„Unterschätzter Verkehrsträger“
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet haben gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) eine Studie über die Bedeutung und Zukunft des westdeutschen Kanalnetzes erstellt und vorgestellt.
Wasserstoff statt Kohle
Neue Chancen entstehen durch die Energiewende. Hochwertige Stückgüter und alternative Energieträger wie Wasserstoff oder LNG gewinnen an Bedeutung. Auch der Stadthafen Gelsenkirchen setzt auf Zukunft: „Der Hafen ist Teil der Klimahafen-Initiative, die die einzigartige Lage für die Transformation in Richtung Klimaneutralität nutzt“, erklärt Anatolij Buchhammer, Betriebsleiter bei GELSEN-LOG. „Geplant sind ein Elektrolyseur und eine H₂-Tankstelle auf dem letzten freien Grundstück im Hafen.“
Infrastruktur unter Druck
Daniel Janning, IHK-Teamleiter Mobilität und Verkehr
Fachkräfte und Flächen im Fokus
Neben der Infrastruktur steht auch der Fachkräftemangel im Mittelpunkt. Der demografische Wandel verschärft die Situation, gleichzeitig wächst der Nutzungsdruck auf Flächen entlang der Wasserstraßen – durch Wohnungsbau, Freizeit und Industrie. Die Studie empfiehlt, Hafenflächen strategisch zu sichern und neue Gütergruppen zu erschließen. Autonome Kleinschiffe könnten künftig die „letzte Meile“ übernehmen, während der Ausbau des kombinierten Verkehrs als Schlüssel zur Effizienzsteigerung gilt.
Politische Unterstützung gefordert
Die Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt lud die IHKs ein, die Ergebnisse im Verkehrsausschuss zu präsentieren. Janning mahnt: „Die Binnenschifffahrt ist ein unterschätzter Verkehrsträger mit ungenutzten Potenzialen. Wenn wir jetzt nicht handeln, verspielen wir eine zentrale Chance für eine nachhaltige Verkehrswende.“
Zum Abschluss fordert er klare Prioritäten: „Die Region verfügt über eine starke industrielle Basis und ein dichtes Wasserstraßennetz – diese Stärken müssen wir strategisch nutzen und weiterentwickeln.“
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