EU-Plattform zur Beschaffung von Energie und Rohstoffen
Die Europäische Kommission hat Anfang Juli 2025 eine neue digitale Plattform ins Leben gerufen, die europäischen Unternehmen den Zugang zu strategisch wichtigen Energieprodukten und Rohstoffen erleichtern soll. Die EU Energy and Raw Materials Platform verfolgt das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Kernidee der Plattform ist die strategische Bündelung von Nachfrage: Unternehmen aus der EU können ihren Bedarf an bestimmten Rohstoffen und Energieträgern über strukturierte Interessenbekundungen einreichen. Diese werden gesammelt und anschließend Lieferanten – sowohl aus Europa als auch weltweit – zur Angebotsabgabe aufgefordert. Die Plattform selbst dient dabei als Vermittlungsstelle, ohne dass direkt Verträge abgeschlossen werden.
Teilnehmende Unternehmen profitieren von einem strukturierten Zugang zu internationalen Lieferanten, verbesserten Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten, Unterstützung bei der Entwicklung strategischer Projekte, und einem transparenten und sicheren Registrierungsprozess.
Drei Mechanismen für unterschiedliche Produktgruppen
Die Plattform gliedert sich in drei sogenannte Mechanismen, die jeweils auf spezifische Produktgruppen ausgerichtet sind:
- Der Wasserstoff-Mechanismus umfasst Wasserstoff, Ammoniak, Methanol und nachhaltige Flugkraftstoffe (eSAF). Ziel ist die Förderung von Märkten für schwer zu dekarbonisierende Sektoren. Die erste Runde des Abgleichs von Angebot und Nachfrage ist für September 2025 geplant.
- Der Rohstoff-Mechanismus fokussiert auf kritische Rohstoffe wie Lithium und seltene Erden. Er soll strategische Projekte unterstützen und die Resilienz von Lieferketten stärken. Der Mechanismus wird ab September 2025 für die Registrierung geöffnet. Die erste Vermittlungsrunde ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen.
- Der Gas-Mechanismus ermöglicht gemeinsame Gasbeschaffung und fördert den Biomethanmarkt zur Sicherung der Energieversorgung. Er soll ebenfalls in den kommenden Monaten starten.
Weitere Produktgruppen, etwa im Zusammenhang mit CO₂-Emissionen, könnten künftig integriert werden.
Funktionen der Plattform
Unternehmen profitieren von folgenden zentralen Funktionen:
- Erfassung von Nachfrage und Angebot über strukturierte Interessenbekundungen,
- Matchmaking: Bündelung der Nachfrage und Abgleich mit Lieferangeboten (ohne Vertragsabschluss auf der Plattform),
- Unterstützung strategischer Projekte zur Stärkung der Resilienz der Lieferketten,
- Informationen zu Finanzierungslösungen über Partner-Finanzinstitute.
Registrierung und Teilnahme
Die Registrierung erfolgt über ein EU-Login-Konto und erfordert u. a. eine qualifizierte elektronische Signatur gemäß der eIDAS-Verordnung. Unternehmen müssen einen Administrator-User benennen, der die Registrierung und spätere Verwaltung übernimmt. Nach erfolgreicher Validierung durch die Plattformbetreiber können Unternehmen an den jeweiligen Mechanismen teilnehmen.
Folgende Schritte sind bei der Registrierung zu durchlaufen:
- Administrator benennen
Eine verantwortliche Person wird als Administrator bestimmt und verwaltet das Unternehmenskonto. - EU-Login-Konto erstellen
Der Administrator benötigt ein gültiges EU-Login. Eine Anleitung zur Einrichtung gibt es hier. - Dokumente elektronisch signieren und hochladen
Alle Dokumente müssen mit einer qualifizierten elektronischen Signatur gemäß eIDAS-Verordnung versehen sein. Erforderlich sind:- Vollmacht
- Handelsregisterauszug
- Ehrenerklärung
- Unternehmenskonto aktivieren und Nutzer hinzufügen
Nach erfolgreicher Prüfung kann das Unternehmen weitere Nutzerinnen und Nutzer registrieren und an den Beschaffungsmechanismen teilnehmen.
Die Plattform wurde von PwC und der slowakischen Softwarefirma Sféra entwickelt und basiert auf Erfahrungen mit der Gaseinkaufsplattform AggregateEU. Diese wurde 2023 zur Koordination der Gasbeschaffung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eingeführt und nun in die neue Plattform integriert.
Rechtsgrundlagen
- Verordnung über den Binnenmarkt für erneuerbares Gas, Erdgas und Wasserstoff (EU/2024/1789)
- Verordnung über kritische Rohstoffe (EU/2024/1252)