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Wirtschaftsstandort professionell vermarkten
Wie lassen sich gewerbliche Flächen effektiv entwickeln und auch international vermarkten? Der Regionalrat Münster erarbeitet dazu Leitlinien.
Im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Regionalrats Münster stand der Landesentwicklungsplan. Mit Blick auf einige neue Regelungen hat das politische Gremium der Bezirksregierung Münster, dem IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel als beratendes Mitglied angehört, eine klare Botschaft: „Entbürokratisieren statt verkomplizieren“. So bringt es Britta Kraus auf den Punkt. Die Hauptdezernentin und Leiterin der Regionalplanungsbehörde bei der Bezirksregierung Münster befürchtet stattdessen allerdings „einen zusätzlichen Rattenschwanz an Bürokratie“.
Die IHK Nord Westfalen sieht vor allem Regelungen sehr kritisch, die tendenziell neue bürokratische Lasten auslösen. Dies stehe dem auf allen politischen Ebenen geforderten Bürokratieabbau entgegen, erklärt Dr. Jana Burchard aus Sicht der regionalen Wirtschaft. „Solche Prozesse, wie sie im geänderten Landesentwicklungsplan enthalten sind, führen zur zunehmenden Regelungsdichte, die Unternehmen und Kommunen beklagen und die Handlungsspielräume einengen“, so die IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Branchen und Infrastruktur.
Freiflächen-Photovoltaik: Realistische Ziele setzen
In seiner Stellungnahme mahnt der Regionalrat gegenüber der Landesplanung realistische Ziele zur Freiflächen-Photovoltaik an. „Sieben Gigawatt in NRW bis 2030 sind mit Blick auf Landwirtschaft und Netzverträglichkeit einfach nicht machbar“, erklärt Kraus. Sie fürchtet eine übermäßige Belastung des Münsterlandes, das bereits heute einen erheblichen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien leiste. Der Regionalrat fordert einen regionalen Ausbaupfad, analog zur Windkraft, damit nicht einzelne Regionen überfordert werden.
Flächendruck auf Wirtschaftsflächen
Die im Änderungsentwurf des Landesentwicklungsplans vorgesehenen Maßnahmen dürfen nicht dazu führen, dass sich der Flächendruck auf Wirtschaftsflächen erhöht: Eine zusätzliche Flächennutzung durch zum Beispiel die Erneuerbaren Energien dürfe nicht auf Kosten der Flächenbelange von Industrie und Gewerbe gehen, warnt Burchard aus Sicht der IHK Nord Westfalen. Auch die diskutierte Zulässigkeit von Einzelhandelsvorhaben in sogenannten „nicht integrierten Lagen“ wie in Gewerbegebieten bewertet die IHK kritisch, die sich für den Erhalt lebenswerter Innenstädte als Standorte für Handel, Dienstleistungen und Gastronomie stark macht. Solche Ansätze würden auch den wichtigen Impulsen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Münsterland widersprechen.
- Kritik an Energiepark in Datteln/Waltrop
Kritisch stehen IHK NRW und IHK Nord Westfalen der Absicht gegenüber, am Standort Datteln/Waltrop einen Energiepark zu ermöglichen. Die dritte Änderung des Landesentwicklungsplans sieht optional vor, auf bis zu der Hälfte der Flächen (165 Hektar) im newPark Anlagen für Erneuerbare Energien, zum Beispiel Photovoltaik, zu errichten. „Energieanlagen ersetzen keine Industriearbeitsplätze“, meint dazu Dr. Jana Burchard, IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Branchen und Infrastruktur.Im newPark sollen flächenintensive Großvorhaben der Industrie und des produzierenden Gewerbes Platz finden. „Hier einen Energiepark zu entwickeln, ist unverständlich und wird von uns abgelehnt“, stellt sie klar. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei privilegiert und habe umfangreiche planungsrechtliche Entwicklungsmöglichkeiten. „Industrie und Gewerbe mit hohem Flächenbedarf, die zudem für Arbeitsplätze sorgen, können sich dagegen nur ausschließlich innerhalb der Standorte für landesbedeutsame flächenintensive Großvorhaben ansiedeln“, erläutert Burchard. Sie warnt vor „Nutzungskonkurrenzen“: Geeignete Flächen seien rar – und stehen, wenn sie nicht durch das Land NRW gesichert würden, für gewerbliche Nutzungen nicht zur Verfügung.Die IHK empfiehlt daher, die Flächen ausschließlich für landesbedeutsame Großvorhaben zu reservieren, „auch um die Wirtschaftsförderung des Landes wettbewerbsfähig zu halten“, erklärt die Geschäftsbereichsleiterin. In einer Stellungnahme regt IHK NRW an, die Option für den Energiepark am Standort Datteln/Waltrop zu streichen.
Den Standort sichtbarer machen
Gewerbeflächen – und vor allem, wie sie auch für große, internationale Unternehmen sichtbarer werden – waren ein zweites großes Thema im Regionalrat. Der beschloss einen Arbeitsprozess, um einheitliche Leitlinien für die Entwicklung und Vermarktung gewerblicher Flächen im Münsterland zu erarbeiten. „Es reicht nicht mehr, dass jede Kommune nur für sich agiert“, unterstreicht Kraus. Ziel sei es, besser zusammenzuarbeiten und die Stärken der Region gezielter hervorzuheben, in der nationalen wie in der internationalen Vermarktung. Denn hervorragende Strukturen und Fachkräfte seien im Vergleich zu anderen Regionen noch zu wenig bekannt.
Dies sollen drei Facharbeitsgruppen ändern. Der Regionalrat steuert und bestimmt die strategische Ausrichtung, die Bezirksregierung koordiniert. Die Facharbeitsgruppen selbst entwickeln Kriterien, wie Flächen bewertet werden. Sie überlegen strategisch, wie Flächenpotenziale schneller mobilisiert werden können. Und sie erarbeiten, wie das Münsterland als Wirtschaftsstandort professionell vermarktet werden kann. „Erste Ergebnisse sollen schon im Herbst vorliegen“, kündigt die Hauptdezernentin an.
IHK-Ansprechpartner:

Dr. Jana Burchard
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Redaktion Wirtschaftsspiegel