Was tun mit LCKW im Boden?

Fast 100 Experten für Altlasten trafen sich am 13. September 2019 zum 25. Bodenschutzforum in Cottbus. Dieses stand ganz im Zeichen von leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW). Mittelpunkt der Veranstaltung war der Schadensfall am Standort des ehemaligen VEB Potsdamer Chemiehandel (PCH) in der Cottbuser Parzellenstraße.
Umweltdezernent Thomas Bergner überbrachte zu Beginn der Veranstaltung ein Grußwort der Stadt Cottbus. Dabei hob er besonders hervor, dass Cottbus auch viel Anderes und Schöneres zu bieten habe als Altlasten. Cottbus sei eine grüne Stadt mit zirka 55.000 Bäumen im öffentlichen Raum, verfüge über ein beeindruckendes Parkensemble, eine schöne Altstadt und eine lebhafte Kulturszene. Mit dem Cottbuser Ostsee entsteht in den nächsten Jahren der größte künstliche See Deutschlands.
PCH-Standort in Cottbus
In seinem anschließenden Vortrag stellte Thomas Bergner die Vorgeschichte des Standortes vor. Nach verschiedenen Vornutzungen, war am Standort ab 1954 der VEB Potsdamer Chemiehandel tätig. Dabei gelangten durch unsachgemäßes Arbeiten und eine Havarien erhebliche Schadstoffmengen in das Erdreich. Erste Untersuchungen im Jahr 1992 brachten eine dramatische Altlastensituation zu Tage. Um eine Entwicklung des Grundstückes zu ermöglichen, erwarb die Stadt Cottbus im Jahr 1998 das Grundstück. Geplant war eine Erweiterung des Stadtrings, die Errichtung eines Parkplatzes und eines multifunktionellen Veranstaltungsplatzes. Nach der erfolgten Altlastenfreistellung begann im Jahr 1999 eine intensive Projektgruppenarbeit. Bisher wurden am Standort 12,9 Millionen Euro investiert. Bis zum Projektabschluss im Jahr 2023 werden Gesamtkosten von zirka 20,6 Millionen Euro prognostiziert.
Klaus Greulich vom Lausitz-Märkischen Ingenieurbüro (LMI) stellte anschließend Sanierungskonzept und Sanierungsstand detailliert vor. Die Untersuchungen ergaben, dass der Schaden bis in eine Tiefe von etwa 40 Meter reicht. Im Wesentlichen stammen die Schadstoffe aus zwei Quellbereichen, als Ostschaden und Westschaden bezeichnet. Das waren früher die Bereiche, in denen die Kesselwagenentladung erfolgte. Nach der erfolgten umfangreichen Analyse wurden Eingreif- und Sanierungszielwerte standort- und nutzungsspezifisch festgelegt. Erste Sanierungsmaßnahmen hatten neben einer umfangreichen Bodenluftabsaugung eine Abstromsicherung zum Ziel, das heißt, es wurde die weitere Schadstoffmigration mit dem Grundwasserabstrom unmittelbar hinter dem Westschaden gestoppt. Grundwasser wird über zwei Entnahmebrunnen kontinuierlich mit insgesamt 15 m³/h abgepumpt und über eine Aufbereitungsanlage abgereinigt. Auf diese Weise konnten bisher rund 14 Tonnen LCKW aus dem Grundwasser entfernt werden.
Neben der weiterhin zu betreibenden Abstromsicherung wird nun im nächsten Schritt mit der Sanierung der Schadensquellen begonnen. 
Erfahrungen aus Bernau
Peter Hein von der Sensatec GmbH schilderte seine Erfahrungen aus einem Sanierungsfall in der Stadt Bernau bei Berlin. Hier gelangten aus einer ehemaligen Wäscherei der WGT-Streitkräfte rd. 150 Tonnen Reinigungsmittel (Tri) in den Untergrund. Eine teilweise Sanierung erfolgte an diesem Standort mittels Eisengranulat in einer Reaktoranlage. Im Rahmen des hierzu seitens des BMBF geförderten Forschungsvorhabens („RUBIN“) konnten hier wichtige und interessante Erkenntnisse gewonnen werden. Im Laufe des Reaktorbetriebes, der 2016 beendet wurde, traten immer wieder überraschende Effekte auf, unter anderem mikrobiologische Abbau- und Umbauvorgänge, gasförmige Stickstoffakkumulationen und Verfestigung des Eisengranulats unter anderem durch im Grundwasser enthaltenes Silizium. Trotz der aufgetretenen Probleme konnte ein positives Fazit gezogen werden. Für bestimmte Anwendungsfälle unter Beachtung der konkreten Gegebenheiten stellt die Sanierung mittels Eisengranulat eine durchaus geeignete Sanierungsmethode dar.
Die etwas andere Sanierung in Forst
Maik Müller von der unteren Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde des Landkreises Spree-Neiße stellte am Beispiel der LCKW-Kontamination in der Stadt Forst eine „etwas andere“ Sanierung vor. Eine ehemalige Textilreinigung hat an diesem Standort zu einer LCKW-Belastung des Bodens geführt. In den 1990iger Jahren wurden jedoch sämtliche Gebäude rückgebaut und nach Bodenaustausch bis 3,3 Meter Tiefe ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude errichtet. Damit lässt sich jetzt eine weitere Quellsanierung finanziell nicht mehr darstellen. So bleibt in diesem Fall als realisierbare Maßnahme lediglich ein umfangreiches Monitoring der Schadstofffahne. Diese erstreckt sich mittlerweile über 2,5 bis 3 Kilometer in nördliche Richtung. Im Bereich der Schadstofffahne sind besonders bei Tiefbaumaßnahmen und in Kellerräumen Maßnahmen des Gesundheitsschutzes zu beachten. Darüber hinaus gilt ein Grundwassernutzungsverbot. Das entwickelte Monitoringkonzept ist für eine Laufzeit von 200 Jahren festgelegt. Jährlich werden Berichte erstellt und alle fünf Jahre wird geprüft, ob es nach dem Stand der Technik Sanierungsmöglichkeiten gibt.
Im Anschluss an die Vorträge konnten die Veranstaltungsteilnehmer noch die Sanierungsanlage besichtigen. Diese wurde sehr kompetent von Jens Leonhardt von der Züblin Umwelttechnik GmbH erläutert.
Die Vortragsunterlagen senden wir auf Anfrage gerne zu.