Wirtschaft braucht Wege

Innovative Brücke für die Zukunft der Ostbahn 

Im Jahr 1857 wurde die erste Brücke über die Oder für die Ostbahn fertiggestellt. Im Jahr 2022 sollte eine neue Brücke, das modernste und leistungsfähigste Modell, fertigstellt werden. Leider konnte dieser Termin nicht gehalten werden. Material- und Personalengpässe bei Baufirmen beeinflussen auch den Neubau der Oderbrücke für die Bahn in Küstrin. Es hat sich außerdem gezeigt, dass der niedrige Wasserstand der Oder beim Abbau der alten Brücke eine große Herausforderung ist. Die Bauweise musste noch einmal angepasst werden, um unabhängig vom Wasserstand arbeiten zu können. Dennoch überwiegt die Freude über das neue Bauwerk. Modern ist die Brücke deshalb, weil hier erstmals weltweit einmalig im Eisenbahnverkehr, eine Netzwerkbogenbrücke mit Carbonhängern zum Einsatz kommt. Und leistungsfähig wird sie allemal sein, weil man statt mit 30 km/h nun mit 120 km/h die Oder überqueren wird. Der Neubau bietet ebenfalls genügend Platz für eine spätere Elektrifizierung. In der Zukunft könnte ein Fahrdraht installiert werden. Und:  die Brücke ist selbstverständlich zweigleisig ausgeführt.  
Mit unseren Partnern, allen voran der Interessengemeinschaft Ostbahn, haben wir auf verschiedenen Wegen bei der Landes- und Bundesregierung auf die überregionale Bedeutung der Ostbahn hingewiesen. Auch die Zusammenarbeit mit Polen steht für uns in einem starken Fokus, dabei hilft hauseigene Expertise, wie die des Kollegen Jacek Jeremicz. Sein herausragendes Engagement, welches deutlich über das Projekt Ostbahn hinausgeht, wurde im Mai 2022 mit der Europaurkunde des Landes Brandenburg gewürdigt. Darauf sind wir als IHK Ostbrandenburg sehr stolz.  

Herausforderung der Ingenieurskunst eröffnet 

In Ostbrandenburg ist die nächste Binnenschifffahrtsroute nicht weit. Insbesondere für Schüttgüter, Großraumtransporte oder auch den Transport von Containern ist das Binnenschiff eine klimafreundliche Alternative zum Transportweg Straße. Natürlich spielt die Bahn hier ebenfalls eine große Rolle, doch sind die Kapazitäten in unserer Region beinahe komplett ausgeschöpft. 
Da kommt die Binnenschifffahrt ins Spiel und mit ihr ein Bauwerk, welches bisher nur mit dem 1934 in Dienst gestellten älteren “Bruder” zu vergleichen ist. Die Rede ist vom neu eröffneten, Schiffshebewerk Niederfinow (Nord). Nach 14 Jahren Bauzeit, mit einer Verzögerung von acht Jahren und einer Verdopp elung der ursprünglich geplanten Kosten, wurde das Bauwerk am 4. Oktober 2022 feierlich eröffnet. Seitdem können auch größere Containerschiffe den Oder-Havel-Kanal passieren. Insgesamt 520 Millionen Euro hat das Großprojekt der Superlative gekostet. Ursprünglich waren 285 Millionen Euro veranschlagt. 
4300 Tonnen beträgt das Gewicht des alten mit Wasser gefüllten Trogs, der Behälter des Neuen wiegt mehr als das Doppelte - 9.850 Tonnen. Das heißt, hier drin ist mehr Wasser und mehr Platz für Schiffe. Es erfüllt mit 115 Metern nutzbare Länge und einer Wassertiefe von vier Metern die Anforderungen für leistungsfähige Binnenschiffe. Die Havel-Oder-Wasserstraße, an der das Hebewerk liegt, ist damit zu einem deutlich leistungsfähigeren Wasserweg zwischen Berlin und Stettin geworden.  
Die Nachfrage nach deutlich höherer Kapazität und Schiffsraum ist spürbar angestiegen: Nur wenige Tage nach Eröffnung des neuen Hebewerkes hat der erste Großraumtransport die Wasserstraße passiert, der vorher noch am alten Schiffshebewerk gescheitert wäre. Mit der deutlich größeren Nachfrage des Wasserweges Havel-Oder ist auch eine höhere Investitionsbereitschaft zu spüren, Flächen werden stärker nachgefragt, Häfen bekommen mehr Arbeit. Die Chancen stehen gut, dass auch das neue Schiffshebewerk Niederfinow ein Erfolg wird.