriebe die hohen Arbeitskosten. Im Baugewerbe verzeichnen nahezu acht von zehn Unternehmen einen Engpass. Für die Firmen der Dienstleistungsbranche sind die Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das drängendste Problem.

Branchenübergreifend weiterhin leichter Rückgang von Beschäftigtenzahl erwartet

Die Abkühlung am Arbeitsmarkt macht sich auch in der Personalplanung der Unternehmen im Kammerbezirk bemerkbar. Der Gesamtindikator zur Beschäftigtenentwicklung bleibt weiterhin unterhalb der Wachstumsschwelle von null Punkten. Das Gros der Betriebe geht von einer gleichbleibenden Personaldecke in der nahen Zukunft aus. Nur die Dienstleistungsbranche erwartet eine leichte Zunahme der Beschäftigten.

Investitionsbereitschaft steigt wieder leicht an

Nach einem starken Rückgang der Investitionsbereitschaft in der letzten Befragung des Jahres 2024, steigt der Anteil der investierenden Unternehmen zu Jahresbeginn wieder an, kann das Niveau der letzten zwei Jahre jedoch nicht übertreffen. Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen investieren. Auch der Anteil der Unternehmen, der mit steigenden Investitionen rechnet, steigt leicht an und erreicht mit 28 Prozent immerhin den höchsten Wert seit fünf Befragungen. Spitzenreiter ist die Industrie: Hier plant über ein Drittel mit steigenden Investitionsausgaben. Hauptmotiv für Inlandsinvestitionen bleiben Ersatzbedarfe. In der Industrie nennt jedes zweite Unternehmen Rationalisierung als Hauptmotiv.

*Geschäftsklimaindex: Geometrisches Mittel der Salden aus positiven & negativen Einschätzungen der aktuellen & der erwarteten Geschäftslage (neutral = 100).
Lukas Gärtner
Referent Grundsatzfragen Wirtschaftspolitik
Geschäftsbereich Wirtschaft