Beitrag zum erfolgreichen Strukturwandel

Veranstaltung zu „75 Jahre IHK im Westmünsterland“

Kreis Borken/Kreis Coesfeld. – Seit 75 Jahren ist die IHK Nord Westfalen im Westmünsterland für die Wirtschaft vor Ort aktiv. Daran und wie sich die Kreise Borken und Coesfeld in diesem Zeitraum zu einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Nordrhein-Westfalens entwickelt haben, erinnerte die IHK gestern Abend (11. September) in Gescher bei einer Veranstaltung. Zu den über 130 Teilnehmern gehörten neben IHK-Spitzenvertretern auch die beiden Landräte der Kreise Borken und Coesfeld sowie zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft.
1950 sprachen sich bei einer offiziellen Befragung 83 Prozent der Unternehmen in der Region dafür aus, zur IHK mit Sitz in Münster zu gehören. „Damit einher ging die Erwartung, die Präsenz der IHK in der Region deutlich auszubauen“, betonte IHK-Vizepräsident Carsten Sühling. An einem neuen Standort in Bocholt sollten die Fäden des IHK-Netzwerks für das Westmünsterland zusammenlaufen, „um die wirtschaftliche Entwicklung bestmöglich durch die Vertretung grundlegender Interessen aller Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung zu unterstützen“, nannte Sühling eine zentrale Aufgabe der IHK. Dabei skizzierte der Geschäftsführer der Spaleck GmbH & Co. KG (Bocholt), der auch den IHK-Regionalausschuss für den Kreis Borken leitet, wie sich die beiden Kreise nach dem Niedergang der Textilindustrie zu „Musterbeispielen für einen gelungenen Strukturwandel entwickelt haben“.
Für Dr. Kai Zwicker, Landrat des Kreises Borken, ist die IHK „eine ebenso wichtige wie verlässliche Partnerin“, um gemeinsam die Bedingungen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Eine Basis und damit „auch ein offenes Geheimnis des wirtschaftlichen Erfolgs“, so Zwicker in einer Talkrunde, „ist die Stärke der betrieblichen Ausbildung in unserer Region“. Dafür trage die IHK „ja schon per Gesetz zentrale Verantwortung“. Nach einem konkreten Beispiel gefragt, wo sich die Zusammenarbeit mit der IHK für den Kreis Coesfeld besonders ausgezahlt hat, antwortete Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr: „Der Bau der B67n, der von der Unternehmerinitiative aus den IHK-Regionalausschüssen für die Kreise Borken und Coesfeld aus dem Dornröschenschlaf geholt und mit Nachdruck vorangetrieben worden ist.“ Ohne die Unterstützung der IHK und ihrer Mitgliedsunternehmen wäre die B67n, die ein wichtiger Standortvorteil für das Westmünsterland sei, „vermutlich noch lange nicht so weit“. Aktuell rechnet Schulze Pellengahr 2027 mit der Fertigstellung.
IHK-Präsident Lars Baumgürtel lobte die unternehmerischen Leistungen, die hinter dem Erfolg der Region stehen, erinnerte aber zugleich daran, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer es „nicht vollständig selbst in der Hand haben“, ob die positive Entwicklung so weitergeht. Deutschland stehe aktuell vor großen Herausforderungen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit als Wirtschaftsstandort wiederherzustellen. „Was wir dringend brauchen, sind Planbarkeit und Verlässlichkeit“, betonte Baumgürtel und forderte konkrete Maßnahmen für eine spürbare Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, darunter auch einen deutlichen Abbau von Bürokratie.
Nach Einschätzung des IHK-Präsidenten liegt das größte Potenzial für neues Wachstum „direkt vor der Haustür“. Der europäische Binnenmarkt müsse gestärkt und ausgebaut werden. Davon werde die Region aufgrund hervorragender Standortvoraussetzungen kräftig profitieren. Baumgürtel zeigte sich zuversichtlich: „Die Mischung aus Bodenständigkeit, Weltoffenheit sowie Innovations- und Veränderungsbereitschaft macht das Westmünsterland zu einem Modellraum für erfolgreiche Transformation.“ Aus Sicht des IHK-Präsidenten liegt eine große Stärke des Westmünsterlandes auch in der engen Bindung zum übrigen Münsterland und zum nördlichen Ruhrgebiet: „Die enge Verzahnung der Wirtschaft in unserem IHK-Bezirk ist ein Asset, welches gar nicht hoch genug einzuschätzen ist, die Teilräume ergänzen sich hervorragend“, ist Baumgürtel überzeugt.
Welche Anforderungen die Unternehmen an ihre Fachkräfte stellen müssen, um die Transformation zu bewältigen, diskutierte IHK-Präsident Lars Baumgürtel mit Prof. Dr. Tatjana Oberdörster (Vizepräsidentin der Westfälischen Hochschule), Horst te Wilde (Schulleiter des Berufskollegs Bocholt West) und Florian Winkler (Bundesinstitut für Berufsbildung/BIBB).
Vor allem aufgrund der „Menschen, die wir hier haben“, ist IHK-Vizepräsident Helmut Rüskamp auch vor den nächsten Jahrzehnten „nicht bange“, versicherte er: „Wir haben gezeigt, dass wir hier vor Ort Transformation können, dass wir unser Schicksal und unsere Zukunft gerne in die eigenen Hände nehmen.“ Das IHK-Jubiläum versteht der Unternehmer aus Dülmen, der auch den IHK-Regionalausschuss für den Kreis Coesfeld leitet, deshalb als Auftrag an alle in der Region, weiter an einem Strang zu ziehen: „Mit entschlossener Politik, engagierter Wirtschaft und motivierten Menschen können wir gemeinsam die Zukunft gestalten.“ Die IHK im Westmünsterland werde weiterhin ihren Beitrag leisten, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.
Passend zu diesem Versprechen holte Rüskamp den neuen Leiter des IHK-Standorts Westmünsterland, Dr. Fabian Schleithoff, auf die Bühne. Der promovierte Volkswirt ist Nachfolger von Sven Wolf, der den IHK-Standort in Bocholt rund viereinhalb Jahre geleitet hat und Anfang 2026 die Leitung des IHK-Standorts Emscher-Lippe in Gelsenkirchen übernimmt (siehe Pressemeldung vom 29. August 2025). Rüskamp dankte Wolf für seinen Einsatz für die Wirtschaft in der Region und wünschte ihm viel Erfolg in seiner neuen Funktion als stellvertretender Hauptgeschäftsführer bei der IHK Nord Westfalen.