Nur kurz in den Rückspiegel schauen

Die reale Welt in digitale Modelle übertragen: Mit dieser Methode optimiert die STF Gruppe Prozesse ihrer Kunden und ermöglicht es ihnen, Entscheidungen auf der Basis fundierter Daten zu treffen. | Text: Guido Krüdewagen
Von der Standortplanung für Mobilfunkantennen bis zum Energiemanagement: „Wir sind Marktführer und Innovationstreiber in mehreren Branchen“, steht selbstbewusst auf der Homepage. Das zieht nicht nur Fachkräfte an. Auf Vorschlag der IHK Nord Westfalen hat NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur das Ingenieurunternehmen auf ihrer Innovation-Tour besucht. Sie weiß: „Innovationen sind der Motor, der unser Land voranbringt – sie sichern Arbeitsplätze und schaffen Wohlstand.“
Die Ministerin hört über zwei Stunden aufmerksam zu, fragt gezielt nach, diskutiert, will „nicht einfach einen Termin abreißen“. Sie will wissen, woher die STF Gruppe ihre Innovationskraft nimmt, welche Rahmenbedingungen Unternehmen brauchen, um Innovationen erfolgreich umzusetzen. Um das zu erklären, hat die STF Gruppe aus Dülmen, die an 20 Standorten über 600 Mitarbeiter aus 34 Nationen beschäftigt, in ihr Büro nach Münster eingeladen.
Schnell wird klar, dass der Erfolg ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist. Zentral sind die fachliche Kompetenz und die Qualität der Arbeit, aber auch der Team- und Innovationsgeist, der die Unternehmenskultur ganz offensichtlich über alle Standorte hinweg prägt. Selbst die Atmosphäre in der „Alten Feuerwache“ trägt ihren Teil dazu bei: Dass der Kontrast zwischen alten Kacheln und rustikalem Steinboden auf der einen sowie Laserscannern und 3D-Simulationsbildern auf der anderen Seite förderlich ist für den Innovationsgeist, ist immer wieder herauszuhören. Über die Bedeutung der Kaffeeküche, in der sich die Spezialisten aller Fachrichtungen austauschen, bestand ohnehin schnell Einigkeit.
Die Grundvoraussetzung aber bleibt: „Wir investieren sehr gezielt in Forschung und Entwicklung“, betont Stefan Feldmann. Der geschäftsführende Gesellschafter der STF Gruppe freut sich über den Besuch und die damit verbundene Anerkennung durch die Ministerin. Er macht klar: „Wir sind überzeugt, dass digitale Technologien eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft spielen und investieren entsprechend.“ Sein Sohn Felix Feldmann, inzwischen selbst in der Geschäftsführung, bezeichnet seinen Vater als visionären Vorausdenker für das Unternehmen, der immer mahne, nicht (zu lange) in den Rückspiegel zu schauen, da sonst ein Auffahrunfall drohe. „Alle, die hier arbeiten haben eine hohe intrinsische Motivation, zu optimieren, neue Lösungen zu finden“, betont Felix Feldmann. Das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei 36, er selbst ist 27 Jahre, „genauso alt wie das Unternehmen“, merkt sein Vater an.
Für 13 Millionen Euro baut STF einen neuen Unternehmenssitz in Senden-Bösensell, einen Campus, der als Reallabor das ganze Leistungsspektrum des Unternehmens zeigen und direkt erfahrbar machen soll. Genau in diesem breiten Leistungsspektrum in Kombination mit der Flexibilität eines mittelständischen Unternehmens sieht Stefan Feldmann einen Wettbewerbsvorteil. Aber: Das Innovationspotenzial könnte viel größer sein. „Es wird gehemmt durch Bürokratie und langwierige Prozesse.“ So hat das Unternehmen ein dreiviertel Jahr auf eine Genehmigung für die Geothermie-Bohrungen für den neuen Campus gewartet.
Volle Unterstützung erhält Feldmann von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Er mahnte: „Wir brauchen die volle Innovationskraft der Unternehmen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Und die Unternehmen brauchen neben hervorragend qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor allem mehr Freiraum für Innovationen.“ Gemeinsam mit IHK-Teamleiterin Kerstin Weidner überreichte der Hauptgeschäftsführer der Ministerin dazu ein Positionspapier des IHK-Arbeitskreises Innovation.

Mehr Infos zur NRW Innovation Tour