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Studie zum Wassertourismus: Wohin geht die Fahrt?
Ob über Elbe, Oder, Havel, Spree oder Dahme, durch das Lausitzer Seenland oder bis zur Müritz: mit rund 34 800 Kilometern Fließgewässern und 3 200 Seen ist die Region Berlin-Brandenburg das größte Revier für Wassersport und -tourismus im europäischen Binnenland. Meist kleine und kleinste Unternehmen kümmern sich um Feriengäste, die ihr Herz an die einzigartige Naturlandschaft verloren haben. Doch wie geht es der Branche? Und wie wird sie sich weiter entwickeln? Wie kann es gelingen, auch noch 2030 Wassertouristen in die Region zu locken, im Wettbewerb mit anderen Destinationen?
Wassertourismus: Eine Bestandsaufnahme
„Nach 2014 haben wir zum zweiten Mal die Studie zu wirtschaftlichen Effekten im Wassertourismus in Berlin und Brandenburg in Auftrag gegeben, die sich mit den unterschiedlichsten Facetten in dem Bereich beschäftigt“, sagt Uwe Seibt, Referent Tourismus und Gastgewerbe bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Es sei damals wie heute die umfassendste Studie zu dem Thema in Deutschland. „Wir brauchen die Erkenntnisse, um uns auf die Zukunft vorzubereiten“, betont er.
Die bislang verfügbaren Zahlen und Daten waren jedoch mehr als zehn Jahre alt. Sie spiegelten die Bedeutung der Branche, nicht zuletzt durch die Entwicklungen während der Corona-Pandemie, nur unzureichend wider. „Deshalb war eine erneute Untersuchung der Wassertourismusbranche in der Region erforderlich“, unterstreicht Seibt.
Die Durchführung der Studie übernahmen die PROJECT M GmbH und das tourismuskontor. Es beteiligten sich unter anderen die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie und Handelskammern Berlin und Brandenburg, der Bundesverband Wassersportwirtschaft und der Allgemeine Deutsche Automobil-Club. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium stellte Fördermittel bereit.
Die bislang verfügbaren Zahlen und Daten waren jedoch mehr als zehn Jahre alt. Sie spiegelten die Bedeutung der Branche, nicht zuletzt durch die Entwicklungen während der Corona-Pandemie, nur unzureichend wider. „Deshalb war eine erneute Untersuchung der Wassertourismusbranche in der Region erforderlich“, unterstreicht Seibt.
Die Durchführung der Studie übernahmen die PROJECT M GmbH und das tourismuskontor. Es beteiligten sich unter anderen die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie und Handelskammern Berlin und Brandenburg, der Bundesverband Wassersportwirtschaft und der Allgemeine Deutsche Automobil-Club. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium stellte Fördermittel bereit.
Blick auf Liegeplätze an der Anlegerstelle der Bootsschaft.
Anbieter in den Bereichen Bootscharter, einschließlich Floßanbieter und Hausboote, Fahrgastschifffahrt und Sporthäfen wurden für die Studie befragt. Es ging um Ausstattung, Personal und Investitionen. Zudem ging es in der Onlinebefragung um das Nachfragevolumen und die Auslastung der jeweiligen Anbieter. In Interviews im Frühjahr 2024 standen dann noch betriebswirtschaftliche Kennziffern im Mittelpunkt. Damit lagen laut Studie nach 2014 wieder belastbare Aussagen zu den wirtschaftlichen Effekten des Wassertourismus und dessen Bedeutung für die Regionalentwicklung vor.
„In der Corona-Pandemie gab es einen rasanten Boom im Wassertourismus. Flugreisen waren nicht erlaubt, sodass der Urlaub im Familienkreis quasi vor der Haustür sehr nachgefragt wurde“, erinnert Seibt. Die Anbieter stockten ihren Bestand an Booten auf, teilweise musste sehr langfristig gebucht werden.
In den vergangenen zehn Jahren sind die Jahresumsätze von rund 200 Millionen Euro auf etwa 250 Millionen Euro gestiegen. „Heute ist die Situation anders. Der Aufwärtstrend ist vorbei“, betont Seibt, „die Euphorie von damals ist dem Alltag gewichen.“ Es müsse festgestellt werden, dass der Markt stagniere. Anfragen gingen meist kurzfristig ein, statt für eine oder zwei Wochen werde heute meist nur für ein Wochenende oder für wenige Tage gebucht.
In vielen Bereichen veränderte sich laut dem Ergebnis der Studie die Angebotsstruktur. So ist mittlerweile jedes dritte Boot in Vermietung ein Zweirumpfboot – ein Katamaran. „Im Vergleich zu 2014 ist das eine Versechsfachung“, heißt es. Dem gegenüber steht eine gravierende Unterversorgung bei Sportliegeplätzen beziehungsweise Anlegemöglichkeiten. Viele Häfen könnten die Nachfrage nicht bedienen, wurde von den Befragten kritisiert.
„Weitere häufig genannte Probleme sind der Arbeitskräftemangel, Bürokratie und komplizierte Genehmigungsverfahren“, betont Seibt. Um den Wassertourismus auf hohem Niveau und hoher Qualität zu halten, müsse der Sanierungsbedarf der Infrastruktur der Wasserstraßen in Angriff genommen werden.
Fazit für die Branche
Laut Studie werden die Zukunftsaussichten der Branche positiv eingeschätzt. Die Unternehmen selbst bewerteten hingegen ihre eigenen Geschäftserwartungen eher zurückhaltend. Hohe Wachstumszahlen bis 2030 werden nicht erwartet. Die Rahmenbedingungen für das eigene Gewerbe sehen die Anbieter eher kritisch, vor allem die aufwendigen Genehmigungs- und Verwaltungsprozesse. Beklagt wird auch die unzureichende Unterstützung durch öffentliche Förderung in der Politik auf lokaler und regionaler Ebene, wie die Studie ergab.
„Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs sind keine neuen Marktanteile zu erwarten“, wird konstatiert. Und: Die Branche stehe vor herausfordernden Zeiten. Personalmangel, Auswirkungen des Klimawandels, schwächelnde Konjunktur, deutlich gestiegene Kosten für Anbieter und damit höhere Preise für die Kunden seien die Probleme. „Die Branche steht vor großen Herausforderungen. Angesichts eingetrübter Überkapazitäten und schwieriger werdender Rahmenbedingungen seien vereinzelt Betriebsschließungen nicht auszuschließen. Es muss jetzt um Qualitätssicherung und weniger um quantitatives Wachstum gehen“, sagt IHK-Experte Seibt.
„In der Corona-Pandemie gab es einen rasanten Boom im Wassertourismus. Flugreisen waren nicht erlaubt, sodass der Urlaub im Familienkreis quasi vor der Haustür sehr nachgefragt wurde“, erinnert Seibt. Die Anbieter stockten ihren Bestand an Booten auf, teilweise musste sehr langfristig gebucht werden.
In den vergangenen zehn Jahren sind die Jahresumsätze von rund 200 Millionen Euro auf etwa 250 Millionen Euro gestiegen. „Heute ist die Situation anders. Der Aufwärtstrend ist vorbei“, betont Seibt, „die Euphorie von damals ist dem Alltag gewichen.“ Es müsse festgestellt werden, dass der Markt stagniere. Anfragen gingen meist kurzfristig ein, statt für eine oder zwei Wochen werde heute meist nur für ein Wochenende oder für wenige Tage gebucht.
Uwe Seibt
In vielen Bereichen veränderte sich laut dem Ergebnis der Studie die Angebotsstruktur. So ist mittlerweile jedes dritte Boot in Vermietung ein Zweirumpfboot – ein Katamaran. „Im Vergleich zu 2014 ist das eine Versechsfachung“, heißt es. Dem gegenüber steht eine gravierende Unterversorgung bei Sportliegeplätzen beziehungsweise Anlegemöglichkeiten. Viele Häfen könnten die Nachfrage nicht bedienen, wurde von den Befragten kritisiert.
„Weitere häufig genannte Probleme sind der Arbeitskräftemangel, Bürokratie und komplizierte Genehmigungsverfahren“, betont Seibt. Um den Wassertourismus auf hohem Niveau und hoher Qualität zu halten, müsse der Sanierungsbedarf der Infrastruktur der Wasserstraßen in Angriff genommen werden.
Fazit für die Branche
Laut Studie werden die Zukunftsaussichten der Branche positiv eingeschätzt. Die Unternehmen selbst bewerteten hingegen ihre eigenen Geschäftserwartungen eher zurückhaltend. Hohe Wachstumszahlen bis 2030 werden nicht erwartet. Die Rahmenbedingungen für das eigene Gewerbe sehen die Anbieter eher kritisch, vor allem die aufwendigen Genehmigungs- und Verwaltungsprozesse. Beklagt wird auch die unzureichende Unterstützung durch öffentliche Förderung in der Politik auf lokaler und regionaler Ebene, wie die Studie ergab.
„Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs sind keine neuen Marktanteile zu erwarten“, wird konstatiert. Und: Die Branche stehe vor herausfordernden Zeiten. Personalmangel, Auswirkungen des Klimawandels, schwächelnde Konjunktur, deutlich gestiegene Kosten für Anbieter und damit höhere Preise für die Kunden seien die Probleme. „Die Branche steht vor großen Herausforderungen. Angesichts eingetrübter Überkapazitäten und schwieriger werdender Rahmenbedingungen seien vereinzelt Betriebsschließungen nicht auszuschließen. Es muss jetzt um Qualitätssicherung und weniger um quantitatives Wachstum gehen“, sagt IHK-Experte Seibt.
Die Bootschaft: Gute Kundenbetreuung wichtig
Bettina Vogel ist seit Frühjahr 2024 Geschäftsführerin der von ihrem Mann gegründeten Bootschaft in Zehdenick. Das Unternehmen vermietet im Auftrag der Eigner 13 Hausboote in fünf verschiedenen Klassen. Sie spürt die Flaute in den Portemonnaies vieler Interessenten. „Wir müssen den Gästen etwas bieten“, sagt sie. Gute Kundenbetreuung sei das A und O. In der Saison bedeute das, 24 Stunden an sieben Tagen die Woche ansprechbar zu sein.
Einige Gäste unterschätzten die Fahrt mit einem Hausboot, für das in der Regel kein Führerschein erforderlich sei. „Erst nach einer Probefahrt dürfen sie es übernehmen“, betont Vogel, die auch ein Skippertraining anbietet.
Das Ankern und Übernachten auf einem der vielen Seen in wunderschöner Natur sei für viele Gäste der Höhepunkt ihres Urlaubs. „Trotzdem ist es schade, dass es immer weniger Anlegemöglichkeiten gibt, um auch mal in einem Restaurant an Land zu essen oder regionale Produkte zu kaufen“, bedauert sie.
Battina Vogel, Geschäftsführerin der Bootschaft in Zehdenick
Einige Gäste unterschätzten die Fahrt mit einem Hausboot, für das in der Regel kein Führerschein erforderlich sei. „Erst nach einer Probefahrt dürfen sie es übernehmen“, betont Vogel, die auch ein Skippertraining anbietet.
Das Ankern und Übernachten auf einem der vielen Seen in wunderschöner Natur sei für viele Gäste der Höhepunkt ihres Urlaubs. „Trotzdem ist es schade, dass es immer weniger Anlegemöglichkeiten gibt, um auch mal in einem Restaurant an Land zu essen oder regionale Produkte zu kaufen“, bedauert sie.
Es gibt bislang keine E-Ladesäulen in Häfen. Selbst Benzin muss meist im Kanister von der Tankstelle geholt werden.Bettina Vogel, Geschäftsführerin
In der saisonfreien Zeit kümmert sich Bettina Vogel jetzt um die Boote und denkt auch über die Zukunft nach. „Erste Anfragen und Buchungen von Stammgästen gehen bereits ein“, freut sie sich. Als fast Alleinkämpferin wird sie wohl nicht expandieren. Die Flotte solle nur nach Nachfrage ausgebaut werden. Auch die Idee, Boote mit E-Motor anzuschaffen, sei ad acta gelegt worden. „Es gibt bislang keine E-Ladesäulen in Häfen. Selbst Benzin muss meist im Kanister von der Tankstelle geholt werden“, nennt sie das Problem.
Im Winter im Kanu durch den Spreewald
Warm eingepackt, mit einer Decke geschützt vor Wasser und notfalls einem Heizsitzkissen: Für Martin Richter gibt es nichts Schöneres, als auch in der kalten Jahreszeit den Spreewald im Kanu zu erkunden. Mit seiner Idee, im Winter im UNESCO-Biosphärenreservat in Ruhe durch die beschaulichen Fließe zu gleiten und die Natur hautnah zu erleben, hat er schon viele Urlauber angesteckt. „Wir haben nun das ganze Jahr über Saison“, sagt Richter, der seit 2010 das Unternehmen mit Sitz in Lübbenau mit seinem Vater gemeinsam führt. Heute gehören zum Bestand knappe 200 Boote: Kanadier und Kajaks und verschiedene Tourenkajaks.
Im Winter im Kanu durch den Spreewald
Warm eingepackt, mit einer Decke geschützt vor Wasser und notfalls einem Heizsitzkissen: Für Martin Richter gibt es nichts Schöneres, als auch in der kalten Jahreszeit den Spreewald im Kanu zu erkunden. Mit seiner Idee, im Winter im UNESCO-Biosphärenreservat in Ruhe durch die beschaulichen Fließe zu gleiten und die Natur hautnah zu erleben, hat er schon viele Urlauber angesteckt. „Wir haben nun das ganze Jahr über Saison“, sagt Richter, der seit 2010 das Unternehmen mit Sitz in Lübbenau mit seinem Vater gemeinsam führt. Heute gehören zum Bestand knappe 200 Boote: Kanadier und Kajaks und verschiedene Tourenkajaks.
Gemütlich auf dem Wasser den Spreewald erkunden.

Bürokratie und Mitarbeitersuche
Der 47-jährige Ronné Schuknecht, Inhaber der Marina Schlaubetal, blickt auf seine Baustelle. Ein großer Kran, der auf einem Stelzenponton steht, liegt vor der Hafeneinfahrt. Trotz Winterruhe wird kräftig gebaut im Erholungsort Müllrose. In der Marina werden derzeit 18 neue Bootsliegeplätze geschaffen.
Ronné Schuknecht, Inhaber der Marina Schlaubetal
„Ein Grund dafür ist nicht unbedingt die Erhöhung der Liegeplätze, sondern vielmehr muss sich die Marina an die neuen Standards der in den letzten Jahren immer größer werdenden Boote anpassen“, sagt Schuknecht. Wo einst zwei Boote Platz fanden, liege heute nur noch ein größeres. Diesen neuen Herausforderungen muss sich der Chef der Marina Schlaubetal stellen. Aber auch der Weg dort sei steinig gewesen, wie er erinnert. Genehmigungsverfahren dauerten heute länger. Personal und Firmen zu finden, werde immer schwieriger.
In der Saison sind die Liegeplätze gut besucht.
Die Marina steht auf mehreren Standbeinen: Bootsvermietung und Hafenbar. Bei der Vermietung werden nur noch führerscheinfreie Motorboote, Partyflöße, Kanadier und Kajak als Tagescharter angeboten. „Hausboote wurden abgeschafft, da die Vor- und Nachbereitung zu zeitintensiv war“, sagt der Inhaber. Von diesem Spektrum habe er sich verabschiedet. Mit dem derzeit zur Verfügung stehenden Personal sei das nicht mehr realisierbar. In Zukunft will sich die Marina auf Familien- und Betriebsfeiern konzentrieren. Die Lokalität auf der kleinen Insel habe sich zu einem kleinen Juwel entwickelt, freut er sich.
Stichwort: Wassertourismus. Im Gesamtmarkt sind in der Region Berlin-Brandenburg 251 Charterbetriebe mit 2.700 Vermietungsbooten, 141 Anbieter mit dem Hauptgeschäft Kanuverleih mit etwa 4.800 Booten und 72 Fahrgast- und Ausflugsschifffahrtsbetriebe mit etwa 160 Schiffen tätig. Dazu stehen 322 gewerbliche Sportboothäfen und Vereinsanlagen mit 21.000 Liegeplätzen zur Verfügung. Die 251 Charterbetriebe beschäftigen ganzjährig 753 Mitarbeiter und etwa 1.000 Saisonkräfte.
FORUM/Gudrun Janicke
Wassertourismus: Weiter Erfolgsmodell für die Zukunft?
Ben Hoffmann, Referent beim Bundesverband Wassersportwirtschaft, Mit-Auftraggeber der Studie, erläutert, wohin die Reise geht.

FORUM: Wie hat sich der Wassertourismus in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?
Hoffmann: Bundesweit sieht die Lage insgesamt positiv aus. Aufgrund des größten zusammenhängenden Wasserstraßennetzes spielen die Regionen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern eine zentrale Rolle. Die Corona-Pandemie hatte für einen deutlichen Aufschwung gesorgt: Viele Menschen bevorzugten Urlaub im Inland. Davon konnte der Wassertourismus stark profitieren. Inzwischen ist die Nachfrage jedoch wieder zurückgegangen und hat sich auf einem normalen Niveau eingependelt. Die langfristige Entwicklung zeigt jedoch, dass Wassertourismus weiterhin Potenzial hat. Das muss aber auch von der Politik unterstützt werden!
FORUM: Wie sieht die Zukunft aus?
Hoffmann: Wir sehen große Chancen in der Weiterentwicklung und Förderung von E-Mobilität und alternativen Antriebstechnologien. Gemeinsam müssen wir uns Gedanken über nachhaltige Lösungen machen, um den Wassertourismus auch langfristig attraktiv zu gestalten. Insbesondere für Berlin und Brandenburg erscheint die E-Mobilität eine vielversprechende Option, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bietet. Die ersten Pläne für eine Modellregion sind bereits entwickelt, sie könnten ein wegweisendes Beispiel für die Umsetzung umweltfreundlicher Technologien sein. Für die Zukunft der Branche sind innovative Konzepte und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure notwendig.
FORUM: Wo gibt es derzeit die größten Probleme?
Hoffmann: Vor allem die Auswirkungen des Klimawandels machen eine nachhaltige Entwicklung des Wassertourismus notwendig. Dazu gehören der Schutz der natürlichen Ressourcen und die Minimierung ökologischer Schäden durch Tourismusaktivitäten. Bemerkbar machen sich zunehmend Infrastrukturdefizite. Die Infrastruktur entlang der Wasserstraßen ist vielerorts veraltet. Sanierung und Modernisierung sind dringend erforderlich, insbesondere um den Übergang zu emissionsarmen oder -freien Antrieben zu ermöglichen. Wichtig ist auch, die Akzeptanz der Anwohner erhalten. Sie müssen stärker in Entwicklungen einbezogen werden, um die Balance zwischen ihren Interessen und dem Tourismus zu wahren. Bislang ist eine abgestimmte Zusammenarbeit von Anbietern, Gebietskörperschaften, Ländern und Bund oft unzureichend.
FORUM: Wie sollen sich die Unternehmen auf die Aufgaben vorbereiten?
Hoffmann: An erster Stelle sollte Qualität statt Quantität stehen. Das Angebot muss stärker auf hochwertige, nachhaltige und marktgerechte Produkte ausgerichtet werden. Eine entscheidende Anpassungsmaßnahme ist auch die Einführung alternativer Antriebstechnologien, wie E-Mobilität auf dem Wasser. Nicht zu vergessen: Unternehmen können voneinander profitieren, wenn sie sich vernetzen.
FORUM: Welches Thema spielt in Zukunft die entscheidende Rolle?
Hoffmann: Ein alarmierendes Ergebnis der Studie ist die Bedeutung des Klimawandels für die Zukunft des Wassertourismus und eine notwendige umfassende Mobilitätswende auf dem Wasser. Bisherige Konzepte sind aber langfristig nicht tragfähig. Nur durch gemeinsames Handeln und ein klares politisches Bekenntnis auf allen Ebenen kann der Wassertourismus in Berlin und Brandenburg als Erfolgsmodell fortgeführt werden.Berlin und Brandenburg verfügen über zahlreiche Gewässer, die nicht nur Touristen anziehen, sondern auch durch begleitende Dienstleistungen wie Gastronomie und Hotellerie zur Wirtschaftskraft beitragen.
Stichwort: Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BVWW). Der Bundesverband Wassersportwirtschaft wurde 1961 gegründet und ist Ansprechpartner für die Wassersportindustrie. Er versteht sich als Interessenvertretung aller Unternehmen, die in dem Bereich gewerblich tätig sind. Er ist an Beratung und Entscheidungsfindung in allen wichtigen Fragen beteiligt, die den Wassersport betreffen. Für mehr hier klicken.
FORUM/Gudrun Janicke
Erfolgreicher Wassertourismus gebremst durch Arbeitskräftemangel und Bürokratie
Studie zum Wassertourismus vorgestellt
Während die Corona-Pandemie viele Wirtschaftsbranchen in existentielle Nöte gebracht hat, erfuhr der Wassertourismus in Berlin und Brandenburg einen enormen Wachstumsschub. Zehn Jahre nach der ersten Erhebung ist die Branche mit rund 6 100 direkt Beschäftigten weiterhin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Region. Für die Initiatoren der neuen Studie „Wirtschaftliche Effekte im Wassertourismus in Berlin und Brandenburg“ – die Industrie- und Handelskammern in Berlin-Brandenburg, die Wassertourismus Initiative Nordbrandenburg (WIN), ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (Berlin-Brandenburg und München), Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. sowie den Wirtschaftsverband Wassersport e.V. und die Messe BOOT & FUN – bedeuten die Ergebnisse, dass die wassertouristischen Akteure maßgeblich zur Attraktivität der Region beitragen.
Die Kernbotschaft lautet: Der Fokus in den nächsten Jahren ist noch stärker als bislang auf ein nachhaltiges, qualitatives Wachstum zu legen. Die Politik ist deshalb aufgefordert, die durchgängige Befahrbarkeit der touristisch genutzten Gewässer durch Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen zu sichern und auszubauen.
Wie hat sich der Markt seit der Vorgängerstudie von 2014 entwickelt bzw. verändert? Welche Marktentwicklung ist bis 2030 zu erwarten? Wie hoch sind die wirtschaftlichen Effekte aus dem kommerziellen Bootstourismus? Was sind die zukünftigen Herausforderungen für die Branche? Welche Schlussfolgerungen und strategische Stoßrichtungen ergeben sich für die zukünftige Ausrichtung und Entwicklung des Wassertourismus in Brandenburg und Berlin? Für diese Untersuchung wurden im Dezember 2023 und im Januar 2024 mehr als 800 Unternehmen in Berlin und Brandenburg befragt.
Das Ergebnis macht deutlich, dass die Branche künftig noch stärker auf ein nachhaltiges und qualitatives Wachstum setzt. Eine hohe Bereitschaft besteht für den verstärkten Einsatz von E-Mobilität. Die Marktnachfrage ist seit dem Jahr 2014 in allen vier Segmenten – Bootscharter, Kanuvermietung, Fahrgastschifffahrt und Sportboothäfen – weiter gestiegen. Der Jahresbruttoumsatz hat sich von 200 Millionen Euro in 2014 auf gut 300 Millionen Euro in 2024 erhöht. Jedoch lähmen der markante Mangel an Liegeplätzen sowie ein massiver Arbeitskräftemangel und eine starke Bürokratielast zunehmend die gesamte Branche.
Gerade in den touristisch stark frequentierten Gebieten erleben wir, dass die Nachfrage nach sicheren und gut ausgebauten Liegeplätzen für Boote deutlich steigt.Dr. Christian Herzog, HGF der IHK Potsdam
Dr. Christian Herzog, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam für die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg: „Die Studie verdeutlicht die wachsende Bedeutung des Wassertourismus in Brandenburg. Um Brandenburg als führende Destination im Wassertourismus langfristig zu sichern, müssen wesentliche Herausforderungen in Angriff genommen werden – insbesondere die Knappheit an Liegeplätzen. Gerade in den touristisch stark frequentierten Gebieten erleben wir, dass die Nachfrage nach sicheren und gut ausgebauten Liegeplätzen für Boote deutlich steigt.
Diese Knappheit kann nicht nur den Komfort der Gäste beeinträchtigen, sondern auch das Wachstumspotenzial des Bootstourismus in unserer Region bremsen. Es ist entscheidend, dass wir gemeinsam mit den Kommunen und relevanten Akteuren Lösungen entwickeln, um sowohl die Infrastruktur auszubauen als auch den nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen zu gewährleisten. Die umwelt- und sozialverträgliche Schaffung von Tankstellen, Ladestationen, Frischund Abwasseranlagen sowie von überall gutem Internet – all das gehört heute dazu.“
Die Ersteller der Studie sind die PROJECT M GmbH und Heike Helmers tourismuskontor.
FORUM/RED
Kontakt

Manuela Neumann
Referentin Tourismus
Regionalcenter Berliner Umland