Manches ändert sich nie

Rheinbrücken - schon immer "eine dringende Nothwendigkeit"

Eine gut ausgebaute Infrastruktur ist eine der Grundvoraussetzungen für eine florierende Wirtschaft - das gilt heute und war auch vor 175 Jahren nicht anders. Eine Forderung wird dabei seit der Frühzeit der IHK unverändert gestellt: Die Region braucht mehr Rheinbrücken.
"Nein, die Rheinbrücken reichen nicht." Jürgen Vogel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz und Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik, findet klare Worte. Sowohl zwischen Mannheim und Ludwigshafen als auch im Süden der Pfalz sieht er die Notwendigkeit für weitere Querungen über den Rhein. "Wir haben entlang des Rheins relativ wenige Brücken, die aber immer mehr Verkehr aufnehmen müssen. Hier gibt es wachsende Probleme", weiß Vogel. Als Beispiel nennt er die Wörther Rheinbrücke, die für 30.000 Fahrzeuge ausgelegt ist, aber von bis zu 100.000 am Tag genutzt wird. Er ist sich sicher, dass weitere Rheinquerungen in Zukunft diskutiert werden.

Eine feste Rheinbrücke muss her

Es ist eine Diskussion, die fast so alt wie die IHK ist. Denn schon zu Jahresbeginn 1850 wiesen Pfälzer Industrielle in einer Denkschrift auf das Erfordernis einer festen Rheinbrücke hin. Es galt, den bereits damals rasant wachsenden Verkehrsknotenpunkt Ludwigshafen an das überregionale Schienennetz anzubinden, um der Wirtschaft neue Absatzmärkte zu erschließen. Schließlich war Ludwigshafen seit 1849 Endpunkt der "Ludwigsbahn", die von den saarländischen Kohlerevieren kam, und zugleich auch damaliger Endpunkt der Rheinschifffahrt am Oberrhein.
Der Ludwigshafener Unternehmer Paul Giulini beantragte in der Sitzung der Pfälzischen Handels- und Gewerbekammer am 15. Januar 1857 den Bau einer Rheinbrücke, die eine "dringende Nothwendigkeit" sei. Bei der folgenden Sitzung ein Jahr später - die Kammer trat damals nur einmal im Jahr für wenige Tage zusammen - wieder holte der Ludwigshafener Unternehmer den Antrag. Mit einer Fähre für Güterwagen gab es dann ab 1863 zwar noch keine befriedigende, aber wenigstens provisorische Lösung. Denn bei Frost oder hohen Pegelständen musste sie ihren Betrieb einstellen.

1867 ist die erste Rheinbrücke fertig


Über zehn Jahre machte sich die Kammer für den Bau einer festen Rheinbrücke stark, bis es dann 1867 dann so weit war: Die Eisenbahnbrücke zwischen Ludwigshafen und Mannheim war fertig. Doch die Freude sollte nicht lange währen - 1913 schon bezeichnete die Handelskammer die Zustände auf der Brücke wegen der starken Verkehrszunahme als unhaltbar und strebte den Bau einer neuen Rheinbrücke an. 1927 setzte die IHK Pfalz alles daran, dass gleich drei Rheinbrücken gebaut werden sollten: in Ludwigshafen, Speyer und Maxau.
Die Kammer war der Überzeugung, "dass die befriedigende Lösung der Rheinbrückenfrage für die Pfalz von größter Wichtigkeit ist" und bat die zuständigen politischen Instanzen dringend, die Verhandlungen aufzunehmen. 1929 erklärte der Präsident der IHK, Dr. Hermann Troeltsch: "Eine besondere Crux stellen die in ungenügender Zahl vorhandenen und soweit vorhanden, durchaus unzulänglichen Rheinbrücken dar." Ein Satz, der genauso im Jahr 2018 seine Gültigkeit hat.