Gewerbegebiete der Zukunft

Flächen neu denken: Unternehmensflächen erblühen

Teil 2: Unternehmensflächen erblühen

Pforzheim, 17.12.2021. Der Flächenverbrauch in Deutschland soll in den nächsten Jahren stark reduziert werden. Die trifft auch zukünftige Gewerbeflächen in der Region. Naturschutzfachliche Auflagen und Bürgerproteste machen die Ausweisung von Gewerbegebieten für Kommunen nicht einfacher. Eine zukunftsfähige Wirtschaft benötigt aber moderne und nachhaltig ausgestaltete Flächen für Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen. Wie kann es also gelingen, die wenigen für Gewerbeentwicklung geeigneten Flächen im Nordschwarzwald, sinnvoll, nachhaltig und effizient zu entwickeln? Eine Artikelserie möchte Unternehmen, Kommunen und anderen Akteuren Denkanstöße vermitteln, auch um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und neue Blickwinkel zu entwickeln – für die gemeinsame Entwicklung von Gewerbegebieten der Zukunft.

Unternehmensflächen als ökologische Trittsteine

Das Artensterben schreitet auch in Baden-Württemberg voran und nimmt dramatische Ausmaße an. Neben Insekten stehen immer mehr Amphibien und Vögel auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Im Siedlungsraum verdrängen versiegelte Flächen die dringend benötigten Lebensräume. Durch enge Bebauungen, Straßen, Parkplätze und Gewerbeflächen sind offene und bewachsene Böden selten geworden. Die Vielfalt an Pflanzen hat stark abgenommen. Tiere, die auf bestimmte Nahrungspflanzen spezialisiert sind, finden kaum genügend Futter. Käfer, Hummeln oder auch Amphibien können versiegelte und bebaute Flächen häufig nicht überwinden. Damit ist die überlebenswichtige Wanderung zwischen Lebensräumen für sie unmöglich geworden.

Projekt “UnternehmensNatur” berät Unternehmen

Um die Biodiversität im Siedlungsraum zu stärken, braucht es Trittsteine: Kleine und große Flächen, die Nahrung und Deckung für verschiedene Arten bieten. Unternehmen können ein Teil der Lösung sein. Auf ihren Arealen schlummern oft große Potenziale für die Stärkung der Artenvielfalt. Den Betrieben diese Potenziale aufzuzeigen, ist das Ziel von „UnternehmensNatur“, einem gemeinsamen Projekt von NABU und Flächenagentur Baden-Württemberg. Gefördert durch das Umweltministerium Baden-Württemberg bietet das Projektteam interessierten Unternehmen eine kostenfreie, individuelle Beratung vor Ort an. Im Anschluss erarbeiten die Expertinnen von NABU und Flächenagentur ein modulares Maßnahmenkonzept für das Unternehmen. Es enthält die vielfältigen Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung des Geländes. Zu den bewährten Maßnahmen gehören Wildblumenwiesen, Staudenpflanzungen, Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse, Sandlinsen für Wildbienen, insektenfreundliche Beleuchtung oder Versickerungsbereiche für Regenwasser. Wird im Anschluss eine vertiefende Fachberatung benötigt, so kann diese durch das Land Baden-Württemberg mit bis zu 1.500 Euro gefördert werden.

Grüne Visitenkarte

Die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen obliegt dann dem Unternehmen. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Ungenutzte Ecken werden durch Strukturen aus Sand, Steinen und Totholz rasch zu möglichen Quartieren für Insekten und Amphibien aufgewertet. Begrünte Fassaden und Dächer sorgen für ein angenehmes Mikroklima in den Gebäuden. Und Eingangsbereiche werden mit einer naturnahen Bepflanzung nicht nur zum Anziehungspunkt für Schmetterlinge und Hummeln, sondern auch Teil einer „grünen Visitenkarte“, die Besucher/-innen und Mitarbeitende gleichermaßen begeistert.
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Quelle: UM BW/ NABU / Flächenagentur BW