4. August 2021

„Nach dem Lockdown kommt der Stau“

IHK kritisiert Verkehrsversuch am Hauptbahnhof und fordert Einbeziehung der Wirtschaft

Münster. - Mit Unverständnis reagieren nicht nur viele Gewerbetreibende, sondern auch die IHK Nord Westfalen auf die Wahl des Zeitpunktes und die hieraus resultierenden ungünstigen Bedingungen für den Verkehrsversuch am Hauptbahnhof Münster. „Die Wirtschaft unterstützt ausdrücklich die Zielsetzung, den Verkehr in Münster nachhaltiger zu gestalten“, unterstreicht IHK-Vizepräsident Fabian Roberg, aber: „Wenn Experimente verwertbare Erkenntnisse bringen sollen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen.“
Insbesondere mit Blick auf die erheblichen Einbußen und Existenzgefährdungen von Hotels, Gastronomie, Handel und Taxigewerbe im Zuge des Corona-bedingten Lockdowns sei es sehr kritisch zu bewerten, dass die gerade wieder anlaufende Geschäftstätigkeit der Betriebe durch einen Verkehrsversuch erneut erschwert werde. „Nach dem Lockdown kommt für die Gewerbetreibenden am Hauptbahnhof der Stau“, so Roberg.
Auch wegen der Großbaustelle im Bereich Hansaring/Wolbecker Straße/Hohenzollernring sieht der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Münster den Zeitpunkt des Versuchs als denkbar ungünstig. „Hansaring und Hohenzollernring wären naheliegende Ausweichstrecken für die versuchsweise eingerichtete einspurige Verkehrsführung auf der Bahnhofstraße. Aber dort gibt es wegen der Sperrung im Bereich der Wolbecker Straße auf absehbare Zeit kein Durchkommen“, kritisiert Roberg. Die einzelnen Maßnahmen sind aus seiner Sicht „offensichtlich ungenügend aufeinander abgestimmt“. 
Mit Blick auf die Mitte August endenden Schulferien und dem dann wieder ansteigenden Verkehrsaufkommen befürchtet der IHK-Vizepräsident eine weitere Verschärfung der Situation – mit Auswirkungen nicht nur auf die im Umfeld des Hauptbahnhofs ansässigen Betriebe, sondern auch auf den Wirtschaftsverkehr in Münster insgesamt. „Neben der bereits hoch belasteten Achse Weseler Straße/Stadtgraben/Steinfurter Straße ist der Straßenzug Friedrich-Ebert-Straße/Bahnhofstraße/Eisenbahnstraße die einzige noch bedingt funktionierende Nord-Süd-Verbindung im erweiterten Innenstadtbereich“, so Roberg. Wenn hier die Leistungsfähigkeit eingeschränkt werde, gebe es für den Pkw- und Wirtschaftsverkehr praktisch keine Ausweichrouten mehr.
Wenig Verständnis zeigt Roberg auch für die Kommunikation im Vorfeld der Maßnahme: „Weder die ISG - Interessengemeinschaft Bahnhofsviertel noch die einschlägigen Branchenverbände oder die IHK wurden vorab bei der Planung des Verkehrsversuchs einbezogen.“ Insofern erwarte er von der Stadtverwaltung, dass die betroffenen Gewerbetreibenden, Branchenverbände und die IHK zeitnah zu einem Gespräch eingeladen werden, um die Auswirkungen für die Betriebe aufzuzeigen und sich bezüglich des weiteren Vorgehens abzustimmen.