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Camping-Tradition am Schervenzsee
Wie in einem Halbkreis legt sich der Campingplatz um das Nordufer des Schervenzsees. Direkt am Wasser, umgeben von Wald, sonnengeschützt von hohen Kiefern und fernab von Straßenlärm – Brandenburger Idylle pur. Der 24 Hektar große „Camping- und Wochenendhausplatz am Schervenzsee“, so die korrekte Bezeichnung, zieht seit Jahrzehnten Menschen an, die ihren Urlaub inmitten der Natur verbringen möchten. Viele sind Stammgäste, die meisten kommen aus Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Zur Freude der Touristiker sind die Ferienzeiten in diesem Jahr in allen Bundesländern unterschiedlich. Versetzte Ferien, das ist gut fürs Geschäft. 460 Wochenendhäuser stehen hier, in Privatbesitz oder frei zur Vermietung, es gibt 80 Touristenstellplätze und 26 Plätze für Dauercamper. In diesem „Betrieb“ arbeiten seit 30 Jahren Manuela und Jörg Klofski. Das Ehepaar hatte den Campingplatz 1995 von der Gemeinde auf der Grundlage eines Erbbaupachtvertrages in seine Regie übernommen.
Inzwischen hat sich das Ehepaar Klofski, nun bereits im Rentenalter, zurückgezogen und die Verantwortung an die Tochter übergeben. Nicole Fröscher (43) ist heute die Geschäftsführerin, zusammen mit ihrem Mann Carsten (53) führt sie die Geschäfte weiter. Nicole Fröscher war einst Krankenschwester, ihr Mann Fliesenleger und Ofensetzer. Als sich abzeichnete, dass sich die Eltern irgendwann zur Ruhe setzen würden, stiegen Tochter und Schwiegersohn 2016 in das Unternehmen ein.
Sie und ihr Mann sind wiederum froh, dass inzwischen auch ihre 24-jährige Tochter Lisa-Marie und deren Freund Kevin Raschke in den Betrieb eingestiegen sind. Zwar war die Coronazeit schlecht fürs Geschäft, aber ein Glücksfall für den Familienbetrieb. Lisa-Marie hatte in dieser komplizierten Zeit in der Eisenhüttenstädter Tourist-Information gearbeitet, die monatelang geschlossen worden war. Das war der Auslöser dafür, in den Betrieb der Großeltern und Eltern einzusteigen.
„Wir wollten, dass sie nach ihrem langen Arbeitsleben in Ruhe ihre Rente genießen können. Und dazu mussten sie wissen, dass der Platz in gute Hände kommt und alles weitergeht."Nicole Fröscher, Geschäftsführerin der Schlaubetal Camping Schervernzsee GmbH
In der Region engagiert
Drei Generationen – unterstützt von einigen Angestellten - halten den Laden am Laufen. Zur Freude von Jörg Klofski, der wie seine Frau noch stundenweise im Büro mitarbeitet. Der 71-Jährige ist nicht nur in der Region, sondern in der gesamten Brandenburger Tourismuswirtschaft bekannt, seit vielen Jahren ist er Vizepräsident im Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland - Land Brandenburg e.V. Der Campingplatz am Schervenzsee gehört zwar zu den größten in Brandenburg, aber nicht zu den Hotspots wie die Plätze bei Potsdam, Rheinsberg oder im Spreewald.
„Deshalb müssen wir uns besonders anstrengen, attraktiv zu bleiben“, sagt der Senior-Chef. Nach Besuchereinbrüchen in der Nachwendezeit und während der Corona-Pandemie befindet sich die Campingwirtschaft aber insgesamt im Aufwind. Jörg Klofski und seine Frau sind selber Camper, fahren gerne mit ihrem Reisemobil durch die Lande. „Was das Schöne daran ist? Ganz einfach: Sie halten an – und sind zu Hause.“ Allerdings: „Wenn es den Gästen nicht gefällt, ziehen sie weiter.“ Diese Herausforderung nehmen die Nachfolger gern an. Mit ihrem Team setzen sie alles daran, es den Gästen so angenehm wie möglich zu machen.
„Das ist ja das Schöne an unserer Arbeit. Jeder Tag ist anders, jeder muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen.“ Nach der Winterpause geht es in diesen Tagen wieder los, zu Ostern reisen die ersten Gäste an, dann muss alles tipp-topp sein. Es wird geharkt, gefegt, geschrubbt und repariert. Die Sanitäreinrichtungen und Ferienhäuser erhalten eine Grundreinigung, der große Spielplatz und der Volleyballplatz werden hergerichtet, der kleine Shop an der Rezeption wird aufgefüllt.
Beim Befestigen eines Stellplatzes: Maik Mausolf (r.) gehört zum Team der Angestellten.
Das Wichtigste aber ist die neue Gaststätte, die im Mai in Betrieb gehen soll. Neben der alten Location, die als Lager umfunktioniert und im Äußeren verschönert werden soll, ist ein schmuckes, in die Landschaft passendes Holzhaus mit großer Terrasse und Seeblick entstanden. Knapp eine halbe Million sind investiert worden. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir jemanden gefunden haben, der die Gaststätte betreibt und stehen kurz vor der Unterzeichnung des Vertrages“, erklärt die Geschäftsführerin.
Mehr möchte sie noch nicht verraten. Erst wenn alles unterschrieben ist. Dass es hier wieder eine Gaststätte gibt, ist besonders wichtig, da die Gäste im Umkreis kaum noch Einkehrmöglichkeiten haben. Auch für Nicht-Camper steht die „Gaststätte am Schervenzsee“ offen.
Regionale Partner sind wichtig
Zur Saisonvorbereitung gehört auch, sich mit den Partnern abzusprechen, die hier von Ostern bis Oktober attraktive Angebote für die Touristen unterbreiten. Das sind die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schernsdorf, der Revierförster vom Stift Neuzelle und die Naturwacht-Ranger, die unter anderem Wanderungen anbieten. Oder das Team der „Regenbogenstraße“ aus Frankfurt (Oder) mit ihren beliebten Kinderanimationsprogrammen.
„Ja, wir holen jetzt alles aus dem Winterschlaf“, lacht Nicole Frösche, alle freuen sich auf die Gäste, auf altbekannte Gesichter und auf neue, die die Schlaubetal-Region erkunden möchten. Weitere Helfer, die freundlich und umgänglich sind, könnte sie noch gebrauchen: Reinigungskräfte und Platzarbeiter sind willkommen.
30 Jahre Campingplatz
Im Juni wird es auf dem Gelände ein großes Fest geben. Dann feiert Jörg Klofski mit vielen Gästen, dass der Campingplatz seit 30 Jahren in Familienhand ist. Und es auch noch die nächsten Jahrzehnte bleiben könnte. Denn vor ein paar Wochen ist er Urgroßvater geworden.
FORUM/Ruth Buder
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Kontakt

Elisabeth Nepke
Projektmitarbeiterin Nachfolge
Regionalcenter Oderland