Aufschwung in Sicht?
Die Stimmung in den Unternehmen im Oldenburger Land hat sich zum dritten Mal in Folge verbessert. Sie bewerten die aktuelle Geschäftslage merklich besser als noch im ersten Quartal dieses Jahres. Die Aussichten auf die zukünftige Entwicklung verbessern sich leicht. Das hat unsere Umfrage unter 420 Mitgliedsunternehmen ergeben. Der daraus von der IHK vierteljährlich ermittelte Konjunkturklimaindex steigt um 3,8 Zähler auf 98,3 Punkte.
„Ob die anhaltende Stimmungsverbesserung nun tatsächlich die Konjunkturwende bedeutet, bleibt angesichts der vielen Unsicherheiten abzuwarten. Aber zumindest zeigen sich erste Zeichen eines möglichen Aufschwungs“, sagt Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik. So sei die Investitionsbereitschaft der Unternehmen deutlich gestiegen, der Investitionssaldo sei erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder positiv (von -10,4 Punkte im Vorquartal auf aktuell +4,7 Punkte). Das dürfte mit den angekündigten verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten („Investitionsbooster“) und dem neuen finanziellen Spielraum für Infrastruktur und Verteidigung zusammenhängen, so Schaeper. Und auch die Bereitschaft, neues Personal einzustellen, sei in den Betrieben gestiegen und liege seit rund zwei Jahren wieder im positiven Bereich (aktuell +4,0 Punkte)..
„Bemerkenswert ist, dass fast alle Branchen die gegenwärtige Lage besser beurteilen als noch im ersten Quartal dieses Jahres“, sagt der IHK-Geschäftsführer. Insbesondere im Bau-, Dienstleistungs- sowie Verkehr- und Logistikgewerbe sei die Stimmung spürbar gestiegen. Auch Einzel- sowie Großhandel bewerten das zweite Quartal besser als das erste, der Saldo bleibt aber negativ. Lediglich in der Industrie geht der Saldo aus Gut- und Schlechtmeldungen etwas zurück (von +15,2 auf +10.4 Punkte).
„Ob die wirtschaftlichen Auftriebskräfte die Oberhand gewinnen, ist noch ungewiss“, beschreibt Schaeper die derzeitige Situation. Gegen einen möglichen nachhaltigen Aufschwung sprächen die vielen geopolitischen Krisen und insbesondere auch die US-Zollpolitik. Solange es hier zwischen der EU und den USA keine Einigung gibt, bleiben die Erwartungen gedämpft. So blicken neun Prozent der Befragten optimistisch, jedoch rund ein Viertel pessimistisch in die Zukunft.
„Die Bundesregierung hat es in der Hand, der Binnennachfrage durch den erhöhten finanziellen Spielraum Impulse zu geben“, so der IHK-Geschäftsführer. Bedingung sei, dass die Gelder aus dem Infrastrukturfonds schnell und unbürokratisch in Aufträge umgewandelt werden und das Geld bei den Betrieben ankomme. Nur dann führe die Investitionsbereitschaft auch zu realen Investitionen. Der Rückzieher der Bundesregierung, die Stromsteuer für alle Branchen zu senken, sei kontraproduktiv gewesen, so Schaeper.
Branchenergebnisse
Die Konjunkturentwicklung verläuft nicht einheitlich, sondern wird von den verschiedenen Branchen zum Teil deutlich unterschiedlich beurteilt. Hier die Konjunkturbewertung wichtiger Branchen aus unserer Region.
- Industrie
Die Industrieunternehmen sind mit dem Verlauf des zweiten Quartals überwiegend zufrieden. Die Auftragseingänge sind per Saldo leicht gesunken, vor allem aus dem Inland. Die Auslandsbestellungen hingegen haben zugenommen. Hier könnte es sich immer noch um Vorzieheffekte vor den Zollerhöhungen handeln.Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt getrübt. Durchgreifende Umsatz- oder Exportsteigerungen werden nicht erwartet. Die Produktionskosten bleiben im internationalen Vergleich zu hoch.
- Baugewerbe
Alle Sparten des Baugewerbes – Hochbau, Tiefbau und Ausbaugewerbe – beurteilen die aktuelle Lage als ausgesprochen gut. Gründe hierfür sind ein als mehrheitlich zufriedenstellend bewerteter Auftragseingang, eine deutlich gestiegene Auftragsreichweite bei Aufträgen von mehr als vier Monaten sowie eine stark verbesserte Ertragslage.Diese günstige Entwicklung wird sich laut den Erwartungen der Betriebe in den nächsten Monaten fortsetzten. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank dürfte das Bauen günstiger machen. Zudem rechnen die Unternehmen mit Aufträgen aus dem öffentlichen Infrastrukturfonds.
- Einzelhandel
Die Stimmung im Einzelhandel hat sich zum zweiten Mal in Folge leicht verbessert – sowohl die aktuelle als auch die erwartete Geschäftslage. Dennoch bleiben die Niveaus verhalten. Die Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden ist weiterhin deutlich spürbar und dämpft das Umsatzpotenzial vieler Betriebe.Trotz vieler Belastungen blicken manche Unternehmen mit einem vorsichtig optimistischen Blick nach vorn. Chancen werden insbesondere in der Anpassung der Sortimente und der internen Prozessoptimierung - auch mittels Einsatzes künstlicher Intelligenz - gesehen.
- Großhandel
Die Geschäftslage beim regionalen Großhandel verbessert sich leicht, der Anteil der negativen Stimmen sinkt um fast fünf Prozentpunkte. Besonders gut ist die Stimmung beim Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör. Hier berichtetet fast jedes zweite Unternehmen von guten Geschäften.Der Blick in die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibt von Skepsis geprägt. Die Großhändler hoffen auf das kürzlich verabschiedete Konjunkturpaket der Bundesregierung.
- Transport- und Logistikgewerbe
Im zweiten Quartal 2025 hat sich die Stimmung im Transport- und Logistikgewerbe geringfügig verbessert, ist aber perspektivisch weiterhin eingetrübt. Von den befragten Unternehmen bezeichnen 14 Prozent ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut und drei Viertel als befriedigend.Deutlich skeptischer sind die Erwartungen für das nächste Quartal. Die Unternehmen rechnen mehrheitlich mit steigenden oder anhaltend hohen Kosten bei einem leicht rückläufigen Transportvolumen und sehen sich insbesondere mit dem Fachkräftemangel sowie hohen Arbeitskosten und Energie- bzw. Rohstoffpreisen konfrontiert.
- Dienstleistungsbranche
Das Dienstleistungsgewerbe bewertet die gegenwärtige Geschäftslage sehr zufriedenstellend. Umsatz und Auftragseingänge sind per Saldo gestiegen. Besonders gut lief es im Grundstücks- und Wohnungswesen sowie in der Medienwirtschaft und den IT-Unternehmen.85 Prozent der Befragten gehen auch für die kommenden Monate von gleichbleibenden Geschäften aus, nur neun Prozent von schlechteren. Es wird mit steigenden Umsätzen gerechnet.