Studie zur Sustainable Finance-Regulierung

Nachhaltigkeit und die nachhaltige Transformation spielen in der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle, auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Vorgaben der EU sollen den KMUs dabei Vorteile bei der Finanzierung nachhaltiger Investitionen bringen. Das Fazit der Studie “Sustainable Finance im Mittelstand” von DIHK, Eurochambres und SME United zeigt jedoch, dass diese Vorteile bis jetzt aus bleiben. Stattdessen müssen KMU sich mit neuen bürokratischen Hürden auseinandersetzen.
Knapp 60 Prozent der befragten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) investieren in die Transformation ihrer Unternehmen. Mit der Zunahme an Investitionen wird deutlich: Das Thema Sustainability gewinnt unter den KMU immer weiter an Bedeutung. Doch die Finanzierung stellt ein Problem dar: Nur 35 Prozent der Investitionen sind extern finanziert. Dieser Anteil ist zu niedrig, um die riesigen Investitionsvolumina der Transformation zu stemmen.
Nur ein geringer Anteil (16 Prozent) der verwendeten externen Finanzierung kann als Sustainable Finance klassifiziert werden. Dabei ist die Nachhaltigkeit sehr heterogen definiert, in den allermeisten Fällen (ca. 70 Prozent) werden die Kriterien durch Förderprogramme bestimmt. Dabei werden die Programme häufig als zu umständlich und die Genehmigungsphasen als zu lang beschrieben. Die komplexe EU-Taxonomie spielt für KMU keine Rolle.
Aufgrund der hohen Bedeutung der Bankfinanzierung, der Grenzen der Förderungsmöglichkeiten bei den benötigten Volumina und der weitgehenden Irrelevanz der Kapitalmarktfinanzierung muss die Kapazität von Banken zur Vergabe von „grünen“ Finanzierungen durch KMU-orientiere Regulierungen erhöht werden.
Deutlich wird auch, dass es jenseits der Förderprogramme nicht reicht, „grüne“ Objektfinanzierungen zu ermöglichen, sondern dass es gerade für KMU-Finanzierungen auf Unternehmensebene (zum Beispiel sogenannte ESG-linked loans, also Kredite, die an Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien gebunden sind) bedarf.
Den Trickle-Down-Effekt, also die indirekten Berichtspflichten für KMU über Wertschöpfungsketten mit größeren, direkt berichtspflichtigen Unternehmen gibt es: Je größer die Unternehmen, desto umfangreicher ist er ausgeprägt. Kleinstunternehmen und Dienstleistungsunternehmen sind aber nur wenig betroffen.
KMU sind auch ihrerseits sehr an Nachhaltigkeit interessiert: Je 12 Prozent erstellen freiwillig Nachhaltigkeitsberichte und haben externe ESG-Ratings. Umweltmanagement-Systeme haben sogar 30 Prozent der Unternehmen. Die berichtspflichtige KMU sind bisher schlecht auf die Einführung der Nachhaltigkeitsberichte durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ab 2024 vorbereitet.
Durch die Befragung wird deutlich, dass sich KMU transformieren wollen. Die existierende Sustainable Finance-Regulierung ist jedoch nicht auf KMU ausgerichtet. Sie muss für KMU einfacher und individueller werden:
  • Ein einfacher KMU-Berichtsstandard kann den KMU als Steuerungsinstrument dienen, den Trickle-Down-Effekt abschwächen und den Banken die notwendigen Informationen für Kredite liefern.
  • Aufsichtsrechtliche Standards für „grüne“ KMU-Kredite sind die Vorrausetzung dafür, dass es jenseits von Förderprogrammen Sustainable Finance-Instrumente für KMU geben kann.
  • Die massiven Investitionssteigerungen müssen über attraktive Finanzierungsbedingungen Anreize erhalten und dürfen nicht, zum Beispiel durch die aktuelle Ausgestaltung der Green Asset Ratios (GAR) bei Banken, erschwert werden.
  • Auch staatliche Förderprogramme sind unverändert wichtig. Sie müssen aber einfacher, schneller und effizienter werden.
(Quelle: DIHK)