Nachfolge

Schritt zur Nachfolge ist Volltreffer

Statt BMW in München jetzt Tiefkühllogistik in Prenzlau

In der Uckermark hat sich eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge vollzogen. Sie erzählt von Fleiß und Mut zum Risiko. Seit Sommer ist der 38-jährige Sascha Schwarz alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der GB Logistik GmbH in Prenzlau. Dabei war Schwarz, der aus Prenzlau stammt, neun Jahre bei BMW in München angestellt. Er sagt: „Das ist ein hervorragender Arbeitgeber.“
Doch warum hat er das sichere Angestelltenverhältnis gegen den Chefsessel in der Tiefkühllogistik eingetauscht? „Ich habe festgestellt, dass ich kein Konzernmensch bin, viel mehr Entscheidungsfreiheit brauche und mehr Verantwortung übernehmen möchte“, bekennt Schwarz. Nach wenigen Wochen als Firmenchef wusste er: „Die GB Logistik ist ein Volltreffer. Ich wollte keine breite Stückgutlogistik, habe eine Nische gesucht und ein solides Unternehmen gefunden.“ Eigentlich war eine Rückkehr in die Uckermark nie geplant. Er wollte seine Suche auf Mitteldeutschland beschränken. Doch seine Frau riet ihm, es mit seiner alten Heimat zu versuchen. Sascha Schwarz hat in Prenzlau Abitur gemacht, ist Wirtschaftsingenieur für Logistik und hat einen amerikanischen Masterabschluss.
In Nachfolgebörse aufs Unternehmen gestoßen
Über das von der IHK unterstützte Portal nexxt-change hat er sich Unternehmen angesehen und stieß auf die GB Logistik GmbH. Sie ist aus der Neubrandenburger Verkehrs AG hervorgegangen und wurde 2014 von Hans-Georg Bemmann gegründet. Vor dem Ruhestand wollte der Gründer die Firma in gute Hände übergeben. Die GB Logistik führt innerdeutsche und europaweite Transporte mit 40-Tonnen-Kühlzügen durch. Tiefkühlware wird im Norden von Brandenburg und in ganz Mecklenburg-Vorpommern ausgeliefert. Abnehmer sind zum Beispiel der Lebensmitteleinzelhandel, Krankenhäuser, Seniorenheime, Eisdielen und der Rostocker Zoo.
Ein weiteres Standbein der Firma ist das Tiefkühllager mit 1200 Quadratmetern. In diesem energieintensiven Bereich herrscht strenger Frost bei minus 20 Grad. Hinzu kommt die moderne LKW-Werkstatt, welche um einen Service-Vertrag für DAF- und TRP-Teile erweitert wurde. „Diese Vielfalt hat mir sofort zugesagt“, erinnert sich Sascha Schwarz und bewarb sich als Nachfolger. Er war nicht der einzige Bewerber, noch dazu derjenige mit dem niedrigsten Kaufangebot. Doch dank seines Fleißes ein fundiertes Gründerkonzept zu schreiben und sich auch von vier Bankabsagen nicht abschrecken zu lassen, ging er erfolgreich aus dem Prozess hervor, der über ein Jahr dauerte.
„Anfangs hatte ich ein Gespräch mit der IHK und fühlte mich gut beraten. Projektmitarbeiter Jörg Hieronimus hat mich vor meinem ersten Firmenkontakt darauf vorbereitet, was mich erwartet. Gerade die IHK und die Bürgschaftsbank Brandenburg haben unglaubliche Erfahrungen und sie mit mir geteilt“, sagt er dankbar. Nachdem mehrere Banken mitgeteilt hatten, dass sie an der Region, der Finanzierungsgröße und der Logistikbranche kein Interesse hätten, suchte Schwarz in Brandenburg weiter nach Finanzierungsangeboten. „Schließlich habe ich bei der ILB das Passende gefunden. Das Programm Brandenburg GO gewährt jungen Gründern zinsgünstige Darlehen. Dank der Zusammenarbeit mit der Sparkasse Uckermark stand dann die Finanzierung“, erinnert er sich. „Dennoch haben meine Frau und ich genau überlegt, ob wir das Risiko und die enorme Belastung für die Familie eingehen.“
Im Juli wurden beim Notar Nägel mit Köpfen gemacht und er war Gesellschafter. Eine Namensänderung der Firma hat er nicht vorgenommen. Der Slogan GB Logistik habe bei Kunden Gewicht und auch die Mitarbeiter stünden dafür ein.
Manche Mitarbeiter sind 30 Jahre und länger dabei.
“Das läuft, und ich kann mich darauf konzentrieren das Unternehmen weiterzuentwickeln“, sagt er. Wenn es ums Weiterentwickeln geht, dann stehen Effizienzsteigerung und Digitalisierung ganz oben. Letztere sei ein heikles Thema, weil manche Kunden noch mit Fax arbeiteten. Außerdem gehe es darum, die Werkstatt besser auszulasten, zum Beispiel mit dem Warten von Kühlaggregaten.
Gerade erschließt sich die GB Logistik ein neues Geschäftsfeld. Für den Fotoservice „meinfoto.de“, der in Stettin produziert, ist die Prenzlauer Firma offizielles Rücksendezentrum. „Und zwar fast weltweit. Wir bearbeiten Fehler, labeln die Retouren neu und schicken sie raus“, erläutert Schwarz. „Mit dem Transport wird der meiste Umsatz gemacht. Die Werkstatt ist bei uns das wachsende Kind“, freut er sich. Erst vor kurzem ist die Werkstatt nach den Qualitätsstandards von ISO 9001 auditiert worden. Zurzeit pendelt Sascha Schwarz zwischen Prenzlau und München mit dem Zug. Nächsten Sommer, wenn seine Tochter eingeschult wird, zieht die vierköpfige Familie komplett in die Uckermark.
FORUM/Eva-Martina Weyer

Jörg Hieronimus
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Barnim Uckermark