Wirtschaftsentwicklung enttäuscht

2024 war für Deutschlands Wirtschaft ein weitgehend verlorenes Jahr. Deutsche Unternehmen haben deutlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Neben konjunkturellen Gründen – wie einer schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland – traten immer mehr strukturelle Probleme in den Vordergrund: hohe Arbeits- und Energiekosten, unzureichende Digitalisierung, überbordende Bürokratie sowie ein verstärkter Fachkräftemangel in Folge des demographischen Wandels. In einer globalisierten und digitalisierten Welt müssen Unternehmen innovativer und flexibler werden. An Innovationskraft mangelt es in Deutschland seit langem.
Auch die Unternehmen im Oldenburger Land hatten mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer unserer Region, hat sich im Jahresverlauf nach unten bewegt und stieg nur zum Jahresende etwas an. Er bleibt mit 89,9 Punkten auf niedrigem Niveau. Zwar lag der Saldo der Geschäftslage im vierten Quartal 2024 leicht im positiven Bereich, jedoch blicken die Unternehmen skeptisch auf das Jahr 2025.
Insbesondere die vielen Meldungen über den deutschlandweiten Arbeitsplatzabbau bei zahlreichen großen Unternehmen haben die Konsumbereitschaft der Verbraucher sowie die Investitionsbereitschaft regionaler Unternehmen gebremst. In unserer Region stieg die Arbeitslosigkeit leicht an, die Insolvenzzahlen haben deutlich zugelegt.

Industrieentwicklung enttäuscht

Der Umsatz der Industrieunternehmen ab 50 Beschäftigte ist im Oldenburger Land ist im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 28,2 Milliarden Euro gesunken (real -1,2 Prozent). Das Exportgeschäft nahm um 3,1 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro ab. Die Exportquote, der Anteil des Auslandsumsatzes zum Gesamtumsatz, sank leicht auf 29,6 Prozent (2023: 29,8 Prozent). Niedersachsenweit fiel der Industrieumsatz um 0,8 Prozent. Das berichtet die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Grundlage von Zahlen des Statistischen Landesamts Niedersachsen.
Wesermarsch und Friesland vorn
Im Oldenburger Lang meldeten drei Landkreise eine positive Entwicklung: Wesermarsch mit einem Plus von 5,7 Prozent, Friesland +5,6 Prozent und Ammerland vier Prozent.
Den höchsten Umsatzrückgang gab es in Wilhelmshaven (-9,7 Prozent), gefolgt von den Landkreisen Cloppenburg (-8,1 Prozent) und Oldenburg (-6,9 Prozent).
Weitere Details zur regionalen Entwicklung in unseren Regionalreports.

Dringender Reformbedarf

Es bedarf eines erheblichen Kraftaktes, Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Ein Klein-Klein hilft nicht mehr weiter.
Mit dem Sondervermögen Infrastruktur versucht die zukünftige Bundesregierung, Versäumtes nachzuholen. Das Geld ist dringend notwendig, denn Wachstum und Sparmaßnahmen alleine würden das benötigte Geld für die Modernisierung der Infrastruktur nicht aufbringen können.
Aber auch Schulden allein helfen nicht weiter. Schulden ersetzen kein wirtschaftliches Wachstum. Es nützt nichts, Geld bereitzustellen, wenn Planungs- und Genehmigungsverfahren weiterhin Jahre dauern. Die Maßnahmen müssen von Reformen flankiert werden.
Die steuerlichen sowie die bürokratischen Belastungen müssen deutlich heruntergefahren, die Digitalisierung in den Verwaltungen viel stärker vorangetrieben werden. Auch für das Thema Nachhaltigkeit, das die Unternehmen voranbringen wollen, muss es praxistauglichere Lösungen geben. Die Vorschläge liegen alle vor – sie müssen schnell und mit Mut umgesetzt werden.