Wirtschaftsstandort Niederbayern

Konjunkturelle Entwicklung in Niederbayern

Konjunktur auf einen Blick

  • Wirtschaft unter Druck.
  • Angespannte Geschäftslage.
  • Erwartungen verhalten optimistisch.
  • Gesteigerte Unsicherheit durch (geo-) politische Risiken.
  • Dünnes Plus bei Investitions- und Beschäftigungsplänen.
  • Gemischtes Branchenbild: Dienstleister und Industrie im Aufwärtstrend, Zurückhaltung in Handel und Tourismus.
J=Jahresbeginn, F=Frühjahr, H=Herbst
Im IHK-Konjunkturklimaindikator werden die aktuelle Lage und die Geschäftserwartungen verrechnet. Der Wert bildet die Stimmung in der Wirtschaft ab.

Aktuelle Konjunkturentwicklung im IHK-Bezirk Niederbayern

Die niederbayerische Wirtschaft ist angespannt und unter Rezessionsdruck ins neue Jahr gestartet. Der Konjunkturklimaindikator, der aktuelle Lage und zukünftige Erwartungen miteinander verknüpft, steigt zwar leicht und stoppt damit den Abwärtstrend aus der Vorumfrage. Mit 103 Zählern liegt er jedoch weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 115 Punkten.
Die aktuelle Geschäftslage zeigt sich im Vergleich zum Herbst beinahe unverändert: 85 Prozent bewerten diese als gut oder befriedigend, die Zahl der Betriebe mit schlechter Geschäftssituation liegt bei 15 Prozent. Mit dieser Lagebeurteilung zusammen hängt die Kapazitätsauslastung, die bei 44 Prozent der Unternehmen tatsächlich am oberen Limit steht. Hatten sich die Erwartungen für die Zukunft in den Chefetagen zuletzt sehr zögerlich dargestellt, so ist der Anteil der Optimisten verglichen mit der Vorumfrage nun um über 100 Prozent gestiegen – ausgehend von einer niedrigen Basis. Ein Drittel bleibt aber pessimistisch. Die von einigen geäußerten guten Zukunftserwartungen sowie leicht positive Frühindikatoren ergeben im Saldo einen verhaltenen, mäßig steigenden Konjunkturtrend für die nächsten Monate.
Dass sich dennoch keine Euphorie breit macht, liegt an der Bewertung der wirtschaftlichen Risiken. Branchenübergreifend nehmen die Risiken zu und in vielen Unternehmen zeigen sich gleich mehrere Herausforderungen zugleich. Für jeden sechsten Betrieb stellt der Fachkräftemangel das größte Entwicklungsrisiko dar, hinzu kommen gestiegene Arbeitskosten sowie weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise. Aufgrund der massiven Kostensteigerungen sind in allen Branchen weitere Preisanpassungen geplant. Angesichts der anhaltenden Inflation rechnen die Betriebe mit einer stockenden heimischen Nachfrage, was ebenfalls als hohes Risiko bewertet wird. Die sehr gute Liquiditätslage in großen Teilen der Unternehmen wirkt wiederum ausgleichend.
Die wichtigsten Wachstumsmärkte für die niederbayerische Wirtschaft sind derzeit Nordamerika und Europa. Weiter verschlechtert haben sich die Geschäftsbeziehungen mit China und auch das Auslandsgeschäft mit Süd- und Mittelamerika schwächelt. Wenig optimistisch sind daher die Aussichten:  Die Exporterwartungen haben sich im Vergleich zur Vorumfrage kaum verbessert. Dass Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland insgesamt schwächer eingeschätzt werden, wirkt sich problematisch auch auf die regionale Wirtschaft aus.
Die unklaren Aussichten für die Zukunft lassen die Betriebe bei Investitionsvorhaben und Personalplänen zögern. Beide Indikatoren zeigen nur hauchdünn nach oben. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden von den Betrieben deutlich angeprangert. Sie kritisieren etwa den nicht enden wollenden politischen Streit oder einen für sie nicht mehr überschaubaren Bürokratie- und Dokumentationsaufwand. Wachsende geopolitische Risiken steigern die verbreitete
Unsicherheit noch.
 
 

Aktueller Brennpunkt:
Dokumentationsaufwand steigt zu Kopf

Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind in der aktuellen Konjunkturumfrage so schlecht beurteilt worden wie selten zuvor. Nicht nur, dass weit über die Hälfte der Betriebe darin ein konjunkturpolitisches Risiko sehen – noch nie fanden sich im betreffenden Freitextfeld der Umfrage so viele Einträge, die zudem eine deutliche Sprache sprechen. Der Unmut der Unternehmerschaft regt sich in unterschiedlichen Bereichen und richtet sich erstens gegen die Politik der amtierenden Regierungen auf EU-, Bundes- und teilweise auch auf Landesebene. Zweitens werden überbordende Bürokratie und Überregulierung kritisiert. Als dritter Punkt steigen die nicht mehr zu bewältigenden Dokumentationspflichten der Unternehmerschaft zu Kopf. Eine erhebliche Verdrossenheit hat sich eingestellt. Steuer-, Zoll- und Normenvorschriften, aber auch der Arbeits- und Umweltschutz fordern einen hohen finanziellen und personellen Ressourcenaufwand in den Betrieben. Nach Erhebungen des Instituts für Mittelstandsforschung erstrecken sich die bürokratischen Aufwendungen gemessen am jeweiligen Umsatz zwischen einem Prozent bei großen Unternehmen und drei Prozent bei kleinen Betrieben. Der Trend zur stetig steigenden Überbürokratisierung scheint nicht aufzuhalten zu sein. Dennoch versucht die IHK-Organisation dauerhaft und beständig auf allen Ebenen und bei allen sich bietenden Gelegenheiten gegen dieses Phänomen anzugehen, zuletzt mit greifbaren Erfolgen beispielsweise gegenüber der bayerischen Finanzverwaltung.