IHK-Jahresbericht 2023

Außenwirtschaft

Außenwirtschaft allgemeiner Trend

Außenwirtschaftsdokumente

Die nachlassende Konjunktur der Weltwirtschaft und die Auswirkungen der weiterhin verschärften Russland-Sanktionen spiegeln sich auch in der Anzahl der Außenwirtschaftsdokumente wider, die von der IHK Nord Westfalen im Jahr 2023 ausgestellt wurden. Etwas mehr als 34.000 Ursprungszeugnisse und Bescheinigungen stellte die IHK Nord Westfalen im vergangenen Jahr aus. Dies bedeutet einen Rückgang von ca. 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Carnet ATA 

Seit August 2023 bietet die IHK Nord Westfalen nunmehr ihren Mitgliedsunternehmen die digitale Antragstellung für Carnet ATA an. Mehr als 500 der sogenannte „Zollpassierscheinhefte“ stellte die IHK Nord Westfalen im vergangenen Jahr für Betriebe aus, die Berufsausrüstungen, Messegut und Warenmuster vorübergehend ins Ausland verbringen wollen. Knapp 26 Millionen Euro betrug die gesamte Bürgschaftssumme der IHK-Organisation in Nord Westfalen. Spitzenreiter im Länderranking der Zielstaaten war Großbritannien, gefolgt von der Schweiz und den USA.

Verstärkter Trend zu Melde- und Berichtspflichten in den Unternehmen

Aktivitäten zum Klimaschutz und zu den Sorgfaltspflichten in den Lieferketten führten im Jahr 2023 zu verstärkten Dokumentationspflichten der Unternehmen.

CBAM

Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) betrifft alle in der EU ansässigen Unternehmen, die Eisen, Stahl, Zement, Aluminium, Elektrizität, Düngemittel, Wasserstoffe sowie bestimmte Vor- und nachgelagerte Produkte in reiner oder verarbeiteter Form aus Nicht-EU-Staaten importieren. Diese müssen seit dem 1. Oktober 2023 Importe gesondert quartalsweise melden. Berichtspflichtig ist der Einführer (Zollanmelder) oder dessen indirekter Vertreter.

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz 

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bedeutet seit dem 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und deren unmittelbare Lieferanten neue, teils weitreichende Anforderungen im Bereich der Sorgfaltspflicht im Hinblick auf Menschenrechts- und Umweltstandards. Mit der Umsetzung in die Praxis stieg die Anzahl der Beratungen von direkt verpflichteten sowie indirekt betroffenen Unternehmen stark an. Für das nächste Jahr 2024 ist eine weitere Steigerung des Beratungsbedarfs abzusehen, wenn das Gesetz ab 01. Januar 2024 nunmehr auch Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden in die Pflicht nimmt.

Länderschwerpunkt-Aktivitäten 

Die IHK Nord Westfalen ist Schwerpunktkammer in Nordrhein-Westfalen für das Vereinigte Königreich und Irland (gemeinsam mit der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld), die nordischen Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden, die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie für Singapur. Vor diesem Hintergrund wurden zahlreiche marktbezogene Webinare, Ländersprechstunden und andere Veranstaltungen zu den Schwerpunkten veranstaltet. Im Folgenden die Highlights:

NRW-ASEAN Summit

Rund 300 Teilnehmende nutzten den zum ersten Mal physisch stattfindenden NRW-ASEAN Summit am 20. April 2023 in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, um sich über Geschäftspotenziale in Südostasien zu informieren. An diesem Tag waren hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft Nordrhein-Westfalens und der ASEAN-Region vor Ort, um mit NRW-Unternehmern die Möglichkeiten des Markteinstiegs in die Perspektivregion ASEAN zu erörtern und Geschäftskontakte zu erweitern. Vertreter der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) aus Südostasien berichteten, inwieweit sich die Region als Absatz- aber auch als Beschaffungsmarkt eignet. Außerdem konnten sich die Besucher parallel zum Programm von diesen Vertretern der AHKs individuell beraten lassen. Wertvolle Erfahrungsberichte lieferten in einer Gesprächsrunde Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, die bereits in der ASEAN-Region aktiv sind.

Niederlande-Aktivitäten intensiviert

Basierend auf dem im Jahre 2021 unterzeichneten Memorandum of Understanding  zwischen den regionalen Entwicklungsagenturen Oost-NL und Twente Board und der IHK Nord Westfalen wurde die Zusammenarbeit mit den Niederlanden auch 2023 weiter intensiviert.  Der Fokus lag auf den wirtschaftlichen Aspekten und der strategischen Zusammenarbeit zwischen den östlichen Niederlanden (insbesondere der Region Twente) und der Region Nord-Westfalen. Im Rahmen der grenzüberschreitenden Strategie wurde vereinbart, wie die vorhandenen Potenziale aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichen Organisationen (z. B. Wirtschaftsförderer) in den Themenfeldern Batterieforschung, Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft, Advanced Manufacturing und MedTech zusammengeführt werden sollen. Eine Aufgabe, zu der die neun MoU-Partner (IHK, Oost.nl, Twente Board, Stadt Münster, Stadt Enschede, HWK, Euregio, Münsterland e.V. und WTC) im Jahr 2023 ihre Zusammenarbeit intensiviert haben. So wurden bspw. Veranstaltungen wie die Battery Days in Enschede und Münster durchgeführt. Wie KI-Systeme die IT-Sicherheit verbessern können, war im Dezember Thema beim Deutsch-Niederländischen Wirtschaftsdialog in Enschede.

Empfang internationaler Delegationen in Nord-Westfalen 

Irische Delegation besucht GreenTech-Region Münsterland und Emscher-Lippe

Das Wasserstoffzentrum in Herten, der Bioenergiepark in Saerbeck sowie eine Unternehmertreffen in den Räumen der ENAPTER AG waren die Highlights des Besuchs einer irischen Unternehmerdelegation im November. Ziel der Iren war es, sich über den Bedarf und die Möglichkeiten der Lieferung von Wasserstoff zu informieren und ins Gespräch mit potenziellen Abnehmern zu kommen.

Gespräche mit konsularischen Auslandsvertretungen

Die Generalkonsulate der Länder Indien und Rumänien besuchten im Jahr 2023 die IHK Nord Westfalen, um über die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu sprechen. Gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Westfalen wurde ein Treffen mit der Generalkonsulin der USA durchgeführt.

Delegationsreisen und Unternehmensreisen 

GreenTech-Reise in die USA

Knapp eine Woche besuchte eine Delegation aus NRW, organisiert von der IHK Nord Westfalen in Kooperation mit der AHK USA-Chicago und gefördert durch NRW.Global Business, die Region Minnesota und die Metropolregion Chicago im März 2023, um dort mit Unternehmensvertretern und Experten über Themen der Erneuerbaren Energien und der Kreislaufwirtschaft zu sprechen. Ziel der Reise war es, den Partnern vor Ort zu zeigen, dass die Region Nord Westfalen ein bedeutender „Greentech“-Standort ist, und gerade in den Bereichen Batterien, Recycling und Wasserstoff ein enormes Potenzial bietet. Zugleich wollten die Delegationsteilnehmer sich über Geschäftsmöglichkeiten in den USA, gerade durch den im Vorjahr verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA), informieren.

NRW-Unternehmensreise nach Norwegen

Vom 28. bis 31. August begleitete die IHK Nord Westfalen als fachkoordinierende Institution eine viertägige Unternehmensreise nach Norwegen. Die von der Außenwirtschaftsfördergesellschaft NRW.Global Business geförderte Reise fand unter dem Titel „Energiespeicherung, Batterie, Wasserstoff, CCS“ statt. Für die insgesamt 14 Teilnehmenden von 11 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen wurden zahlreiche Netzwerkveranstaltungen in Oslo organisiert sowie insgesamt neun Unternehmensbesuche an der norwegischen Küste entlang (Brevik, Porsgrunn, Arendal, Grimstad, Kristiansand) durchgeführt, welche an den Interessens- und Aufgabengebieten bzw. Wünschen der teilnehmenden Unternehmen ausgerichtet wurden.

Präsidiumsreise nach Brüssel

Am 5. September 2023 reiste das Präsidium der IHK Nord Westfalen nach Brüssel, um vor Ort mit Vertretern der Europäischen Kommission und Mitgliedern des Europäischen Parlaments über verschiedene Themen wie Bürokratieabbau, eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen und die Stärkung internationaler Beziehungen zu diskutieren. Ein Höhepunkt dieses dreitägigen Aufenthalts war die Teilnahme am Sommerfest der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen, bei dem das Münsterland als innovativer Wirtschaftsstandort sowie als kulturell und touristisch interessante Region besonders hervorgehoben wurde.

Gremienarbeit

Außenwirtschaftsausschuss

Im laufenden Jahr 2023 fanden zwei Sitzungen des Außenwirtschaftsausschuss statt. Bei den anstehenden Neuwahlen des Vorstandes wurde Dr. Friedrich-Hans Grandin, Geschäftsführer der HUESKER Synthetic GmbH mit Sitz in Gescher als Vorsitzender wiedergewählt. Sein Vertreter bleibt Ralph Weidling, Geschäftsführer der Weicon GmbH in Münster.

Exportclub

Nach Coronapause konnte sich der Exportleiterkreis (Exportclub) der IHK Nord Westfalen wieder in Präsenz treffen. Zwei Sitzungen mit aktuellen Themen fanden jeweils im Mai und November statt.

ERFA-Kreis Zoll

Ebenfalls zu Zwei Sitzungen fand sich der ERFA-Kreis Zoll der IHK Nord Westfalen zusammen. Die Reform des Unionszollkodex war hier das beherrschende Thema.

Arbeitskreis Internationalisierung

Neu eingerichtet wurde der Arbeitskreis Internationalisierung, in dem sich nunmehr vierteljährlich die Wirtschaftsfördereinrichtungen sowie Hochschulen und andere Institutionen des Münsterlandes zu internationalen Themen und Aktivitäten austauschen.