Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik wächst

Konjunktur weiter im Rückwärtsgang

Das regionale Geschäftsklima hat sich zum Jahresende weiter abgekühlt. Der Konjunkturklimaindex, den die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer auf Basis einer Umfrage ermittelt, ist zum Jahresende um 6,4 auf 74,6 Punkte gefallen. Der Wert basiert auf den Rückmeldungen von rund 250 Unternehmen der Region.
„Die Wirtschaft im Oldenburger Land hat 2023 den Rückwärtsgang eingelegt“, sagt Björn Schaeper, Geschäftsführer der IHK für den Bereich Wirtschaftspolitik. Der aktuelle Klimaindex liege merklich unter dem Vorjahres-Index (4. Quartal 2022: 79,9 Punkte). Gründe für die schlechte Stimmung gebe es viele, so der IHK-Geschäftsführer: Die weiterhin hohe Inflation drücke die Konsumstimmung. Dazu trage auch der jüngste Wegfall der reduzierten Umsatzsteuerwerte auf Energie und in der Gastronomie bei. Zudem belasteten die Energiepreise die Ertragslage vieler Unternehmen, so Schaeper. Gleichzeitig komme der Export aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, in Nahen Osten sowie aktuell im Roten Meer nicht in Schwung.
„So verwundert es nicht, wenn Industrie, Einzelhandel sowie Großhandel ihre ohnehin schon angespannte Situation im Schlussquartal 2023 nochmals schlechter beurteilen“, gibt Schaeper ein zentrales Umfrageergebnis wieder. Im Transport- und Logistikgewerbe beurteilt jeder zweite Befragte die Lage als schlecht, nur 16 Prozent als gut. Ganz gegensätzlich sieht es das Dienstleistungsgewerbe: Hier gibt jeder zweite Befragte ein Gut-Urteil ab, nur ein Prozent ein Schlecht-Urteil.
„Sorgen bereitet den Unternehmen vor allem der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr“, sagt Schaeper. Fast jeder zweite befragte Betrieb geht für das Jahr 2024 von einer noch ungünstigeren Entwicklung aus. Nur fünf Prozent erwarten eine Besserung. Insbesondere Großhandel, Einzelhandel, Industrie sowie Transport- und Logistikgewerbe sind überwiegend pessimistisch.
„Dieser sehr negative Ausblick hat nicht nur etwas mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation zu tun, sondern ist auch ganz klar Ausdruck deutlicher Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschaftspolitik“, fasst Schaeper die Meinungen vieler Unternehmen zusammen. Sie beklagen zunehmend schlechte Standortbedingungen und insbesondere fehlende Planbarkeit. Was gestern verkündet wurde, gelte heute nicht mehr, so zum Beispiel beim Wachstumschancengesetz. „Vor allem die Industrie kritisiert, dass es weiterhin an einer langfristigen Energie-Perspektive fehlt“, so der IHK-Geschäftsführer..
„Nötig sind jetzt konkrete Maßnahmen, die die Unternehmen in ihrer Praxis entlasteten“, sagt er. Neben einer klaren Energiestrategie und wettbewerbsfähigen Energiepreisen betreffe das den dringend nötigen Abbau der Bürokratie, den Ausbau und die Ertüchtigung der Infrastruktur sowie die Senkung der Steuer- und Abgabenlast. Sonst sei der Standort Deutschland nachhaltig in Gefahr und eine konjunkturelle Abwärtsspirale auch im Oldenburger Land sehr wahrscheinlich.

Branchenergebnisse

Die Konjunkturentwicklung verläuft nicht einheitlich, sondern wird von den verschiedenen Branchen zum Teil deutlich unterschiedlich beurteilt. Hier die Konjunkturbewertung wichtiger Branchen aus unserer Region.