IHK plant Teilneubau

An ihrem Standort an der Moslestraße 6 in Oldenburg stellt die IHK derzeit die Ergebnisse des hochbaulichen Realisierungswettbewerbs für den Entwurf eines Erweiterungsgebäudes aus. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14.30 Uhr zugänglich, und zwar voraussichtlich bis zum 16. Februar.
Der Realisierungswettbewerb wurde — unter Preisgerichtsvorsitz von Prof. Dr. Volker Droste — am 29. November 2024 entschieden.
Zehn Büros aus dem Bezirk der IHK sowie aus Bremen waren zu dem Wettbewerb eingeladen. Der Entwurf des Oldenburger Büros kbg architekten wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Zudem wurden zwei dritte Preise vergeben.

1. Preis: kbg architekten, Oldenburg

Das Preisgericht zu der Arbeit:
„Die Verfassenden ergänzen das bestehende Gebäude um einen Baukörper, der in seiner Anmutung und Kubatur eine sympathische Verwandtschaft zu dem Bestandsgebäude aufweist; Alt- und Neubau werden zusätzlich durch einen niedrigeren Baukörper im Sinne einer „Klammer“ verbunden. Die Entscheidung, eine Verwandtschaft zwischen alt und neu herzustellen - im Sinne einer städtebaulichen und inhaltlichen Evolution - wird von der Jury sehr positiv gesehen. Ebenso sieht die Jury die Positionierung des Baukörpers und die Ergänzung niedrigerer Bauteile im Hinblick auf die städtebauliche Einfügung sehr positiv. Es gelingt den Verfassenden, das Ensemble in den außerordentlich heterogenen Stadtraum sehr selbstverständlich einzufügen.
Das neue Gebäude überzeugt auch in seiner Materialität und Fassadenausprägung, ebenso wird die neue Fassade für das Bestandsgebäude positiv bewertet. Der Auftritt des gesamten Ensembles erscheint für die Industrie- und Handelskammer und den Ort sehr angemessen. Die Fassaden gewährleisten eine gute Balance zwischen Einblick und Privatheit und machen neugierig auf das, was im Inneren geschieht.
Im Gebäude werden sehr gut strukturierte und gleichzeitig vielfältige Raumangebote vorgeschlagen. Die Jury lobt die einladende Eingangssituation, die bereits im Außenraum durch ein großzügiges Dach formuliert wird und die im Innenraum sehr übersichtlich ist. Orientierungsmöglichkeiten bei der Erschließung wie aber auch Aufenthaltsqualitäten werden positiv gewertet.
Die Eingriffe in den Gebäudebestand sind reduziert, eine durchgehende Nutzung wesentlicher Flächen des Gebäudebestands während der Neubaumaßnahme erscheint möglich. Eine Fassadensanierung kann vermutlich unabhängig vom Neubau durchgeführt werden. Im Neubau schlagen die Verfasser eine größere Geschosshöhe vor als im Altbau, diese Entscheidung führt zu einer größeren Zahl von Treppen, dieser Vorschlag wird in der Jury kontrovers diskutiert. Allerdings dreht sich dieser Aspekt durch die Ermöglichung angemessen hoher Räume für größere Raumeinheiten in den Obergeschossen 1 bis 4 ins Positive. Gestaltung und Funktion der Parkpalette sind plausibel gelöst. Insgesamt beurteilt die Jury den Entwurf als eine außerordentlich gute Lösung der gestellten Aufgabe. Sowohl städtebaulich als auch im Hinblick auf den Auftritt und die Außenwirkung der Industrie- und Handelskammer gelingt den Verfassenden eine Balance zwischen großer Selbstverständlichkeit und prägnantem Auftritt, so dass ein Gebäude entsteht, dass die Jury auf allen Beurteilungsebenen sehr überzeugt.“

3. Preis: jes architekten, Bremen

Das Preisgericht zu der Arbeit:
„Der geplante Neubau webt sich geschickt in das städtebauliche Umfeld ein. Auf die denkmalgeschützten Häuser an der Raiffeisenstraße reagiert der Neubau in Form einer angemessenen Höhenstaffelung, die durch Gebäuderücksprünge geschickt unterstrichen werden; es entsteht ein stimmiges Miteinander.
Das Gebäude Moslestraße 6 der IHK bleibt in seinem äußeren Erscheinungsbild weitgehend erhalten und bildet mit dem geplanten Neubau ein gelungenes Ensemble. Der Haupteingang an der Ecke Moslestraße/Raiffeisenstraße tritt sichtbar in Erscheinung und adressiert das Gebäude in angemessener Art und Weise. Gleichzeitig ist die rückwertige Erschließung gut gelöst, die Orientierung, auch für Besucher, ist funktionsfähig und gut.
Die Eingriffe in den Gebäudebestand sind reduziert, die kontinuierliche Weiternutzung des Gebäudebestands während der Neubaumaßnahme erscheint möglich.
Der Umgang mit dem Thema Geschosshöhe wird innerhalb der Jury differenziert betrachtet. Während eine durchgängige Geschosshöhe zwischen Alt- und Neubau im Sinne der Barrierefreiheit wünschenswert erscheint, schränkt eine Reduzierung der Geschosshöhe auf ein verbleibendes lichtes Maß von ca. 2,50 Meter die variable Nutzung der Flächen ein. Die in diesem Wettbewerbsbeitrag gewählte Lösung wird gewürdigt, in der Gesamtschau aller Beiträge werden die Vorteile einer vielfältigen Nutzungsmöglichkeit, in Form von großflächig und zusammenhängender Büroflächen oder für größere Besprechungsräume, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, jedoch als vorteilhafter angesehen.
Die innere Organisation des Neubaus ist gut gelöst. Allerdings sind die Büroflächen ausschließlich auf Einzel- bzw. Doppelbüroarbeitsplätze ausgerichtet. Wünschenswert wären auch der Nachweis alternativer Büroorganisationsformen, um auf andere, zukünftige Arbeitsplatzanforderungen reagieren zu können.
Die Fassadensanierung des Altbaus kann vermutlich weitestgehend unabhängig vom Neubau durchgeführt werden, es bestehen insbesondere durch die eigenständigen Fassadengestaltungen von Alt- und Neubau geringe Abhängigkeiten.
Die Organisation der Parkpalette ist schlüssig und praktikabel, nach Meinung der Jury könnte auf eine getrennte Ein- und Ausfahrt verzichtet werden.
Die äußere Anmutung des Gebäudes orientiert sich an geplanten Neubauvorhaben im Quartier. Die Jury ist sich einig, dass eine solche Haltung nicht uneingeschränkt dem Selbstverständnis der IHK entspricht. Eine eigenständigere Sichtbarkeit im Sinne der Adressierung und der Identität wäre hier wünschenswert gewesen. Insgesamt handelt es sich bei dem Wettbewerbsbeitrag um eine gute und solide ausgearbeitete Lösung, die von der Jury entsprechend gewürdigt wird.“

3. Preis: gruppeomp, Rastede/Bremen

Das Preisgericht zu der Arbeit:
„Die Erweiterung der IHK fügt sich respektvoll in den Kontext des Bestandes zwischen Altstadt/Wallanlage und Bahnhofsviertel ein. Die bestehende Bausubstanz wird durch die baulichen Ergänzungen zu einem prägnanten Baukörper ausformuliert. Die Gebäudekanten reagieren feinfühlig auf den Kontext. Die Gebäudeabstaffelung des Erweiterungsbaues stellt einen gelungenen Übergang zu den denkmalgeschützten Gebäuden entlang der Raiffeisenstraße dar.
Mit dem Baukörper zwischen Bestands- und Neubau schaffen die Verfasser einen neuen, identitätsbildenden Eingang an der Ecke Moslestraße/Raiffeisenstraße. Durch geschickte Anordnungen von Aufzug und Treppenverläufen werden beide Gebäudeteile sinnfällig mit ihren unterschiedlichen Gebäudehöhen verbunden. Besonders positiv wird die Nutzungsbelegung zwischen Altbau und Neubau mit Kommunikationsflächen und großzügigen Lufträumen bewertet.
Die überhöhte Außenwirkung der Ecksituation wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert und bewertet.
Die Gliederung der Fassaden ist angemessen, wohlproportioniert und maßstäblich; sie sind durch klare Linien und eine reduzierte Ästhetik geprägt. Ihre Materialität verleiht dem Gebäude eine wertige und zugleich angemessene Gesamterscheinung.
Die einzelnen Funktionsbereiche sind im Grundriss gut organisiert. Die innere Gliederung ist sehr abwechslungsreich, von guter Aufenthaltsqualität und bietet attraktive Begegnungszonen. Die Vertikalerschließung mit dem eingestellten Aufzug als Durchlader und der zentralen Erreichbarkeit des bestehenden Treppenhauses überzeugen und lassen eine schnelle Orientierung innerhalb der Grundrisse erwarten.
Die Innenräume des Entwurfes sind in den Geschossen flexibel und offen gestaltet. Es gibt sowohl Einzel- und Gruppenbüros sowie Open-Space Bereiche mit Dachterrassen mit hoher Aufenthaltsqualität. Die resultierenden faktischen Nutzungsflächen der Open-Space Bereiche wären im Detail zu prüfen, um das vorgegeben Raumprogramm vollständig nachzuweisen.
Ein genehmigungsrechtlich angemessener 2. Rettungsweg wird für das 5. Obergeschoss nicht erkannt. Eine entsprechende Nachbesserung würde voraussichtlich wahrnehmbare gestalterische und praktische Auswirkungen haben. Die Eingriffe in den Gebäudebestand sind reduziert und beherrschbar. Die durchgehende Nutzung wesentlicher Bestandsflächen während der Baumaßnahme erscheint möglich. Die Fassadensanierung sollte weitgehend unabhängig vom Neubau geplant und durchgeführt werden können.
Die Beschränkung der Parkpalette auf das Grundstück der Ausloberin wird im Sinne eines Zugewinns an Handlungsspielraum für bodenständige Vegetationsstrukturen nicht unterstützt. Der von den Verfassern vorgelegte Wettbewerbsentwurf stellt insgesamt einen interessanten und sehr gut durchgearbeiteten Beitrag für den Erweiterungsbau der IHK in Oldenburg dar. Den Verfassenden gelingt die Konzeption eines WB Erweiterungsbau der IHK in Oldenburg.“

Preisgericht und Sachverständige

Stimmberechtigte Preisrichtende

  • Thomas Bröring, Mitglied der Vollversammlung der IHK, Baubegleitkommission
  • Prof. Dr. Volker Droste, freier Architekt
  • Michael Frenz, freier Architekt
  • Dr. Jutta Middendorf Bergmann, Vizepräsidentin IHK, Baubegleitkommission
  • Uwe Harre, Mitglieder der Vollversammlung der IHK, Baubegleitkommission
  • Jan Meyer, Mitglieder der Vollversammlung der IHK, Baubegleitkommission
  • Jan Müller, Präsident IHK
  • Thomas Müller, Leiter zentrale Dienste der IHK
  • Tom Nietiedt, Vizepräsident IHK, Baubegleitkommission
  • Prof. Katja-Annika Pahl, freie Architektin
  • Christine-Petra Schacht, Baudezernentin, Stadt Oldenburg
  • Dr. Torsten Slink, Hauptgeschäftsführer IHK

Stellvertretende Preisrichter

  • Prof. Jürgen Arendt, freier Architekt
  • Eike Schnitker, Leiter FD Städtebau u. Stadterneuerung

Sachverständige

  • Stephan Tautz Öffentliche, Versicherungen Oldenburg
  • Miliha Muharemovic, Personalrätin IHK
Verfahrensbetreuung
Die Organisation und Durchführung des Wettbewerbsverfahrens übernahm BPW-Stadtplanung aus Bremen.