Nicht an jeder Steuerschraube drehen
Höhere Gewerbesteuern? Für viele Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region wäre das ein falsches Signal, warnt die IHK Nord Westfalen. „Bevor die Kommunen die Unternehmen zusätzlich belasten, müssen alle anderen Möglichkeiten zur Stabilisierung der Haushalte ausgeschöpft sein“, mahnt IHK-Vizepräsident Bernd Eßer. Die laufenden Haushaltsberatungen in den 78 Städten und Gemeinden des IHK-Bezirks betrachtet er mit Sorge.
Wirtschaft unter Druck
„Viele Unternehmen stehen aktuell aufgrund der anhaltend schlechten Wirtschaftslage bereits mit dem Rücken zur Wand“, sagt Eßer. Er verweist auf die höchste Zahl an Insolvenzen seit zehn Jahren. Eine weitere Anhebung der Gewerbesteuer – die mehr als die Hälfte der Steuerlast eines Unternehmens ausmachen kann – sei für viele Betriebe „nicht mehr zu verkraften“.
Schon jetzt sei die Belastung im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region vielerorts überdurchschnittlich hoch. Nach IHK-Erhebungen liegen 24 Kommunen über dem NRW-Durchschnitt von 459 Prozent, der wiederum deutlich über dem Bundeswert von 409 Prozent liegt.
„Jede Anhebung der Gewerbesteuer schmälert die Attraktivität als Unternehmensstandort“, warnt Eßer. Kurzfristige Mehreinnahmen könnten sich schnell rächen, wenn Betriebe abwandern oder weniger investieren.
Zurückhaltung und Ausreißer
Bernd Eßer ist Geschäftsführer der Berief Food GmbH in Beckum, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Warendorf.
Eßer, Geschäftsführer der Berief Food GmbH in Beckum, verfolgt die Entwicklung seit Jahren – und lobt jene Städte, die Maß halten. Die finanziellen Schwierigkeiten, die zahlreiche Städte und Gemeinden haben, sind ihm bekannt. Deshalb lobt der Geschäftsführer der Berief Food GmbH (Beckum) „die verantwortungsvolle Zurückhaltung“, die die meisten Kommunen in den vergangenen Jahren gezeigt haben.
Nach einer IHK-Umfrage haben nur sieben Städte und Gemeinden ihre Hebesätze für 2025 erhöht. Besonders deutlich in Ladbergen (+22 Punkte auf 461 Prozent), Neuenkirchen (+20 auf 430 Prozent), Wadersloh (+16 auf 444 Prozent) und Lotte (+13 auf 468 Prozent). Kleinere Anhebungen gab es in Olfen, Telgte und Legden.
Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele: Die Gemeinde Laer senkte ihren Hebesatz um 84 Punkte auf 439 Prozent – eine Entscheidung, die die IHK ausdrücklich begrüßt.
Große Unterschiede in der Region
Den niedrigsten Hebesatz im IHK-Bezirk verzeichnet weiterhin Wettringen (Kreis Steinfurt) mit 375 Prozent, den höchsten die Stadt Marl (Kreis Recklinghausen) mit 530 Prozent. Der Unterschied ist spürbar: Ein Unternehmen mit einem Gewerbeertrag von 100.000 Euro zahlt in Marl rund 5.000 Euro mehr als in Wettringen.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel
