Grenzen überwinden

DIHK-Außenwirtschaftsumfrage „Going International“ – 2022 gab es die erste brandenburgweite Auswertung 

Jährlich befragt die DIHK in Kooperation mit den regionalen IHKs in Deutschland tätige Unternehmen nach ihrer Einschätzung zum Außenwirtschaftsgeschäft. 2022 konnte eine erste Auswertung auch auf Brandenburg-Ebene erstellt werden. Die Ergebnisse gben die Einschätzungen der regionalen Unternehmerschaft vor dem militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine wieder. 142 Firmen aus ganz Brandenburg haben teilgenommen. 
Die Brandenburger Unternehmen sahen bereits Anfang Februar 2022 eher verhalten auf das restliche Geschäftsjahr. Einzig dem EU-Binnenmarkt und den USA werden noch gute Geschäftschancen eingeräumt. Polen ist auch 2022 wieder der wichtigste Exportpartner Brandenburgs.  
Pandemie-unabhängig attestierten vier von zehn Firmen für 2022 vermehrte Handelshemmnisse, etwa bei Sanktionen und Zertifizierungspflichten. Jedes zweite Unternehmen in Brandenburg sieht seine Auslandsgeschäfte auch 2022 durch Corona-bedingte Messe- und Veranstaltungsausfälle sowie Reiseeinschränkungen gestört. Ein normales Auslandsgeschäft auf dem Niveau vor Beginn der Pandemie ist auch weiterhin nicht möglich.  
Perspektivisch steht die Brandenburger Wirtschaft vor den Herausforderungen, vermehrte Sanktionen, zusätzliche Produktprüfungen und weitere Handelshemmnisse zu bewältigen, Kontakte zu verlässlichen Zielmärkten zu stärken, Lieferketten neu zu sortieren und weitere Anpassungsprozesse hin zu erweiterten unternehmerischen Sorgfaltspflichten im Bereich von Menschenrechten und Umweltstandards anzugehen. 
Alle Ergebnisse können auf der Webseite der IHK Ostbrandenburg eingesehen werden.

Nachgefragt und nachgehakt 

Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die EU umfangreiche Sanktionen gegenüber Russland beschlossen. In einer repräsentativen Umfrage hat die IHK Ostbrandenburg untersucht, wie stark ihre Mitgliedsunternehmen von diesen Sanktionen betroffen sind und wie sie diese inhaltlich bewerten.  
Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen haben weitreichende Folgen für die heimischen Unternehmer. Hierzu zählen etwa die hohen Rohstoffkosten und die Verteuerung und Verknappung von Öl und Gas. Ein prominentes Beispiel im Hinblick auf die Folgen stellt die PCK Raffinerie GmbH dar. Sie wurde bislang mit russischem Öl versorgt und beliefert einen großen Teil Ostdeutschlands, Berlin und Polen mit Kraftstoffen. Das verhängte Öl-Embargo führt daher zu einer Bedrohung der Versorgungssicherheit von ganz Deutschland.  
Aufgrund dieser Entwicklung ist die Kritik der heimischen Unternehmer an der Sanktionspolitik Deutschlands deutlich zu vernehmen. Daher hat die IHK-Ostbrandenburg das aktuelle Meinungsbild ermittelt, um Unternehmen bedarfsgerecht unterstützen zu können. Über tausend Unternehmer haben sich beteiligt und sind sich einig darin, dass der Krieg schnellstmöglich beendet werden muss. 
Es konnte eine hohe Betroffenheit bei den ostbrandenburgischen Unternehmen durch die Sanktionen und deren Folgen ermittelt werden, die sich in allen Branchen bemerkbar gemacht hat. Zudem sprechen sich die Unternehmen für eine Lockerung der Sanktionen sowie für eine Wiedereinführung der russischen Lieferungen aus. Demnach stellt sich ein überwiegend kritischer Blick der Unternehmen heraus.  

Deutliche Kritik an der Gestaltung der Sanktionen 

Des Weiteren plädieren die Unternehmer für eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen deutschen Atom- und Kohlekraftwerke und einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Letztlich sind kriegerische Handlungen aus Sicht der Wirtschaft abzulehnen und diplomatische Bemühungen sollten stets angestrebt werden. Dies wird durch das Zitat eines Unternehmers hervorgehoben: „Die Sanktionen schaden hauptsächlich Deutschland und der EU. Nur durch Verhandlungen und Unterzeichnung von Sicherheitsabkommen kann der Krieg beendet werden.“ Denn Deutschland ist und bleibt auf Rohstoffimporte angewiesen.