Unternehmen & Märkte

Neubau dank stiller Teilhabe

Mit Hilfe des KBG-Sonderprogramms hat sich die rat rental GmbH vergrößert. (Von Daniel Boss)
Langsam aber sicher bekommen Max Jenrich und sein Team wieder Wind unter die Flügel. „Die Auftragsbücher für das laufende Jahr sind schon wieder gut gefüllt“, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter der rat rental GmbH. Das sah in den vergangenen beiden Jahren ganz anders aus. Die Messe- und Eventbranche zählt bekanntlich zu den von der Pandemie am stärksten gebeutelten Wirtschaftszweigen. Auch Dienstleister wie rat rental waren massiv betroffen. Durchschnittlich 70 Prozent des Umsatzes fielen weg. Kurzarbeit war angesagt. „Durch die staatlichen Hilfen haben wir es zum Glück durch die Krise geschafft.“ Die rund ein Dutzend Mitarbeiter sind alle noch an Bord.
Das Geschäftsmodell des Unternehmens besteht darin, Veranstaltungen im Businessbereich zu planen und auszustatten. „Das reicht von der klassischen Weihnachtsfeier über Konferenzen bis hin zu Messe-Auftritten“, erklärt Max Jenrich. Bis Anfang 2020 lief das Geschäft gut. So gut, dass sich Max Jenrich entschloss, den auslaufenden Mietvertrag für die Halle in Essen nicht zu verlängern und stattdessen am Glückauf-Ring in Herten neu zu bauen. „Im Dezember 2019 habe ich die Finanzierungsverträge unterschrieben“, so der 36-Jährige. Nur wenige Wochen also, bevor alles anders wurde.
Für die noch junge GmbH (Gründung 2016) war das Volumen gewaltig: 1,2 Millionen Euro wurden in den 830-Quadratmeter-Neubau auf einem Grundstück von 1800 Quadratmetern investiert. „Ohne eine Erhöhung des Stammkapitals wäre es schwierig geworden“, sagt der diplomierte Toningenieur. Seine Hausbank habe ihm aus diesem Grund die Möglichkeit des Sonderprogramms „Mehr Eigenkapital für Wachstum und Nachfolge“ der KBG aufgezeigt. Die Kapitalbeteiligungsgesellschaft für die mittelständische Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen mbH, die sich mit der bekannteren Bürgschaftsbank. NRW nicht nur dieselbe Neusser Adresse teilt, will auf diese Weise KMU stärken. Ihre Gesellschafter sind die Industrie- und Handelskammern in NRW, die Handwerkskammern sowie verschiedene Kreditinstitute. Fast 50 Prozent hält die NRW. Bank.
„Mir war diese Institution vorher völlig unbekannt“, berichtet Max Jenrich. Und nun ist sie stille Teilhaberin in seinem Unternehmen. Sie taucht als solche nicht im Handelsregister auf und nimmt keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Nach Abgabe einer IHK-Stellungnahme und Vermittlung durch die Hausbank erhielt die rat rental GmbH 150 000 Euro, zweckgebunden für das Bauprojekt in Herten. Der Vertrag läuft über zehn Jahre, die Rückzahlung erfolgt gestaffelt. „Im Jahr 2025 sind die ersten 25 000 Euro fällig. Wir haben natürlich schon begonnen, entsprechende Rücklagen zu schaffen.“

Günstiges Eigenkapital

Die KBG erhält im Sonderprogramm ein festes Entgelt von jährlich 4,4 Prozent auf die Beteiligungssumme. „Das ist natürlich super, so günstig bekommt man sonst kein Eigenkapital“, meint Max Jenrich. Auch das Antragsverfahren sei sehr einfach verlaufen, „ohne allzu großen bürokratischen Aufwand“.
Der Neubau ging während der Hochphase der Pandemie über die Bühne. „Manche Arbeiten konnten wir aufgrund unseres Know-hows auch selbst erledigen“, berichtet Max Jenrich. Im vergangenen Oktober erfolgte der Umzug. In Essen ist jetzt nur noch ein kleiner Bürostandort. Vorgesehen ist, auch den offiziellen Unternehmenssitz nach Herten zu verlagern. Die IHK Nord Westfalen war von Anfang an für den Beteiligungsprozess zuständig, da das zu finanzierende Projekt im IHK-Bezirk liegt.
„Wir freuen uns, an unserem neuen Standort voll durchstarten zu können“, so Max Jenrich. «

Förderprogramme

Mit dieser Serie gibt der WIRTSCHAFTSSPIEGEL einen Überblick über alle gängigen Förderprogramme und zeigt ermutigende Beispiele von Gründerinnen und Unternehmern, die sie in Anspruch genommen haben. Denn gute Ideen sollten nicht am fehlenden Geld scheitern. Darum bieten Land, Bund und EU viele verschiedene Zuschüsse, vergünstigte Darlehen oder mitfinanzierte Coaching-Programm.