Zukunft für Zement und Kalk
Für den Kalkhersteller Calcis Lienen und den Zementhersteller Dyckerhoff ist die Herausforderung der Dekarbonisierung doppelt groß. Ihre Produkte sind nicht CO2-frei herstellbar, nicht einmal mit grüner Energie. Mit CCS, Kreislaufwirtschaft und Brennstoffumstellung versuchen sie, die Situation in den Griff zu bekommen.

Kalk und Zement sind zwei wichtige Eckpfeiler unserer Wirtschaft. Ohne Kalk kein Stahl. Als Zuschlagstoff hilft er, Verunreinigungen aus dem Roheisen zu entfernen. Rund 40 Kilo Kalk stecken in jeder Tonne Stahl. Zement gibt es ebenfalls nur mit Kalk. Rund 20 Millionen Tonnen Zement wurden 2023 in Deutschland verbaut. Ohne Zement kein Beton. Ohne Beton und Stahl keine Infrastruktur, keine Brücken, keine Gebäude, keine Wohnungen und auch keine Windkraftanlagen. Das Problem: Beim Erhitzen von Calciumcarbonat (CaCO3) auf etwa 900 Grad, der Kalzinierung, entsteht nicht nur der benötigte Branntkalk (CaO), sondern auch jede Menge CO2. Je nach eingesetztem Brennstoff wird pro Tonne Branntkalk ca. eine Tonne CO2 freigesetzt, pro Tonne Zement ca. 600 Kilogramm.
Für den energieintensiven industriellen Mittelstand sind schon die steigenden Energiepreise eine Herausforderung, die groß genug ist. Eine Elektrifizierung von Produktionsprozessen mit einem Wechsel auf grünen Strom ist vielfach eine Alternative. Der Einsatz von klimafreundlichem Wasserstoff soll künftig ebenfalls eine Option sein. Aber bei Calcis und Dyckerhoff brennt es an beiden Enden, denn das CO2 aus der Kalzinierung lässt sich nicht vermeiden. Chemie halt. Die bleibt, wie sie ist.
Per Wasner: „Der CO2-Preis ist auf bis zu 91,80 Euro pro Tonne angestiegen – von 4,32 Euro pro Tonne im Jahr 2017. Experten rechnen mit einem Anstieg auf bis zu 120 oder 130 Euro pro Tonne CO2. Die Auswirkungen auf die Kosten für unseren Produktionsprozess sind enorm – und somit direkt auch für den Verbraucher.“
Kalk und Zement sind zwei wichtige Eckpfeiler unserer Wirtschaft. Ohne Kalk kein Stahl. Und kein Zement. Und ohne Zement kein Beton. Und ohne Zement und Stahl keine Infrastruktur, keine Brücken, keine Gebäude.
Wasner: „Die CO2-Kosten machen schon jetzt bis zu 50 Prozent des Produktpreises aus. Wenn nun die Kosten für CO2-Abscheidung und -Transport dazukommen, kann das unseren Kalk um mehr als das Doppelte verteuern. Wir haben viele Kunden aus dem Mittelstand, für die das dann nicht mehr tragbar wäre.“
Dr. Martin Oerter: „Das betrifft ja nicht nur uns. Die Energie und die Produkte aus den rund 1.700 Anlagen, die in Deutschland den ETS1-Regeln unterliegen, sind deutlich teurer geworden. Dabei hat dieser Bereich in der Vergangenheit schon ein gutes Stück weit seine Hausaufgaben gemacht. Die Emissionen deutscher Anlagen im EU-ETS1 sind von 2005 bis 2023 um rund 44 Prozent gesunken. In den beiden anderen Bereichen, die wesentlich für die nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, Verkehr und Wohnen, wurden bisher keine vergleichbaren Minderungen erreicht. Trotzdem wird die finanzielle Belastung für die Unternehmen durch die weitere Verknappung der Zertifikate im ETS1 weiter zunehmen“.

Die Regelung, das ist ETS, das Europäische Emissionshandelssystem. Industrieanlagen und Kraftwerke erhalten seit 2005 im Rahmen von ETS1 Zertifikate, die ihnen den Ausstoß von CO2 erlauben. Seit 2012 ist auch die Luftfahrt Bestandteil des EU-ETS. Nicht genutzte Zertifikate können gehandelt werden. Die Menge dieser Zertifikate wird Schritt für Schritt reduziert. Ab 2038 wird es keine neuen Zertifikate mehr geben, dann bleibt nur noch der Handel. Ab 2027 soll zusätzlich ETS2 in Kraft treten, womit Emissionen aus Gebäuden, Verkehr und dem Gewerbe, die von ETS1 nicht abgedeckt sind, erfasst werden. Durch ETS wird das Ausstoßen von CO2 generell teurer, sodass alle gezwungen werden, ihre Emissionen zu reduzieren. Wenn sie können.
Oerter: „Es ist absolut sinnvoll, dass wir uns mit der Transformation befassen – als Unternehmen wie als Gesellschaft. Und wir wollen als Industrie fossile CO2-Emissionen reduzieren, das ist gar keine Frage. Aber so wichtige Güter wie Zement und Kalk müssen national weiterhin auch wirtschaftlich hergestellt werden können. Sorgen bereiten mir derzeit insbesondere die überaus ambitionierten, politisch motivierten Zeitvorgaben im Zusammenhang mit dem Wunsch nach Klimaneutralität. Es wird eventuell aus ganz banalen Gründen nicht gelingen, diesen Vorgaben zu entsprechen. Das sagen nicht nur wir. Stadtwerke, Netzbetreiber und viele andere: Die schaffen es möglicherweise nicht, in der vorgegebenen Zeit die Infrastruktur und Anlagen aufzubauen, die notwendig sind für die Transformation der Energielandschaft und der Industrie. Es sind möglicherweise weder die Bauteile noch die Fachfirmen da, die gebraucht werden. Ganz zu schweigen von den derzeit überwiegend noch fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.“
Denken Sie denn, dass es noch eine Reform der europäischen Klimapolitik und des ETS-Systems mit einer Flexibilisierung der Fristen geben wird?
Wasner: „Die Hoffnung ist da. Ansonsten habe ich wirklich die Sorge einer Deindustrialisierung. Es ist schon jetzt so, dass dieses System aktiv unser Geschäft einschränkt. In Polen und den Niederlanden legt die Bauindustrie derzeit stark zu, die würden gern mehr Kalk abnehmen. Aber wir können nicht mehr produzieren, weil wir dann mehr CO2-Zertifikate benötigen. Dann können wir aber nicht wirtschaftlich produzieren, da diese Mehrkosten nicht auf die Kunden übertragbar sind.“
- Calcis Lienen GmbH & Co. KG
1952 wurde das Unternehmen in Lienen als „Schencking Kalkwerke“ gegründet. Zwei weitere Werke in Warstein und Wettringen kamen später hinzu. Stahlindustrie und Bauindustrie sind die beiden wichtigsten Abnehmer für die Produkte, die mit Anlagen hergestellt werden, die zu den modernsten in Europa gehören. 255.000 Tonnen Branntkalk und ungebrannte Produkte werden hier pro Jahr hergestellt.
- Dyckerhoff GmbH
1864 wurde Dyckerhoff im hessischen Amöneburg gegründet – und lieferte 20 Jahre später Zement für das Fundament der Freiheitsstatue. Seit 1931 gehört das 1872 eröffnete Lengericher Zementwerk zum Dyckerhoff-Konzern, der 2008 von der italienischen Buzzi Unicem Gruppe übernommen wurde. Bis zu 1,7 Mio. Tonnen Zement und Klinker werden jedes Jahr in Lengerich produziert.
Auch wenn die ETS-Fristen flexibilisiert werden, müssen Sie immer noch einen Weg zur Reduzierung der CO2-Emissionen finden. Haben Sie dafür schon eine Lösung?
Oerter: „Für Industrien mit unvermeidbaren CO2-Emissionen, wie Kalk und Zement, brauchen wir CCS und eine funktionierende und bezahlbare Infrastruktur für den CO2-Transport wie zum Beispiel eine CO2-Pipeline. Das Gesetz dafür ist jetzt auf dem Weg und muss schnell verabschiedet werden. Aber die Arbeit geht danach erst los.“
CCS steht für Carbon Capture and Storage, der Sammelbegriff für Technologien zur Abscheidung und dauerhaften Speicherung von CO₂. In Deutschland ist die Anwendung von CCS aktuell nur zu Demonstrations- und Forschungszwecken genehmigt – noch. Im Koalitionsvertrag haben CDU/CSU und SPD festgeschrieben, dass CCS für die industrielle Anwendung sowie in Kraftwerken zugelassen und eine Infrastruktur für den CO2-Transport aufgebaut werden soll. Der Entwurf für die Novellierung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG) liegt vor und soll im Herbst 2025 ins Kabinett kommen.
In Norwegen, den USA, Kanada und vielen anderen Ländern ist CCS bereits etabliert. Mit einer Umsetzung von CCS-Projekten würde sich Deutschland vor allem in eine Reihe mit den Niederlanden, Dänemark oder Großbritannien stellen, die Projekte für Offshore-Pipelines und Kohlendioxid-Speicher in alten Gaslagerstätten unterhalb der Nordsee in Angriff genommen haben. Ein zentraler Akteur beim Aufbau einer CCS-Infrastruktur ist der Essener Gasfernnetzbetreiber OGE. Das Unternehmen plant den Aufbau einer Pipelineinfrastruktur, um CO2 zu den Speicherstätten zu transportieren. Eine Trasse soll vom Rheinland durch das Ruhrgebiet und das Münsterland bis nach Wilhelmshaven führen. Calcis und Dyckerhoff kommen als potenzielle Einspeiser in Frage.
Der Haken an der Sache? Natürlich die Kosten. Die Abscheidung von CO2 ist sehr kostenintensiv. Calcis und Dyckerhoff besinnen sich daher auf zwei alte Tugenden des deutschen Mittelstands: Eigeninitiative und Erfindungsreichtum.
In Norwegen, den USA, Kanada und vielen anderen Ländern ist CCS bereits etabliert. Mit einer Umsetzung von CCS-Projekten würde sich Deutschland vor allem in eine Reihe mit den Niederlanden, Dänemark oder Großbritannien stellen, die Projekte für Offshore-Pipelines und Kohlendioxid-Speicher in alten Gaslagerstätten unterhalb der Nordsee in Angriff genommen haben. Ein zentraler Akteur beim Aufbau einer CCS-Infrastruktur ist der Essener Gasfernnetzbetreiber OGE. Das Unternehmen plant den Aufbau einer Pipelineinfrastruktur, um CO2 zu den Speicherstätten zu transportieren. Eine Trasse soll vom Rheinland durch das Ruhrgebiet und das Münsterland bis nach Wilhelmshaven führen. Calcis und Dyckerhoff kommen als potenzielle Einspeiser in Frage.
Der Haken an der Sache? Natürlich die Kosten. Die Abscheidung von CO2 ist sehr kostenintensiv. Calcis und Dyckerhoff besinnen sich daher auf zwei alte Tugenden des deutschen Mittelstands: Eigeninitiative und Erfindungsreichtum.
Wasner: „Wir wollen und müssen sehr viel ausprobieren, um den kosteneffizientesten Weg zur CO2-Abscheidung zu finden. An unserem Standort in Warstein startet Anfang 2026 das Testprojekt ´Membranabscheidung´ mit elf Wettbewerbern und dem Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie. Dabei ziehen wir mittels einer Polymermembran CO2 aus dem Stoffstrom heraus. Das ist leider sehr energieintensiv, da verbrauchen wir 350 Kilowattstunden pro Tonne CO2. Aber es ist zumindest eine Lösung.“
Oerter: „Bei uns sieht es ähnlich aus. Wir haben innerhalb unserer Branche mit Heidelberg Materials, Schwenk und dem französischen Zementhersteller Vicat ebenfalls Partner gefunden, mit denen wir das Forschungsprojekt ´Catch4Climate´ initiiert haben. In der Nähe von Ulm wird derzeit eine vollkommen neue Art von Ofen gebaut, von dem sich die ganze Industrie eine Menge verspricht. In dem sogenannten Pure-Oxyfuel-Verfahren wird in diesem Ofen anstelle von Luft reiner Sauerstoff genutzt. Normale Umgebungsluft enthält nur 21 Prozent Sauerstoff, weshalb beim Pure-Oxyfuel-Verfahren das für die Verbrennung nötige Gasvolumen und damit auch die Abgasmenge erheblich reduziert sind. Dafür enthält das Abgas, das anfällt, mehr als 90 Prozent CO2 statt nur etwa 20 Prozent. Es muss also weniger Abgas behandelt werden, was die CO2-Abscheidung wesentlich effizienter macht.“
Wasner: „Klar ist, dass es nie eine Abscheidungstechnik geben wird, die das CO2 zu 100 Prozent herauszieht, Restemissionen wird es immer geben. Wenn wir komplett auf null kommen wollen, dann geht das nur mit Zertifikaten oder über Kompensationsmaßnahmen.“
Oerter: „Stimmt, aber wir müssen erstmal dahinkommen, dass wir uns nur noch über die letzten Prozente Gedanken machen müssen. Wichtig ist mir, dass gesehen wird, was wir als Industrie derzeit alles unternehmen, um unserer Verantwortung gerecht zu werden. Wir sind innovativ, wir sind dynamisch und in dieser Hinsicht sicherlich derzeit ein Stück weiter als Teile der Politik. ´Catch4Climate´ wird übrigens ausschließlich von den Projektpartnern finanziert ohne öffentliche Förderung.“
Bräuchte es denn mehr staatliche Förderprogramme?
Oerter: „Die anstehenden immensen finanziellen Herausforderungen wird die Industrie nicht alleine tragen können. In diesem Zusammenhang werden unter anderem Klimaschutzverträge eine wesentliche Rolle spielen. Aber eine klimaneutrale Zementherstellung wird nur mit einer hohen Eigenleistung der Industrie umzusetzen sein. Dazu sind wir als Hersteller bereit, aber dazu brauchen wir Planungssicherheit und ein gutes Stück weit unbürokratischere Prozesse. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir mehr Vertrauen der Politik gegenüber der Industrie. Hier vor Ort ist die Unterstützung absolut da, vom Landrat und von der lokalen Politik. Die sehen auch die Wertschöpfung, die wir in die Region bringen. Berlin und Brüssel allerdings, wo die maßgeblichen gesetzlichen Grundlagen festgelegt werden, die sind weit weg.“
Mangelnde Planungssicherheit – diese Klage gibt es seit Jahren aus nahezu allen Bereichen der Industrie. Das hat viel mit langen Diskussionen um Fördermaßnahmen zu tun. Die Klimaschutzverträge – auch bekannt als Carbon Contracts for Difference oder CCfD – wurden im Oktober 2024 erstmals ausgeschrieben; nach knapp drei Jahren Vorbereitungszeit. Das zweite Gebotsverfahren soll Ende 2025 kommen. Mit diesem Werkzeug fördert der Staat innovative Technologien, indem er für einen begrenzten Zeitraum die Mehrkosten gegenüber einer konventionellen Anlage ausgleicht. Sollte ab einem bestimmten Punkt die neue Technik günstiger sein, wird im Gegenzug wieder Geld an den Staat zurückfließen. Dieser Hebel alleine reicht nicht aus. Es gibt noch weitere Baustellen.
Oerter: „Die Akzeptanz für die CO2-Infrastruktur und die Speicherung oder die Nutzung sind ebenfalls zentrale Punkte. Wir sehen bei dem Ausbau der Stromnetze, wie eine fehlende Akzeptanz vor Ort Projekte um viele Jahre verzögern kann. Wenn das auch beim Aufbau des CO2-Netzes passiert, werden wir nicht rechtzeitig unsere Emissionen reduzieren können. Die Politik, die IHK, alle Akteure müssen sich dafür einsetzen, dass frühzeitig eine Akzeptanz geschaffen wird.“
Wasner: „Wir brauchen einfach Planungssicherheit. Politische Maßnahmen, die angekündigt werden, um uns zu entlasten oder zu unterstützen, müssen auch umgesetzt werden, sonst können wir nicht loslaufen. Wenn wir uns hier für eine Technologie entscheiden, bedeutet das, dass im Prinzip eine Anlage aufgebaut werden muss, die genauso teuer ist wie ein komplett neues Kalkwerk. Das heißt, dass wir Investitionssicherheit für einen Zeitraum von 30 Jahren brauchen. Kommt dann wieder ein energiepolitischer Richtungswechsel, können wir nicht einfach umplanen.“
Kommt die CO2-Infrastruktur also stark verspätet oder gar nicht, haben Calcis, Dyckerhoff und alle anderen Unternehmen aus der Kalk- und Zementindustrie echte Probleme. Alleine auf dieses Pferd wollen die Unternehmen jedoch nicht setzen. Wo jedes Gramm CO2 bares Geld wert ist, wird man erfinderisch.
„Die CO2-Kosten machen schon jetzt bis zu 50 Prozent des Produktpreises aus“, sagt Per Wasner. Manchmal sei es günstiger, Getreide zu verbrennen als Kohle - wegen des CO2-Preises.
Wasner: „Wir sind immer auf der Suche nach dem günstigsten Brennstoff. Auch hier ist es teilweise absurd, wie sich der CO2-Preis auswirkt. Da wäre es manchmal günstiger, Getreide zu verbrennen als Kohle.“
Oerter: „Die Zementindustrie deckt ihren thermischen Energiebedarf schon seit vielen Jahren mehrheitlich mit alternativen Brennstoffen. Das sind überwiegend aufbereitete Fraktionen aus geeigneten Industrie- und Gewerbeabfällen, die stofflich nicht mehr genutzt werden können. Bei unserem Ofen 8 in Lengerich konnten wir so im vergangenen Jahr mehr als 80 Prozent des Brennstoffenergiebedarfs abdecken. Braunkohle ist also schon längst nicht mehr der Hauptbrennstoff. Durch den Anteil an Kohlenstoff aus Biomasse wie Holz und Papier führt der Einsatz der alternativen Brennstoffe parallel zu einer echten Verminderung der fossilen CO2-Emissionen.“
Spielt Wasserstoff für Sie eine Rolle? Gerade für Hochtemperaturanwendungen in der Industrie wird der als Alternative ins Spiel gebracht.
Oerter: „Aus Untersuchungen in einem Zementwerk in England wissen wir, dass ohne größere Umbauten bis zu 10 Prozent unseres Energiebedarfs so zu ersetzen wären. Aber dazu muss der Wasserstoff auch verfügbar sein, zu uns kommen und vor allem bezahlbar sein. So wie ich es sehe, haben wir in Lengerich keine Möglichkeit einer direkten Anbindung an das Kernnetz. Neben einer Anpassung der Brennstoffe steckt für uns als Zementhersteller ein großes CO2-Minderungspotential in der Optimierung der Produkte. Dabei geht es darum, den Anteil des CO2-intensiven Zwischenproduktes Klinker im Zement zu reduzieren, um Betone mit CO2-ärmeren Zementen zu erhalten, um den Betonanteil in Bauwerken zu optimieren. Wir setzen auf Kreislaufwirtschaft und setzen in der Produktion vermehrt sekundäre Rohstoffe wie Brechsande, Schlacken, oder Reste aus dem Baustoffrecycling ein. Das alles reduziert Stück für Stück Emissionen. Darin steckt viel Potenzial. Aber Zementherstellung wird immer rohstoff-, energie- und letztlich auch CO2-intensiv sein. Deshalb kann eine klimaneutrale Zementproduktion nur mit CO2-Abscheidung, einer funktionierenden Transportinfrastruktur und verbindlichen Regelungen für eine Speicherung oder Nutzung des abgeschiedenen CO2 gelingen. “
Die Einsatzbereitschaft und Energie, die beide Unternehmen an den Tag legen, sind bei all diesen Herausforderungen bewundernswert. Das Gespräch wird begleitet von ungläubigem Kopfschütteln angesichts der Zwickmühle aus Kosten für Energie und CO2-Zertifikate auf der einen und der Notwendigkeit, ein marktfähiges Produkt anzubieten, auf der anderen Seite. Schulterzucken bei beiden Gesprächspartnern. Was soll man machen: Es ist halt, wie es ist. In eine andere Richtung als nach vorne zu schauen, ist keine Option.
Oerter: „Egal welchen Weg wir gehen, am Ende muss es einen Business Case für unsere Produkte geben.“
Wasner: „Wir dürfen halt nicht einfach fallen gelassen werden.“
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Redaktion Wirtschaftsspiegel