1. Oktober 2021

Neue Risiken für die Innenstadt

IHK kritisiert Vorgehensweise der Politik 
Münster. - Mit Unverständnis reagiert die IHK Nord Westfalen auf die Beschlüsse des Rates zu den Verkehrsbeschränkungen in Münster. „Die Entscheidungen zu mobilitätsbeschränkenden Maßnahmen für den Wirtschafts-, Kunden- und Besucherverkehr wurden erneut ohne Beteiligung aller Betroffenen gefällt und werden spürbare Auswirkungen auf die Innenstadt als wichtigen Wirtschaftsstandort haben“, befürchtet Fabian Roberg, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender im IHK-Regionalausschuss für die Stadt Münster.
Auch die Wirtschaft bekenne sich zur Notwendigkeit, Verkehr und Mobilität klimagerechter und stadtverträglicher zu gestalten, betonte Roberg. „Wir halten es jedoch für bedenklich, dass der Rat selektive und in Summe restriktive Maßnahmen für die Mobilität und Erreichbarkeit der Stadt beschließt, ohne Betroffene mit einzubeziehen und wirklich attraktive und funktionierende Alternativen anbieten zu können“, kritisierte Roberg. Dies gelte sowohl für das immer weiter eingeschränkte Netz der Hauptverkehrsstraßen als auch für das eher stagnierende Angebot bei Bussen und Bahnen. „Mit der Münsterland-S-Bahn hätte man eine solche Alternative. Aber bis das Konzept umgesetzt ist, werden mindestens noch 15 Jahre vergehen“, fordert Roberg aus Sicht der münsterischen Wirtschaft „funktionierende Übergangslösungen statt Sperrungen und Verbote“. 
Viele Geschäftsleute seien in Sorge, ob und wie lange ihre Stammkunden aus dem näheren und ferneren Umland noch bereit sein werden, eine nochmals verschlechterte Erreichbarkeit der Stadt hinzunehmen. Roberg: „Für Handel und Gastronomie in der Innenstadt, aber auch mit Blick auf den Fachkräftemangel in den Unternehmen ist die Erreichbarkeit für Kunden und Beschäftigte ein sehr wichtiger Standort- und Wettbewerbsfaktor.“
Während von Seiten der Verwaltung und der Geschäftsleute gemeinsam Konzepte zur Stärkung der Innenstadt entwickelt und mit der Stadtgesellschaft diskutiert werden, schaffe die Politik einseitig Fakten – ohne jede Abstimmung mit Betroffenen, Kammern und Verbänden. „So wird es sicherlich nicht gelingen, die Herausforderungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen und klimagerechten Stadt im Konsens mit der Stadtgesellschaft zu meistern“, appelliert der Vizepräsident der IHK an die Politik, die Wirtschaft wieder als Partner zu sehen und ihre Vertreterinnen und Vertreter frühzeitig in die Diskussion, um eine nachhaltigere Mobilität und Stadtentwicklung einzubeziehen. Mit Verboten anstelle eines konstruktiven Dialoges schaffe man keine Basis für nachhaltige Kompromisse.