Die wirtschaftliche Resilienz beginnt nicht mit der Produktion

Die sicherheitspolitische Lage hat sich grundlegend verändert. Mit der der Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsindustriestrategie legt die Bundesregierung fest, wie Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit stärkt und die Wirtschaft stärker in die Gesamtverteidigung einbindet. Für Unternehmen bedeutet das: Sie werden in gesamtgesellschaftliche Aufgaben einbezogen – von Logistik und Versorgung bis zur Bereitstellung kritischer Güter.
Damit Betriebe ihre Potenziale einbringen können, braucht es verlässliche und effiziente Verfahren. Beschleunigte Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie der Abbau unnötiger Bürokratie sind entscheidend. Funktionsfähige Infrastruktur und schlanke Abläufe sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern sicherheitspolitisch unverzichtbar. Die jüngste Reform des Vergaberechts, die das Beschaffungswesen der Bundeswehr flexibler macht, ist ein wichtiger Schritt. Sie soll sicherstellen, dass im Bedarfsfall schneller und koordinierter gehandelt werden kann.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen verfügen über Kompetenzen, die für sicherheits- und verteidigungsrelevante Wertschöpfungsketten wichtig sind – etwa in Werkstofftechnik, Optik oder Logistik. Doch komplexe Zertifizierungen, aufwendige Ausschreibungen und lange Verfahren erschweren den Zugang. Ziel muss ein praxistaugliches Beschaffungsumfeld sein, das auch innovativen Mittelständlern Chancen eröffnet. Die DIHK fordert deshalb eine Vereinfachung des Vergaberechts – ohne die Grundprinzipien von Wettbewerb, Transparenz, Korruptionsprävention, Diskriminierungsfreiheit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit aufzugeben.
Die Beteiligung an sicherheits- und verteidigungsrelevanten Projekten ist kein Selbstläufer. Sie erfordert klare Rahmenbedingungen, transparente Vergabeverfahren, realistische Zeitpläne und verlässliche Kommunikation. Für KMU heißt das: Wer sich frühzeitig mit den Anforderungen vertraut macht, kann Chancen nutzen und seine Stärken gezielt einbringen. Planungssicherheit ist der Schlüssel, um Innovationskraft und operative Bedarfe zusammenzuführen.
Die angekündigte Novellierung der Vorsorge- und Sicherstellungsgesetze sowie die Umsetzung des „Operationsplans Deutschland“ werden die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Staat weiter vertiefen. Damit sie gelingt, braucht es pragmatische Lösungen, die Sicherheit und wirtschaftliche Handlungsfähigkeit verbinden: Bürokratieabbau, Planungsbeschleunigung und innovationsfreundliche Vergabeverfahren sind dafür die zentralen Hebel.