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Die Natur als Grundlage für die Arbeit
Mike Dittrich war schon immer ein Naturbursche. Anders als seine Klassenkameraden zog es ihn als 11 bis 12-Jährigen hinaus in Wald und Flur. Am besten allein mit dem Fahrrad und Großvaters Fernglas um den Hals, um Tiere beobachten zu können. „Ich war sehr viel draußen und meine Eltern haben mich machen lassen“, beschreibt der heute 60-Jährige seine Leidenschaft, aus der er später einen Beruf machen wird und sein eigenes Unternehmen gründet: Albatros Outdoor Natur- und AktivReisen.
Stunden verbrachte der in Eisenhüttenstadt aufgewachsene Junge in den nahen Diehloer Bergen und im Schlaubetal. In seiner Jugend, seiner Lehre und später als gelernter Installateur für Gas und Wasser engagierte er sich ehrenamtlich im DDR-Kulturbund in der Gesellschaft für Natur und Umwelt. Dann kam die politische Wende und auch für den jungen Mike Dittrich änderte sich einiges: seinem Handwerksberuf kehrte er den Rücken, er stieg hauptamtlich in den Naturschutz ein und arbeitete als Mitarbeiter des Landesumweltamtes in der Naturschutzstation am Wirchensee.
Das neue Naturschutzgesetz musste sich in der Praxis bewähren und mit Leben erfüllt werden. Da blieb er jedoch nicht lange. Schon 1993 eröffnete er in Eisenhüttenstadt einen „kleinen Trekkingladen“, in dem er alles verkaufte, was man für einen Urlaub im Grünen brauchte: Zelte, Luftmatratzen, Schlafsäcke … Er organisierte 28 Jahre Klassenfahrten mit Booten, veranstaltete Kurse, in denen die Kinder und Jugendlichen Flöße bauen konnten. Mike Dittrich war inzwischen eine bekannte Nummer in der sich entwickelnden regionalen Tourismusbranche im Oder-Spree-Seengebiet. Er hatte viele Ideen und spann Netzwerke, setzte sich ein für die Entwicklung eines sanften, naturnahen Wassertourismus auf den einheimischen Flüssen wie Spree, Neiße und Oder.
Auf dieser Strecke haben die Kommunen zwar viel gemacht. Aber ihr größtes Problem ist es, diese auch zu bewirtschaften und in Ordnung zu halten.Mike Dittrich, Inhaber Albatros Outdoor Natur- und AktivReisen
Umzug direkt an die Spree
Während einer Tourismuskonferenz im Jahr 2002 sprach der Beeskower Bauamtsleiter Frank Weimann den immer noch in Eisenhüttenstadt agierenden Mike Dittrich an: „Warum ziehen sie nicht um nach Beeskow in den Spreepark? Wir haben hier die Infrastruktur, die sie brauchen.“ Mike Dittrich ließ sich nicht lange bitten und zog um nach Beeskow direkt an die Spree. Noch heute befindet sich gleich neben dem Campingplatz seine Station mit rund 70 Kanus. Hier können Ausflügler und Urlauber in der Saison von Mai bis September Einer- und Zweier-Kajaks sowie Dreier- und Vierer-Kanadier inklusive Ausrüstung ausleihen, sofort ins Wasser lassen und auf erlebnisreiche Tages- oder Mehrtagestouren gehen. Das Kanurevier rund um Beeskow gilt als besonders attraktiv.
Beliebt ist auch die „Märkische Umfahrt" durch das Dahme-Spree-Gebiet, sagt Mike Dittrich. Zwischen acht und elf Tage braucht man, um die 180 Kilometer südöstlich von Berlin bis zum Unterspreewald in reizvoller und abwechslungsreicher Natur vom Wasser aus zu erkunden. „Eine optimale Rundtour für Wasserwanderer“, findet Mike Dittrich. Eine Tour, die man natürlich auch in mehreren Etappen erkunden kann.
Mike Dittrich sind alle Interessierten willkommen, auch wenn manche Newcomer kaum den Unterschied zwischen Kajaks und Kanadier kennen. „Alles sind Kanus“, erklärt der Verleiher. „Aber Kajaks bewegt man mit dem Doppelpaddel, für Kanadier nimmt man Stechpaddel“, muss er dann erklären. Ein Netzwerk mit anderen touristischen Anbietern ermöglicht eine individuelle Tourengestaltung, der Wassertourist muss nicht unbedingt zurück zum Einstiegsort.
Märkische Umfahrt ist ausbaufähig
Mit auf Tour geht Mike Dittrich nicht mehr, aber er unterstützt, wo er kann, gibt individuelle Tipps zur Route und zur Einkehr. Der Wassertourismus habe in den letzten 30 Jahren stark zugelegt, der Tourist kann auf zahlreiche Empfehlungen zurückgreifen. „Dennoch“, sagt Mike Dittrich, „die Märkische Umfahrt ist ausbaufähig.“ Immer noch fehlt es an geeigneten Ein- und Ausstiegen mit kleinen Stegen, an denen die Wasserwanderer Halt machen und auf gepflegten Rastplätzen pausieren können.
„Auf dieser Strecke haben die Kommunen zwar viel gemacht. Aber ihr größtes Problem ist es, diese auch zu bewirtschaften und in Ordnung zu halten.“ Äußerst bedauerlich sei, dass die Zahl der Gastgeber und der Gastronomen an der Strecke immer weniger wird. „Das war schon mal besser und muss wieder attraktiver werden. Und es muss auch möglich sein, mal nur für eine Nacht zu bleiben.“ Als positives Beispiel in seinem Terrain nennt er das Hotel „Alwine“ in Raßmannsdorf oder den „Spreebogenhof“ in Briescht. Kleine, einfache, aber gepflegte Pensionen in Flussnähe mit individueller Betreuung, das wünschten sich die Wassertouristen.
Mike Dittrich in seinem Winterlager - für Fahrräder und Kanus in Beeskow.
Wanderreisen in Ostpolen
Über 30 Jahre ist Mike Dittrich im Geschäft, bei der Kanuausleihe ist er geblieben, zusätzlich hat er rund 25 Fahrräder zum Vermieten angeschafft. Boote und Räder - alles befindet sich nach Reparaturarbeiten derzeit in Winterruhe. Aber Mike Dittrich nicht. Im Winter bietet er seit etwa 20 Jahren in Ostpolen Wanderreisen an. Zum einen mit dem Kanu und dem Fahrrad, zum anderen mit Schneeschuhen. Ausgesucht hat er sich dafür die Ostkarpaten, konkret den Gebirgszug Bieszczady im Dreiländereck Polen, Ukraine, Slowakei.
Noch heute schwärmt Mike Dittrich davon, wie er das Gebiet Bieszczady, dessen Namen er bislang nicht kannte, entdeckt hatte: über zufällig gemachte Bekanntschaften mit Menschen, darunter einem österreichischen Aussteiger, die seine Leidenschaft teilen. Unberührte, artenreiche Natur, in denen Wolf und Luchs zu Hause sind, fand er vor, stundenlang begegnete man keinem Menschen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. „Aber ich finde immer noch Stellen, wo es absolut ruhig ist“, sagt der Insider mit Spezialkenntnissen.
Die Gäste reisen in der Regel mit dem Zug an und finden eine wunderbare Unterkunft vor. Mike Dittrich begleitet sie auf den Touren durch die Natur. Dabei kann er viel erzählen von den Menschen und ihrer bewegten Geschichte in diesem Landstrich.
Im Winter bietet Mike Dittrich in Ostpolen Wanderreisen an. Zum einen mit Kanu oder Fahrrad, zum anderen mit Schneeschuhen. Ausgesucht hat er sich dafür die Ostkarpaten, konkret den Gebirgszug Bieszczady im Dreiländereck Polen, Ukraine, Slowakei.
Naturschützer geblieben
Als Touristiker ist der inzwischen 60-Jährige nicht nur fit wie ein Turnschuh, sondern auch Naturschützer geblieben. Er arbeitet im Vorstand des Fördervereins Naturpark Schlaubetal e.V. mit und ist Mitglied im Naturschutzbeirat des Landkreises Oder-Spree. „Die Natur ist unser Kapital und die Grundlage dafür, dass ich Leute bewege.“
FORUM/Ruth Buder
Kontakt

Manuela Neumann
Referentin Tourismus
Regionalcenter Berliner Umland