Mit Wasserstoff Strompreise stabil halten

Delegation der IHK Nord Westfalen reist nach Norwegen
Münsterland / Emscher-Lippe-Region / Oslo. – Mit Wasserstoff aus Norwegen könnten deutsche Strompreise stabil gehalten werden: Dies betonte Lars Baumgürtel, Präsident der IHK Nord Westfalen, heute (13. Juni) nach dem Abschluss der Exkursion einer Wirtschaftsdelegation der Industrie- und Handelskammer in das skandinavische Land. Auch dort sei allerdings die anfängliche Euphorie rund um den Wasserstoffhochlauf einer „Phase des Realismus“ gewichen, erklärte Baumgürtel, zugleich Geschäftsführer der ZINQ Group aus Gelsenkirchen. „Deutsch-norwegische Wasserstoffprojekte kommen nur in Frage, wenn sie mit professionellen und wettbewerbsfähigen Geschäftsmodellen unterlegt sind. Angebots- und Nachfrageseite müssen klar sein.“ Die Zeit der Theorie sei vorbei, „wir müssen jetzt in die Praxis.“
Ziel der Delegationsreise war es, die bilaterale Energiepartnerschaft zu vertiefen und neue Impulse für die Transformation der Industrie in Nord-Westfalen zu setzen. Dazu sprachen die heimischen Wirtschaftsvertreter unter anderem mit führenden norwegischen Unternehmen der Energiebranche wie Equinor, Yara und Aker Solutions. Auch stand ein intensiver Austausch mit der Deutschen Botschaft in Oslo und der Deutsch-Norwegischen Handelskammer (AHK Norwegen) auf dem Programm.
„Norwegen präsentiert sich als hochentwickelter Partner mit klarer strategischer Ausrichtung, technologischer Exzellenz und politischer Entschlossenheit“, bilanzierte Baumgürtel. Die norwegische Energiepolitik sei geprägt von Pragmatismus, Innovationskraft und einem tiefen Verständnis für die Notwendigkeit sektorübergreifender Lösungen. „Diese Haltung spiegelt sich auch in der norwegischen Wirtschaft wider, die konsequent auf den Aufbau zukunftsfähiger Wertschöpfungsketten setzt“, stellte er fest. Unternehmen wie Equinor oder Gen2Energy investieren gezielt in Technologien rund um Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung (CCS) – stets mit dem Ziel, internationale Märkte zu bedienen und gleichzeitig die eigene Industrie zu transformieren. „Norwegen hat eine Vorbild- und Vorreiterrolle in vielen Bereichen und auch im Energiesektor. Das ist auf dieser Reise noch einmal deutlich geworden“, resümierte Ron Keßeler, Geschäftsführer von EMERGY aus Velen. Während Norwegen mit erneuerbarer Energie und CCS-Technologien bereits heute technologische Maßstäbe setze, müsse Deutschland entschlossener handeln.
Die Region Nord-Westfalen positionierte sich in Norwegen als Schlüsselregion in der europäischen Energiewende. „Insbesondere der energieintensive Mittelstand muss künftig stärker in die deutsch-norwegische Energiepartnerschaft eingebunden werden“, unterstrich Baumgürtel. Dabei werde auch der enge Partner Nord-Westfalens, die Niederlande, eine entscheidende Rolle spielen, denn die Korridore „Norwegen-Niederlande-Deutschland“ und „Norwegen-Deutschland“ seien der ideale Transportweg für Energielieferungen.
Für Nord-Westfalen ergibt sich aus Sicht der Delegationsmitglieder der klare Handlungsauftrag, die Energiewende aktiv mitzugestalten – „nicht nur als Abnehmer, sondern als Mitgestalter“, so der IHK-Präsident. Sektor- und Energieträgerkoppelung sowie Clusterlösungen, die Bedarfe bündeln und über Versorger als Schnittstelle in konkrete Projekte überführen, böten hier einen vielversprechenden Ansatz. Gleichzeitig brauche es politische Flankierung, um regulatorische Hürden abzubauen und Investitionssicherheit zu schaffen. „Norwegen hat die Hand gereicht. Jetzt liegt es an Deutschland, die bestehende Energiepartnerschaft weiter auszubauen“, meinte Michael Kern, Geschäftsführer der deutsch-norwegischen Handelskammer. Nord-Westfalen könne und werde dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. „Weitere Termine sind schon vereinbart.“