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Nachhaltigkeit in der Wohnungswirtschaft
Eine betriebseigene Umwelterklärung, Lastenfahrräder für Mieter, eine neu begrünte Fassade – die Wohnungsgesellschaft Erkner hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Seit sieben Jahren wirtschaftet sie nach dem schärfsten Umweltmanagementsystem – freiwillig – und in diesem Jahr hat sie den eigenen CO2-Fußabdruck ermittelt. Mit Geschäftsführerin Susanne Branding haben wir über den Nutzen für das Unternehmen, Mieter und Umwelt gesprochen.

FORUM: Das grüne E in Ihrem Unternehmens-Logo scheint Programm. Wie nützlich sind nachhaltige Maßnahmen in der Immobilienwirtschaft?
SUSANNE BRANDING: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Nachhaltigkeit zu den Grundwerten ehrbarer Kaufleute gehört und für alle Bereiche der Wirtschaft Anwendung finden sollte. In der Wohnungswirtschaft ist die Verantwortung aber besonders hoch. Wenn wir Gebäude bauen, stehen diese für eine sehr lange Zeit in der Welt. Unsere Entscheidungen sind entsprechend weitreichend und die Auswirkungen für die Bewohner von langer Dauer.
Heute wird vielfach nach dem Prinzip ‚preiswert, quadratisch, praktisch, gut‘ gebaut. Beim Beispiel Beleuchtung macht es energetisch einen erheblichen Unterschied, ob Treppenhäuser mit Fenstern für Tageslicht oder lediglich mit künstlicher Beleuchtung ausgestattet werden. In den Plattenbauten, die alle sehr preiswert gebaut worden sind, müssen wir überall Licht anschalten und das den ganzen Tag. Rechnen wir das auf 100 Jahre, ist es ein hoher Anteil an Ressourcen.
Generell finde ich es schön, dass das Thema Nachhaltigkeit endlich in den entsprechenden Verantwortungsbereichen angekommen ist. Ich beschäftige mich schon seit 2004 damit. Jetzt – 20 Jahre später – wird es verpflichtend. Kreditinstitute müssen Unternehmen inzwischen in puncto Nachhaltigkeit prüfen und bewerten die Langfristigkeit von Investitionen unter diesem Gesichtspunkt.
Heute wird vielfach nach dem Prinzip ‚preiswert, quadratisch, praktisch, gut‘ gebaut. Beim Beispiel Beleuchtung macht es energetisch einen erheblichen Unterschied, ob Treppenhäuser mit Fenstern für Tageslicht oder lediglich mit künstlicher Beleuchtung ausgestattet werden. In den Plattenbauten, die alle sehr preiswert gebaut worden sind, müssen wir überall Licht anschalten und das den ganzen Tag. Rechnen wir das auf 100 Jahre, ist es ein hoher Anteil an Ressourcen.
Generell finde ich es schön, dass das Thema Nachhaltigkeit endlich in den entsprechenden Verantwortungsbereichen angekommen ist. Ich beschäftige mich schon seit 2004 damit. Jetzt – 20 Jahre später – wird es verpflichtend. Kreditinstitute müssen Unternehmen inzwischen in puncto Nachhaltigkeit prüfen und bewerten die Langfristigkeit von Investitionen unter diesem Gesichtspunkt.
FORUM: Interessiert es Ihre Mieter, was Sie da machen und woran merken Sie das?
SUSANNE BRANDING: Wir merken es punktuell. Generell glaube ich schon, dass es den Mietern wichtig ist, wie sie leben. Die Frage nach dem Energieverbrauch der Wohnung hat zum Beispiel zugenommen. Es ist schon vorgekommen, dass die Erdwärme-Heizung das Kriterium war, warum sich Interessenten für die Wohnung entschieden haben. Allerdings ist die Frage bei uns im angespannten Wohnungsmarkt des Berliner Speckgürtels schwierig zu beantworten. Die Menschen können kaum auswählen.
Wir merken aber, dass unsere Mieter gut finden, was wir in Sachen Außenanlagenpflege machen. Es ist zum Beispiel gerade ein Laubplatz in einem unserer Wohngebiete entstanden. Dort wird das Laub nicht mehr weggefahren, sondern kann vor Ort verrotten. Er ist ansprechend mit Holz umrandet, aber hat eine relativ große Fläche, sodass unsere Hauswarte gefragt wurden, was wir denn dort wieder Spannendes tun. Wir hatten auch schon Anrufe, bei denen sich Mieter wünschten, Hecken für die Vögel länger wachsen zu lassen.
Natürlich muss ich dann immer schauen, dass wir auch unsere Mitarbeitenden mitnehmen und nichts von oben herab diktieren. Allerdings ist nachhaltige Außenanlagengestaltung immer auch eine Gratwanderung zwischen Verwahrlosung und natürlicher Gestaltung. Hier muss man ab und zu nachjustieren.
Wir merken aber, dass unsere Mieter gut finden, was wir in Sachen Außenanlagenpflege machen. Es ist zum Beispiel gerade ein Laubplatz in einem unserer Wohngebiete entstanden. Dort wird das Laub nicht mehr weggefahren, sondern kann vor Ort verrotten. Er ist ansprechend mit Holz umrandet, aber hat eine relativ große Fläche, sodass unsere Hauswarte gefragt wurden, was wir denn dort wieder Spannendes tun. Wir hatten auch schon Anrufe, bei denen sich Mieter wünschten, Hecken für die Vögel länger wachsen zu lassen.
Natürlich muss ich dann immer schauen, dass wir auch unsere Mitarbeitenden mitnehmen und nichts von oben herab diktieren. Allerdings ist nachhaltige Außenanlagengestaltung immer auch eine Gratwanderung zwischen Verwahrlosung und natürlicher Gestaltung. Hier muss man ab und zu nachjustieren.
FORUM: Welche Rolle spielt soziale Nachhaltigkeit – eine der drei Nachhaltigkeitssäulen – für Ihr Unternehmen?
SUSANNE BRANDING: Nachhaltigkeit hat bei uns etwas mit Gemeinschaft zu tun. Als kommunale Gesellschaft tragen wir Verantwortung, die über das reine Wohnen hinaus geht. Es ist uns wichtig, dass die Menschen innerhalb der Quartiere gut zusammenleben. Die Anzahl älterer Menschen nimmt zu. Anonymität und die Frage, wer bei einem im Haus wohnt, sind ein Thema. Deshalb versuchen wir die Menschen in Kontakt zu bringen. Zum Beispiel feiern wir in einem unserer Wohngebiete ein kleines Weihnachtsfest. Als wir vor ein paar Jahren damit anfingen, war es eine ganz kleine Veranstaltung. Jetzt kommen bis zu 400 Menschen aus dem Quartier zusammen.
Nun haben wir im Herbst zum gemeinsamen Laubharken eingeladen. Es kamen gerade mal zehn Leute. Auch wenn das nicht viele Menschen sind, ist das ein Anfang. Es wird wachsen, so wie das Weihnachtsfest. Man darf sich bei solchen Dingen nicht verunsichern lassen, sondern man muss Zeit und neue Ideen investieren, um zu sehen, welches Format langfristig zu den Menschen passt.
Nun haben wir im Herbst zum gemeinsamen Laubharken eingeladen. Es kamen gerade mal zehn Leute. Auch wenn das nicht viele Menschen sind, ist das ein Anfang. Es wird wachsen, so wie das Weihnachtsfest. Man darf sich bei solchen Dingen nicht verunsichern lassen, sondern man muss Zeit und neue Ideen investieren, um zu sehen, welches Format langfristig zu den Menschen passt.
FORUM: Wo kommt Ihre Motivation für all das her?
SUSANNE BRANDING: Das ist eine spannende Frage. Ich habe an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung studiert und da ist nachhaltiges Denken und Handeln vielleicht in meine DNA übergegangen (lacht). In jedem Fall sind es meine persönlichen Werte. Ich lebe selbst sehr nachhaltig und baue zum Beispiel Gemüse selber an. Daraus ziehe ich viel positive Energie, die sich dann auch in meiner Arbeit wiederfindet.
Ich versuche durch meine Erzählungen das Thema Nachhaltigkeit weiterzutragen, auch in meine Arbeitskreise. Jetzt kommt zum Beispiel eine Kollegin aus einem anderen Wohnungsunternehmen und schaut sich die Fassaden-Begrünung an, die es seit kurzem an einem unserer Wohnhäuser gibt. Was mich in jedem Fall stärkt, ist der Rückhalt des Aufsichtsrats und der Stadt, besonders vom Bürgermeister.
Ich versuche durch meine Erzählungen das Thema Nachhaltigkeit weiterzutragen, auch in meine Arbeitskreise. Jetzt kommt zum Beispiel eine Kollegin aus einem anderen Wohnungsunternehmen und schaut sich die Fassaden-Begrünung an, die es seit kurzem an einem unserer Wohnhäuser gibt. Was mich in jedem Fall stärkt, ist der Rückhalt des Aufsichtsrats und der Stadt, besonders vom Bürgermeister.
FORUM: Jüngst haben Sie das erste Mal die CO2-Bilanz für Ihr Unternehmen erstellt. Welche Ergebnisse haben Sie dabei überrascht? Was machen Sie mit den Ergebnissen?
SUSANNE BRANDING: Zum einen war ich überrascht, dass sich der Aufwand tatsächlich in Grenzen hält. Zuerst dachte ich noch: ‚wie sollen wir das alles schaffen?‘ Und auf einmal war alles fertig. Durch unsere Betriebskostenabteilung hatten wir schon viele Daten, das hat natürlich geholfen. Daneben war ich total überrascht, dass wir bereits jetzt mit unseren CO2-Emissionen verhältnismäßig gut dastehen – durch Maßnahmen wie LED-Beleuchtung oder die Nutzung von Ökostrom. Nächstes Jahr wird die Fernwärme gemeinsam mit der TEWE auf eine CO2-neutrale Versorgung umgestellt, sodass sogar unser erstes Quartiert CO2-neutral versorgt sein wird.
Großen Respekt habe ich vor dem sogenannten Scope drei, der noch nicht verpflichtend ist. Er nimmt Lieferketten in den Blick. Das wird aufwändig. Aber wir wollen uns weiterentwickeln. Deshalb planen wir im kommenden Jahr eine Gemeinwohl-Bilanz. Das ist schon lange mein Wunsch und dabei werden Lieferketten berücksichtigt – Lieferanten, Eigentümer, Mitarbeiter, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld.
Im normalen Geschäftsalltag hat man im Grunde keine Zeit, sich die Frage zu stellen, wie wir zukünftig eigentlich wirtschaften wollen. Wenn man eine GWÖ-Bilanz oder ein Umweltmanagementsystem installiert, muss sich aber die Zeit genommen werden. Ich finde, dass diese Systeme helfen, Dinge besser zu reflektieren und dadurch verbessern, was sonst unter dem Radar laufen würde. Hier liegen immer auch Chancen für deutliche Verbesserungen des gesamten Unternehmens.
Großen Respekt habe ich vor dem sogenannten Scope drei, der noch nicht verpflichtend ist. Er nimmt Lieferketten in den Blick. Das wird aufwändig. Aber wir wollen uns weiterentwickeln. Deshalb planen wir im kommenden Jahr eine Gemeinwohl-Bilanz. Das ist schon lange mein Wunsch und dabei werden Lieferketten berücksichtigt – Lieferanten, Eigentümer, Mitarbeiter, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld.
Im normalen Geschäftsalltag hat man im Grunde keine Zeit, sich die Frage zu stellen, wie wir zukünftig eigentlich wirtschaften wollen. Wenn man eine GWÖ-Bilanz oder ein Umweltmanagementsystem installiert, muss sich aber die Zeit genommen werden. Ich finde, dass diese Systeme helfen, Dinge besser zu reflektieren und dadurch verbessern, was sonst unter dem Radar laufen würde. Hier liegen immer auch Chancen für deutliche Verbesserungen des gesamten Unternehmens.
FORUM: Was entgegnen Sie Unternehmern, die sagen, Nachhaltigkeit sei eine Modererscheinung und verschwinde auch irgendwann wieder?
SUSANNE BRANDING: Nachhaltigkeit ist ein Entwicklungsschritt, den man mitgehen muss – ähnlich wie den der Digitalisierung oder den des demografischen Wandels. Wer das jetzt verschläft, wird in einigen Jahren keine Rolle mehr spielen. Natürlich muss es eine Balance zwischen Ökologie, Gemeinwohl und Ökonomie geben.
Was man umsetzen möchte, muss sich am Ende auch rechnen – das muss nicht in allen Bereichen zwingend monetär sein, sondern kann sich wie in unserem Fall auch in Bindung ausdrücken, wie zum Beispiel in zufriedenen, langjährigen Mitarbeitende. Ich würde an dieser Stelle gerne André Worlitzer, den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Sparkasse Barnim, zitieren. Er hat bei einem Gastvortrag in unserer IHK-Vollversammlung gesagt: ‚Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben‘.
Was man umsetzen möchte, muss sich am Ende auch rechnen – das muss nicht in allen Bereichen zwingend monetär sein, sondern kann sich wie in unserem Fall auch in Bindung ausdrücken, wie zum Beispiel in zufriedenen, langjährigen Mitarbeitende. Ich würde an dieser Stelle gerne André Worlitzer, den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Sparkasse Barnim, zitieren. Er hat bei einem Gastvortrag in unserer IHK-Vollversammlung gesagt: ‚Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben‘.
Es fragte Katharina Wieske
Kontakt

Jens Jankowsky
Referent Innovation/Energie
Geschäftsbereich Wirtschaftspolitik