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125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal: Ausbau dringend erforderlich
Der 125 Jahre alte Dortmund-Ems-Kanal bleibt eine zentrale Lebensader für die Logistik in Nordrhein-Westfalen, doch Verzögerungen beim Ausbau der Infrastruktur bremsen Unternehmen wie die Albert Bergschneider GmbH und Oelrich Logistics GmbH aus. Beide Anrainer fordern Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Kanals zu sichern.
Potenzial nicht ausgeschöpft
„Wir warten seit Jahren auf die Beseitigung des Engpasses auf dem Dortmund-Ems-Kanal, der Stadtstrecke Münster”, erklärt Walter Bergschneider, Geschäftsführer der Albert Bergschneider GmbH aus Ibbenbüren. Das Unternehmen ist auf umweltfreundliche Transporte über Binnenwasserstraßen spezialisiert und sieht die langen Wartezeiten an Schleusen als erhebliches Problem für die Planungssicherheit. Auch nördlich des Abzweigs zum Mittellandkanal lässt eine durchgängige Befahrbarkeit mit modernen Schiffen weiter auf sich warten. „Die Laufzeiten für die dringend erforderliche Sanierung sind deutlich zu lang, erste Planungen stammen aus den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts“, berichtet Bergschneider.
Dabei nutzt das Unternehmen in erster Linie den Dortmund-Ems-Kanal für den Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten. Doch das Potenzial des Kanals als umweltfreundlicher und kosteneffizienter Transportweg bleibt unausgeschöpft. Veraltete Schleusen, lange Wartezeiten und hohe Betriebskosten sind nur drei Gründe aus Unternehmenssicht. Bergschneider: „Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass wir nicht noch das 150.-jährige Jubiläum abwarten müssen, bis die Baumaßnahmen abgeschlossen sind. Jedes kleine Nadelöhr wirkt als Bremsklotz für die ganze Strecke,“ sagt er.
- Eine Investition in die Zukunft
Der Dortmund-Ems-Kanal, mit 256 Kilometern Länge eine wichtige Wasserstraße zwischen Emden und Dortmund, spielt eine zentrale Rolle in der europäischen Binnenschifffahrt. Insbesondere die Nordstrecke wird durch einen umfangreichen Ausbau modernisiert, um größere Schiffe aufzunehmen. Fünf Schleusen zwischen Bevergern (Kreis Steinfurt) und Lingen werden durch Neubauten ersetzt, die den aktuellen Standards entsprechen. Die neuen Schleusen sind 140 Meter lang und 12,5 Meter breit. Bereits in den 1970er Jahren wurde die Schleuse Altenrheine für größere Schiffe angepasst.Die sogenannte „Schleusentreppe Rheine“ überwindet auf einer Strecke von 29 Kilometern einen Höhenunterschied von 29 Metern. Um den Begegnungsverkehr von Großmotorgüterschiffen zu ermöglichen, werden Vorhäfen an den Schleusen erweitert. Zusätzlich müssen mehrere Brücken angehoben werden, um den Transport von mehrlagigen Containern zu ermöglichen.Seit 2007 unterstützt ein regionales Bündnis den Ausbau durch zusätzliche Planerstellen, die vom Bund und den Partnern finanziert werden. Dennoch konnte das ursprüngliche Ziel, die durchgängige Befahrbarkeit mit Großmotorgüterschiffen bis 2017 zu gewährleisten, nicht erreicht werden. Derzeit laufen Bauarbeiten an den Schleusen in Gleesen, Rodde und Venhaus. Die Fertigstellung der gesamten Strecke ist nun für 2035 geplant.Mit Gesamtkosten von knapp 550 Millionen Euro und einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,0 gilt der Ausbau als wirtschaftlich. Der Kanal bleibt damit eine unverzichtbare Infrastruktur für die Binnenschifffahrt und stärkt die Logistikketten der Region nachhaltig.
Auch Markus Oelrich, Geschäftsführer der Oelrich Logistics GmbH mit Sitz in Ladbergen, beklagt die Auswirkungen auf die Logistikkette: „Die ständigen Schleusenprobleme, nicht nur in Münster, sondern generell auf den Binnenverkehrswegen, führen häufig dazu, dass Schiffe nicht genau kalkulieren können, wann sie am Zielhafen eintreffen werden. Die Wartezeiten an den Schleusen können sich teilweise bis zu mehreren Stunden hinauszögern.” Oelrich bietet Transportlösungen für verschiedene Industrien an, egal ob Stückgut, Schüttgut oder Container. Die Hauptrouten des Unternehmens erstrecken sich bis nach Gent, Antwerpen, Rotterdam, Terneuzen, Amsterdam - aber auch nach Magdeburg, Berlin, Bremen und Hamburg. „Der leider noch immer auf sich wartende Ausbau macht unsere Region, nach der Fertigstellung, endlich wieder wettbewerbsfähiger durch eine dann hoffentlich günstigere Schiffsfracht”, so Oelrich.
Investitionen für die Zukunft notwendig
„Wirtschaftlich gesehen ist der Dortmund-Ems-Kanal ein entscheidender Faktor für die industrielle Entwicklung in Münsterland und Ruhrgebiet. Besonders in den Bereichen Kohle-, Stahl- und Chemieindustrie hat der Kanal viele Jahre eine Schlüsselrolle eingenommen, indem er den kostengünstigen Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten ermöglichte”, erklärt Daniel Janning, Verkehrsexperte der IHK Nord Westfalen. Heute bleibt der Kanal ein unverzichtbarer Bestandteil der Logistikketten in der Region, indem er eine kostengünstige und umweltfreundliche Transportmöglichkeit bietet.
„Zahlreiche Hafenbetriebe und Logistikzentren entlang des Kanals sichern Arbeitsplätze und tragen maßgeblich zur regionalen Wirtschaftskraft bei”, so Janning weiter. Darüber hinaus spielt der Kanal eine weiter steigende Rolle im Bereich des Tourismus und der Freizeitwirtschaft, da er sowohl Radfahrerenden eine attraktive Infrastruktur bietet als auch als Ausflugsroute von Party- und Eventschiffen, wie beispielsweise der MS-Günther in Münster, genutzt wird.
Die Verzögerungen beim Ausbau – von einer ursprünglich geplanten Fertigstellung 2025 auf nunmehr 2036 – treffen die Unternehmen darum hart. Darum setzt sich die IHK Nord Westfalen seit Jahren für eine schnellstmögliche Umsetzung der aktuell laufenden Ausbaumaßnahmen ein.
Wichtige Links zum Thema Binnenschifffahrt
- Binnenschifffahrt (Nr. 3583456)
- Leitbild Verkehr und Mobilität (PDF, 2021) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 273 KB) (Nr. 5061522)
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