Den richtigen Riecher fürs Geschäft

Den Grundstein für die Firma hat der Vater gelegt: 1984 meldete Eckhard Brennecke, der gelernte Maler, ein Gewerbe zum Einbau von Etagenheizungen an. Wenig später orientierte der Wriezener sich anders, weil er entdeckt hatte, dass es einen großen Bedarf zur Reinigung von Schankanlagen gab.
Er zog von Kneipe zu Kneipe, von denen es seinerzeit noch reichlich auf dem Lande gab. Zuerst allein, später mit zwei Mitarbeitern. Nach der politischen Wende und dem Einzug der Marktwirtschaft eröffneten sich für ihn noch einmal ganz neue Möglichkeiten: Er stattete Gaststätten mit neuen Schankanlagen aus und installierte moderne Technik vom Bierkeller bis zur Theke. Mit Subunternehmern bot er schließlich ein Gesamtpaket mit Barverkleidung an. Nicht nur Bier sollte fließen, Gastraum und Thekenbereich sollten auch ansprechend aussehen.
Ich hatte öfter mal ein Praktikum bei meinem Vater gedacht und für mich war klar, dass ich mal in die Firma einsteige.

Nico Brennecke, Firmeninhaber Gastro Brennecke

Schon zu dieser Zeit kam sein Sohn Nico ins Spiel, damals noch im jugendlichen Alter. Ganz bewusst und zielstrebig lernte er Tischler und machte gleich nach seinem Wehrdienst seinen Meister. Gemeinsam mit seinem Vater baute er weiter Schankanlagen und Theken, verkleidete Bars, baute Rückbüfetts. Nebenher frönten beide ihrer Leidenschaft, sie brauten privat Bier und schenkten es ab 2009 sogar in ihrem kleinen Kanuverleih an der Alten Oder aus.
Über den Gastronomieservice „Radeberger Gruppe“ hatten die Brenneckes stets gute Aufträge zur Ausstattung mit Schankanlagen und Theken erhalten. Bis 2008 lief das Geschäft ganz gut, doch das änderte sich. „Wir merkten, dass die Aufträge nachließen. Der Markt war gesättigt, der Rückgang in der Gastronomie spürbar“, erinnert sich Nico Brennecke. Aber aufgeben gab‘s nicht. Er recherchierte, beobachtete die Branche und stellte fest, dass es im Gastrobereich einen großen Bedarf an Zubehör – neu oder gebraucht - gab.
„Und dass sich immer mehr Menschen für die Hobby-Bierbrauerei interessierten und sich zu Hause eine Zapfanlage einbauen wollten.“ Nico Brennecke bewies wie sein Vater den richtigen Riecher fürs Geschäft und verknüpfte seine beiden Leidenschaften: Schanktechnik und Bierbrauen. Er baute sich einen eigenen Web-Shop auf, über den er neue und alte Schanktechnik verkaufte. „Die PC-Kenntnisse habe ich mir selbst angeeignet“, erzählt der junge Chef. Und dann kam so was wie der Zufall zur Hilfe und brachte die neue Geschäftsidee in Schwung: Beim Umzug des Unternehmens in die Wriezener Straße Am Hafen 3 im Jahr 2019, einer ehemaligen Getreidehalle, fanden sie eine Flasche Bier, dessen Inhalt Vater Brennecke mal selbst gebraut hat. „Das Bier war zwei Jahre alt und schmeckte noch“, erinnert sich der Sohn.
Weil wir Bier brauen können, können wir auch anderen sagen, wie man es richtig macht.

Nico Brennecke, Firmeninhaber Gastro Brennecke

Wer heute auf die Website von Gastro Brennecke schaut, findet alles, was der ungeübte Bierbrauer braucht: alle Teile der Schanktechnik vom Zapfhahn bis zum verzinkten Fassbierkühler, diverse Anleitungen zum Brauen, Zutaten wie Malz und Hefe, Tipps und Gerätschaften zur hygienischen Reinigung, Ersatzteile vom Dichtungsgummi für Gärröhrchen bis zum Anschlussschlauch. Und natürlich verschiedene Bücher zum liebsten Getränk des Deutschen. Eines davon, das „Bier Brau Buch“, hat Nico Brennecke selbst herausgegeben zusammen mit der Bier Sommeliére Anja Kober-Stegemann.
Über 20 Rezepte findet man darin – vom Weizen hell über Iris Stout, Pale Ale bis zum Leichten Rauchbier – immer mit Empfehlungen der Sommeliére zur Trinktemperatur, zum Trinkglas und dem passenden Essen. Für den Brau-Anfänger hat der Fachmann vier verschiedene Bierbrausets konzipiert, zum Beispiel das Braukit, ideal zum Verschenken für kleine Brau-Projekte, aber auch für „Fortgeschrittene“. Von Anfang an, so sagt er, habe er nicht nur erfahrene Brauer unterstützen, sondern auch Anfängern zeigen wollen, dass es leicht und unkompliziert ist, sein eigenes Bier zu brauen. Die Corona-Zeit, wo viele Menschen zu Hause bleiben mussten, hat das Geschäft angefeuert.
Von rund 130 Lieferanten aus ganz Europa bezieht Nico Brennecke seine Produkte, mit seinen sechs Angestellten, davon zwei Frauen, beliefert er Kunden in ganz Deutschland. Der Vater lässt den Sohn machen, er hat sich inzwischen ganz aus dem Geschäft zurückgezogen. Für Nico Brennecke hieß es schon immer „Learning by Doing“, zupacken, sich umhören, Partner finden, Beziehungen knüpfen, immer am Ball bleiben. Gelernt hat der zweifache Familienvater dabei auch das: „Man muss nicht nur die Produkte anbieten, sondern auch ansprechend präsentieren.“ Marktberater und Produktdesigner haben ihm geholfen.
Wir sind auf gutem Weg, in Deutschland zum Marktführer in dieser Branche zu werden.

Nico Brennecke, Firmeninhaber Gastro Brennecke

Bei allem Erfolg hat er den Blick auf seinen Heimatort Wriezen nicht verloren. An der jährlichen „Humpentafel“, deren guter Zweck traditionell der örtlichen Feuerwehr zu Gute kommt, waren sich der Bauunternehmer Martin Schlaegel und Nico Brennecke schnell einig, dass der Wriezener Gewerbeverein 92 wieder aktiver werden und öffentlich mehr in Erscheinung treten muss. Ein Generationenwechsel kündigt sich an und Nico Brennecke will dabei sein: „Wir müssen wieder Netzwerke knüpfen, um unsere Interessen vertreten zu können.“ Und mit einer Bandenwerbung auf dem örtlichen Sportplatz unterstützt der Unternehmer die Fußballer und macht gleichzeitig für sich Werbung: „Brau dein eigenes Bier“. Nico Brennecke möchte auch in der Region bekannter werden und was tun für den Zusammenhalt in der Stadt und der Region.
FORUM/Ruth Bader

Dr.Axel Strasser
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Oderland