Saisonumfrage Tourismus

Trotz großer Herausforderungen: Insgesamt gute Sommersaison 2023

Das Gastgewerbe im Oldenburger Land ist mehrheitlich zufrieden mit dem Verlauf der Sommersaison. Die Auslastung im Beherbergungsgewerbe lag ungefähr auf dem Vor-Corona-Niveau (66,1 Prozent). Angesichts steigender Kosten in allen Bereichen ist es nachvollziehbar, dass sich die Umsätze kaum verändern. Viele Unternehmen der Tourismusbranche kämpfen um Wirtschaftlichkeit und damit Marktfähigkeit. Deshalb planen zwei Drittel der Betriebe in der nächsten Wintersaison, die Preise anzuheben. Dies ergibt die Auswertung der Saisonumfrage Tourismus der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK).
Die Stimmung der Betriebe in der Sommersaison 2023 spiegelt auch der Klimaindex, ein aus der gegenwärtigen Einschätzung und der zukünftigen Erwartungen ermittelter Wert, wider. Er ist leicht gesunken, liegt jedoch über dem Niedersachsenschnitt (104,5 Punkte).

Stimmung trotzt den Wetterkapriolen 

Wetterkapriolen und steigende Kosten in allen Bereichen machen das Leben in der Tourismuswirtschaft schwer. Auch wenn die Stimmung nicht ganz so positiv ist wie im Sommer 2022, so ist das Gastgewerbe doch mehrheitlich zufrieden mit dem Verlauf der Saison: 95 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als gut (57,6 %) oder befriedigend (37,6 %). Der Saldo aus positiven und negativen Antworten lag bei + 52,7 Punkte. Nach der Sommersaison 2022 lag der Saldo noch bei + 71,7 Punkten. 

Umsatzentwicklung stagniert

Jeweils ein Drittel der Befragten meldet gestiegene, gleichgebliebene und zurückgegangene Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Saldo: + 2 Punkte). Nach der letzten Sommersaison lag der Saldo noch bei + 42,5 Punkten. Die durchschnittliche Zimmer- und Stellplatzauslastung von Mai bis Oktober lag bei 66,1 Prozent und damit ungefähr auf dem Vor-Corona-Niveau.

Blick in die Zukunft deutlich verhalten

Die wirtschaftliche Entwicklung für die nächsten Monate wird verhaltener beurteilt als im Vorjahreszeitraum. Für den Winter 2023/2024 erwartet lediglich jedes fünfte Unternehmen eine günstigere Geschäftslage als im Sommer 2023, rund 34 Prozent dagegen eine ungünstigere Entwicklung (Saldo: – 14,4 Punkte). Von einer gleichbleibenden Geschäftslage in der kommenden Saison gehen 46,4 Prozent der Gastgeber aus. Der Klimaindex sinkt auf 114,6.

Weiterhin steigende Übernachtungs- und Verzehrpreise

Auch in der nächsten Wintersaison planen zwei Drittel der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, die Preise anzuheben. 31,4 Prozent der befragten Unternehmen gehen von gleichbleibenden Preisen aus. Hauptgrund für Preisanhebungen sind nach wie vor die Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelpreise. Wenn man nur auf die Gastronomiebetriebe schaut, zeigt sich, dass sogar rund dreiviertel aller Betrieben mit höheren Preisen planen. Als Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung nennen 82,2 Prozent der Gastronomiebetriebe die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, insbesondere die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent für Speisen. 

Beschäftigung: Mehrheit der Betriebe will Personal halten

Die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe bleibt konstant: 81 Prozent der Betriebe setzen auf das bestehende Team. Jeder fünfte Betrieb plant Personalabbau. Im Vorjahreszeitraum waren dies noch ein Viertel aller Betriebe. Rund die Hälfte der Unternehmen berichtet, dass offene Stellen längerfristig (mehr als zwei Monate) nicht besetzt werden können, in der Gastronomie betrifft dies sogar zwei Drittel aller Betriebe.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die Investitionsbereitschaft im Gastgewerbe ist weiterhin rückläufig: Die Hälfte der befragten Betriebe möchte weniger bis gar nicht investieren. Lediglich 11 Prozent wollen das Investitionsbudget ausweiten. Im Vorjahreszeitraum waren dies noch rund 28 Prozent. Hauptmotive für Investitionen sind weiterhin Modernisierung und Rationalisierung. Aber auch Investitionsplanungen im Umweltschutz liegen mit 31 Prozent auf einem hohen Niveau. 

Finanzielle Sorgen

Eine Zusatzfrage beschäftigt sich mit den größten finanziellen Sorgen der Betriebe. Dreiviertel aller Gastronomiebetriebe haben Sorgen wegen der anstehenden Wiedereinführung von 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen. Jeder zweite Beherbergungsbetrieb sorgt sich dagegen wegen der gestiegenen Personalkosten. 

Auswirkungen Mehrwertsteuererhöhung auf Gastronomiebetriebe

Sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants zu Anfang 2024 wieder auf 19 Prozent erhöht werden, kündigen 83,3 Prozent der Gastronomiebetriebe an, ihre Preise zu erhöhen. Jeder vierte Betrieb wird an Personalkosten sparen. Auch die Investitionsbereitschaft würde unter der Mehrwertsteuererhöhung leiden. 43,1 Prozent der Betriebe kündigen an, Investitionen zu verringern bzw. einzustellen. 6,9 Prozent der Betriebe werden laut Umfrage voraussichtlich schließen.
Da für das Reiseverkehrsgewerbe nicht ausreichend Antworten für repräsentative Aussagen vorlagen, wurde keine separate Auswertung für das Oldenburger Land vorgenommen.