Im Fokus

Ziel ist die dreifache Null

Pionierunternehmen, Wissenschaft und Kommunen wollen Wirtschaftswachstum ohne Abfall, Umweltbelastungen und Klimakiller. Im Norden des Ruhrgebiets soll die zirkuläre Transformation Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. (Von Timo Schenkhorst)
Nicht mehr und nicht weniger als eine neue Wirtschaftsweise haben rund 30 Unternehmen und Institutionen in der Emscher-Lippe-Region beschlossen. Auf der 2022 in Bottrop stattfindenden internationalen Konferenz „Circular Economy (CE) Hotspot“ gründeten sie die Unternehmensinitiative „TTZ – Transform to Zero“. In diesem Bündnis arbeiten zwei Hochschulen, drei Kommunen sowie die IHK Nord Westfalen und die Handwerkskammer Münster gemeinsam mit den Unternehmen unter dem Dach des Projekts „Prosperkolleg“ in Bottrop an der Umsetzung des zirkulären Wirtschaftens in der Emscher-Lippe-Region. Die Partner wollen dabei ganz vorn mitmischen beim „Race to Triple Zero“, zu dem die Europäische Union im „Green Deal“ aufgerufen hat. 
„Je früher, pro-aktiver und effizienter wir uns auf den Weg zu einer zirkulären Wirtschaftsweise machen, desto besser sind unsere Unternehmen für die Zukunft aufgestellt“, ist Lars Baumgürtel, Geschäftsführer der ZINQ Group, IHK-Vizepräsident und Sprecher der Initiative überzeugt. Dabei geht es um drei Ziele gleichzeitig: Null Abfall („Zero waste“), keine Umweltverschmutzung („Zero Pollution“) und Klimaneutralität („Zero Carbon“). Der Zusammenschluss fand auch bei den internationalen Teilnehmern des CE-Hotspots große Beachtung. Die Emscher-Lippe-Region startet allerdings nicht bei Null, denn sie ist schon seit Jahren Modellregion und Innovationsmotor für die energetische und stoffliche Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Das Prosperkolleg, das den CE Hotspot mitorganisierte, arbeitet in Bottrop unter anderem an digitalen und robotergestützten Lösungen zur Wiedergewinnung von Rohstoffen von Elektrogeräten. Zudem unterstützt es kleine und mittlere Firmen bei den ersten Schritten hin zu einer zirkulären Produktionsweise, zum Beispiel mit einem Potenzialcheck.
„Circular Economy ist eines der wichtigsten Themen der Zeit.“

NRW-Umweltminister Oliver Krischer

„Die Anforderungen für zirkuläre Geschäftsmodelle finden derzeit Eingang in ISO-Normen, EU-Richtlinien und -Verordnungen sowie die geplanten Produktpässe für nachhaltige Produkte“, erläutert Baumgürtel die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Transformation. Die nächsten Maßnahmen sind bereits ins Auge gefasst: „Neben Pilotprojekten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollen Anwendungskonzepte und Werkzeuge für betriebliche Transformationsprozesse entwickelt werden“, erläutert IHK-Geschäftsbereichsleiter Sebastian van Deel. „Denn am Ende entscheidet die Umsetzbarkeit im betrieblichen Alltag über den Erfolg zirkulärer Prozesse.“ Auch neue Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote, Kommunikations- und Vernetzungsmaßnahmen über die Emscher-Lippe-Region hinaus sollen für die zirkuläre Transformation sensibilisieren.
Internet-Tipp:
www.transform-to-zero.de