Auswertung der Innenstadtstudie des IFH Köln 2022

 Wie steht es um deutsche Innenstädte? Was motiviert Besucherinnen und Besucher zu einem Innenstadtbesuch – insbesondere nach dem Einschnitt durch die Coronapandemie? Diese und weitere Fragen stellt das IFH Köln in der alle zwei Jahre erscheinenden Untersuchung „Vitale Innenstädte“, für die im Herbst 2022 rund 69.000 Passanten und Passantinnen in 111 deutschen Innenstädten aller Größenordnungen interviewt wurden.
In ihren Ortsgrößenklassen schneiden Leipzig, Erfurt, Göttingen, Goslar und Warburg am besten ab. Durchschnittlich kommen die Städte aber – wie auch in den Vorjahren – nur knapp auf eine gute Bewertung.  Die Besucher und Besucherinnen vergaben als Mittelwert für die Innenstädte die Schulnote “2 minus”. Und die Mehrzahl der Städte schneidet beim Indikator Weiterempfehlung schlecht ab – insbesondere bei jungen Menschen.
In Ostbrandenburg beteiligten sich die Städte Eberswalde (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 6799 KB), Prenzlau (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7977 KB) und Templin (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7976 KB) an der Untersuchung – und liegen in vielen Punkten über dem Bundesdurchschnitt.

Frequenzen wieder auf vorpandemisches Niveau bringen

Die Besucherfrequenzen in den Citys konnten nach den Einbußen in den ersten Jahren der Coronapandemie wieder zulegen, erreichen aber noch nicht wieder das Niveau von 2019. Einkaufen ist dabei weiter Besuchsmotiv Nummer eins. Doch rücken zunehmend auch andere Besuchsgründe in den Vordergrund – in besonderer Weise gilt dies für gastronomische Angebote.
Das zeigt sich auch an den Verbesserungswünschen der PassantInnen: Innenstädte sollen ein Begegnungsort sein und zum Verweilen einladen (45 %). Aber auch Shoppingangebote (43 %) und Kunst- und Kultur (36 %) sowie Gastronomie (35 %) sind laut der Befragten wichtige Ansatzpunkte, um Städte attraktiver zu gestalten.
„In Zeiten von Inflation und wachsendem Onlinehandel brauchen wir eine neue Währung zur Bewertung und Einordnung deutscher Innenstädte – und zwar die Bereitschaft, den Besuch einer Innenstadt als Gesamterlebnis weiterzuempfehlen. Leider sehen wir das aktuell nur selten. Die Weiterempfehlung ist die härteste und natürlichste Wertschätzung einer Stadt und muss unbedingt zunehmen – deutschlandweit,“ appelliert Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

Weiterempfehlung für Innenstädte ist ausbaufähig

Die Mehrzahl der deutschen Städte schneidet beim Faktor Weiterempfehlung schlecht ab. In rund jeder zweiten Stadt (53 Prozent) überwiegt die Anzahl derer, die die Innenstadt nicht weiterempfehlen würden. Nur jede vierte Stadt (24 %) kann sich über eine hohe Weiterempfehlungsrate ihrer Innenstadt freuen. Tendenziell empfehlen Ältere die von ihnen besuchten Innenstädte eher als Jüngere.
Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Weiterempfehlung von Innenstädten sind an erster Stelle Aufenthaltsqualität, Ambiente und Flair sowie Stadtgestaltung und touristische Attraktivität. Es folgen der Erlebniswert und das Einzelhandelsangebot.
„Die Einflussfaktoren auf die Weiterempfehlung müssen konsequent in den Blick genommen und Maßnahmen aktiv abgeleitet werden. Um unsere Citys lebendig und zukunftsfit zu machen, gilt es, Besuchsanlässe für jegliche Altersklassen und Besuchergruppen – sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für auswärtige BesucherInnen – zu schaffen. Erfreulicherweise unterscheiden sich die Erwartungshaltungen der verschiedenen Zielgruppen nicht grundlegend, müssen aber dennoch mit anderen Schwerpunkten ausgestaltet werden,“ resümiert Dr. Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter am IFH Köln.