Unternehmen befürworten die Ziele des „Green Deal“ aber kritisieren dessen Umsetzung

IHK Ostbrandenburg stellt deutsch-polnische Studie zu Akzeptanz und Umsetzung der Klimawende in der regionalen Wirtschaft vor.
Frankfurt(Oder), 18.09.25 - Mit rund 56 Prozent befürwortet eine Mehrheit der befragten Unternehmer in Deutschland und Polen das grundsätzliche Ziel des Green Deal der EU - eine klimaneutrale Wirtschaft. Zugleich befürchten zirka 80 Prozent eine weitere Zunahme der bürokratischen Lasten. Das sind Ergebnisse der aktuellen POLSMA-Studie, an der die IHK Ostbrandenburg als Leadpartner beteiligt ist.
„Gut gemeint, aber schlecht gemacht – so lässt sich der Blick der kleinen und mittleren Unternehmen in der deutsch-polnischen Grenzregion auf den Green Deal zusammenfassen“, erklärt Dr. Knuth Thiel, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftspolitik der IHK Ostbrandenburg. „Unsere Studie zeigt, dass viele Unternehmer die Notwendigkeit für Transformation und Nachhaltigkeit erkennen, aber dafür praktische Rahmenbedingungen benötigen.“
Für die grenzübergreifende Studie „Green Deal Kompass Pomerania“ wurden über 700 kleine und mittlere Unternehmen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Westpolen im Rahmen des Interreg-Projektes POLSMA befragt.
Dabei zeigte sich auch, dass polnische Unternehmen zwar unter ähnlichen Problemen wie hohen Energiepreisen, Bürokratie und Fachkräftemangel leiden, aber die Klimavorgaben stärker als Chance begreifen, mit Unterstützung der EU neue Ziele zu erreichen, während auf deutscher Seite eher eine Überforderung durch Auflagen gesehen wird.
Damit hängt zusammen, dass auf deutscher Seite nur zirka ein Drittel der Unternehmen mit den Regularien des Green Deal vertraut ist, während auf polnischer Seite diese Quote bei zwei Dritteln liegt.
Unter dem Strich befürchtet auf beiden Seiten die Mehrheit der befragten Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Position im internationalen Wettbewerb, obwohl rund 35 Prozent durchaus Chancen sehen, ihre Wettbewerbsposition zu verbessern.
„Auf die Frage, ob die Regierungen in Deutschland und Polen den Green Deal mit den richtigen Mitteln umsetzen, gab es auch nur knapp 30 Prozent Zustimmung. Das zeigt, wo die Baustellen liegen, um die Wirtschaft erfolgreich auf Nachhaltigkeit umzustellen, so Dr. Knuth Thiel. „Die Politik ist gefordert, den Green Deal besser zu kommunizieren und effektiver umzusetzen. Damit unsere Unternehmen aus der Klimawende wettbewerbsfähig und resilient hervorgehen, braucht es unter anderem Bürokratieabbau, bessere Förderung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit.“
Die positiven Aspekte der Energiewende sehen die Unternehmen vor allem steigenden Innovationschancen, in neuen Geschäftsfeldern und im Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Genau hier sind die Unternehmen auch aktiv.
Die Studie ergab, dass viele Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung entweder bereits umgesetzt werden oder in Planung sind – insbesondere in den Bereichen Strom, Wärme und Abfall. Konkret geht es dabei um Dinge wie den Einsatz von E-Fahrzeugen, ressourcenschonende Wasseraufbereitung, die Nutzung erneuerbarer Energien oder die Anschaffung von Stromspeichern.
Hintergrund:
Die Studie „Green Deal Kompass Pomerania“ ist Teil des Interreg-Projektes POLSMA (Pomerania lives sustainable management“, getragen von
  • der IHK Ostbrandenburg als Leadpartner
  • der IHK Projektgesellschaft Ostbrandenburg
  • der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern
  • der Westpommerschen Technischen Universität Szczecin
  • dem Verband polnischer Elektrotechniker in Szczecin
  • der Nördlichen Wirtschaftskammer in Szczecin.
POLSMA ist ein Netzwerk, das Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis beiderseits der Oder verbindet. Die IHK Ostbrandenburg ist die größte Interessenvertretung der Wirtschaft zwischen Schwedt und Eisenhüttenstadt, zwischen Berlin und der Oder.