Autobahnstrecke wird weiter gebaut

Wir sagen Ja! zur A 49

Die A49 kommt. Sie führt zwar nicht durchs Kammergebiet der IHK Lahn-Dill, doch ist die Autobahn von vielen der Mitgliedsbetriebe im Hinterland lang ersehnt. Die IHK Lahn-Dill hat sich deswegen – zusammen mit anderen - für die Strecke stark gemacht.
Noch endet sie bei Neuental im Schwalm-Eder-Kreis. Doch nicht mehr lange und die Lücke zur A5 bei Gemünden/Felda im Vogelsbergkreis ist geschlossen: Die A49 kommt, das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Weg diesen Sommer endgültig freigemacht. Der Abschnitt zwischen Neuental und Schwalmstadt (11,8 Kilometer) befindet sich bereits im Bau, der Baubeginn für die beiden weiterführenden Streckenabschnitte zwischen Schwalmstadt und Stadtallendorf-Nord (13,3 Kilometer) sowie Stadtallendorf-Nord und dem Ohmtal-Dreieck (17,5 Kilometer) erfolgt noch in diesem Jahr (s. Karte). Stark gemacht für die Strecke haben sich unter anderem unter dem Dach des Regionalmanagements (s. Kasten) Vertreter großer Arbeitgeber der Region, die Industrie- und Handelskammern Kassel-Marburg, Gießen-Friedberg und Lahn-Dill, der Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Bundeswehr, Vertreter des Regierungspräsidiums Gießen sowie Bürgermeister der Anrainer-Kommunen.
Der Lückenschluss ermöglicht eine Anbindung der Wirtschaftsräume Nordhessens und Mittelhessens. Die Verkehrsinfrastruktur wird durch die A 49 deutlich verbessert, auch unsere Region wird nun schneller erreichbar und damit attraktiver. Mobilität ist und bleibt ein wichtiger Standortfaktor“, sagt Saskia Kuhl, Leiterin des Bereichs Standortpolitik und Innovation der IHK Lahn-Dill.
Unternehmen könnten ihre Waren schneller von A nach B transportieren, was wiederum die Kosten von Logistik und Treibstoff reduziere. Arbeitnehmer und Pendler profitierten ebenfalls von kürzeren und schnelleren Anfahrtswegen, so Saskia Kuhl weiter. So stiegen auch die Chancen für die Unternehmen, Fachkräfte zu gewinnen.
„Laut Bundesinstitut für Raumforschung sind wir eine der am schlechtesten an Fernstraßen angebundene Industrieregion in ganz Deutschland“, sagt Saskia Kuhl. „Der Lückenschluss der A 49 ist somit ein wichtiger Baustein, um die Unternehmen im Hinterland besser an die Autobahn anzuschließen.“
Der Lückenschluss habe Bedeutung für weitere Straßenplanungen in der Region, so Saskia Kuhl weiter. Eine von der IHK Lahn-Dill in 2015 in Auftrag gegebene Verkehrsuntersuchung (s. Kasten) hatte zudem gezeigt, dass eine Kombination aus Ortsumgehungen und verschiedenen Ausbaumaßnahmen entlang der B 62 die am schnellsten greifbare Lösung zur großräumigen Anbindung des Hinterlandes zwischen Biedenkopf und dem geplanten Anschluss der A 49 ist. Auch die Absage des Bundes und des Landes im Jahr 2010, den Lückenschluss der A 4 zwischen Krombach (Olpe) und Hattenbacher Dreieck nicht zu bauen, habe die Wettbewerbsnachteile für die ansässigen Unternehmen gegenüber anderen Regionen verschärft, sagt Saskia Kuhl. Der Lückenschluss der A 49 im Zusammenhang mit dem Ausbau der B 62 sei deshalb ein wichtiger Teil dieser Alternative zum A 4-Bau.
Doch nicht nur das. Der Lückenschluss sei ebenfalls ein wichtiger Beitrag für die Umwelt in der Region. „Durch kürzere Fahrtzeiten haben wir weniger Belastung durch Feinstaub und Immissionen, eine deutliche Treibstoffersparnis und weniger Belastung für Anwohner an den Bundesstraßen“, erklärt Saskia Kuhl weiter, die für die IHK Lahn-Dill auch den Bereich Umwelt leitet.
Portraitaufnahme Vollversammlungsmitglied Dr. Tina Christmann-Ayles
Derzeit müssen Unternehmen aus dem Hinterland noch weite Strecken über kleine Landstraßen zurücklegen, bis sie den Anschluss beispielsweise an die A5 erreicht haben. „Als betroffene Unternehmerin und als Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill begrüße ich es sehr, dass der Lückenschluss nach jahrelanger Planung endlich vollzogen wird. Die Anbindung des Hinterlandes an den Fernverkehr ist für die hier ansässigen Bürger und Unternehmen überfällig. Bislang dauert es eine halbe bis eine dreiviertel Stunde, um vom Hinterland eine Autobahn zu erreichen. Mit der A49 gelingt die Anbindung an den nordhessischen Wirtschaftsraum - ein wichtiger Schritt in Richtung Standortsicherung für eine ganze Region“, sagt Dr. Tina Christmann-Ayles, Vize-Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill und Geschäftsführerin des Wallauer Aufbauherstellers Christmann-Fahrzeugbau.

Portraitaufnahme Vollversammlungsmitglied Hartmut Blöcher
Hartmut Blöcher, Geschäftsführer von Weber Maschinenbau, Mitglied der Vollversammlung der IHK Lahn-Dill sowie Mitglied im Industrieausschuss der Kammer, sieht das genauso: „Das Hinterland gehört verkehrstechnisch zu den am schlechtesten angebundenen Regionen Deutschlands. Weber Maschinenbau produziert in Breidenbach, und mit einem Exportanteil von 80 Prozent schicken wir unsere Produkte in die ganze Welt. Allerdings müssen unsere Transportfahrzeuge allein schon 80 Kilometer zurücklegen, um in Richtung Norden von unserem Standort aus die nächste Autobahn zu erreichen. Der überfällige Lückenschluss bringt nicht nur uns eine deutlich bessere Verkehrsanbindung, sondern wird auch den Schwerlastverkehr – und damit einhergehend die Umweltbelastungen - in vielen Ortschaften der Region reduzieren“, sagt Hartmut Blöcher. „Der Lückenschluss dient der Standortsicherung und der Umwelt.“



Ch ristin Roth-Jäger, Geschäftsführerin von Roth-Industries aus Dautphetal freut sich: „Mit dem Lückenschluss der A49 wird unser mittelhessischer Wirtschaftsraum schneller erreichbar und damit attraktiver. Auch wir als stark exportorientiertes Unternehmen können mit der neuen Anbindung unsere Produkte in Zukunft schneller ausliefern, das spart Zeit, Treibstoff und reduziert damit Kosten. Berufspendler können von dem Lückenschluss nur profitieren, für die Anwohner bedeutet die Fertigstellung der Autobahn eine klare Entlastung vom Schwerverkehr.“
Doch es gibt nach wie vor kritische Stimmen. Das Regionalmanagement Mittelhessen hat deshalb eine Kampagne zur Akzeptanz des Weiterbaus der A49 gestartet. Unter www.ja49.de können Befürworter der Autobahn ihre Unterstützung zeigen, Statements abgeben und Fotos einreichen. Projektmanager Manuel Heinrich: „Zusammen mit betroffenen Unternehmen und Kommunen, den IHKs und der HWK begleiten wir den Weiterbau der Autobahn seit 2004. Die Gegner sind laut. Wir wollen den Befürwortern gute Sach-Argumente an die Hand geben und den Nutzen für Mittelhessen deutlich zeigen. Wir machen sichtbar, wie viele Menschen und Betriebe in unserer Region hinter der A 49 stehen." Auf der Seite findet man einen Überblick über das Projekt und kann einen Newsletter abonnieren.


Wann wird gebaut?
Die Fertigstellung der A 49 umfasst zwei Abschnitte. Für beide liegt seit Juni 2013 beziehungsweise Dezember 2017 ein Planfeststellungsbeschluss und damit Baurecht vor. Der Baubeginn der beiden Streckenabschnitte von Schwalmstadt bis Stadtallendorf Nord und von Stadtallendorf Nord bis zum Ohmtal-Dreieck (A 5/ A 49) wird in diesem Jahr erfolgen. 2024 sollen beide Abschnitte für den Verkehr freigegeben werden. Quelle: Regionalmanagement

Wer baut?
Der Neubau der beiden Streckenabschnitte ist Teil einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP). Das bedeutet, ein Unternehmen übernimmt Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung und anteilige Finanzierung für den Autobahnabschnitt zwischen Fritzlar und dem Ohmtal-Dreieck über einen Zeitraum von 30 Jahren und wird dafür durch den Bund bezahlt. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat die Vorteilhaftigkeit der ÖPP-Variante gegenüber einer Umsetzung durch den Bund nachgewiesen. Der Bundesrechnungshof hat dieses Verfahren im Juni dieses Jahres final bestätigt. Die Planung für das Projekt hat die Projektmanagementgesellschaft DEGES übernommen. Deren Gesellschafter sind der Bund und zwölf Bundesländer, darunter das Land Hessen, das den Bau der A 49 beauftragt hat.
Insgesamt wird die A 49 aus vier Abschnitten und 61,8 Kilometern bestehen. Zwei Abschnitte sind bereits in Betrieb beziehungsweise in Bau durch Hessen Mobil. Die beiden letzten Abschnitte, die ab 2020 durch den ÖPP-Vertragspartner neu gebaut werden, machen etwa die Hälfte der A 49 aus:
Abschnitt AS Fritzlar – AS Neuental (19,3 Kilometer), Bestandsstrecke
Abschnitt AS Neuental – AS Schwalmstadt (11,8 Kilometer), im Bau durch Hessen Mobil
Abschnitt AS Schwalmstadt – AS Stadtallendorf-Nord (13,3 Kilometer), Neubaustrecke
Abschnitt AS Stadtallendorf-Nord – Ohmtal-Dreieck (17,5 Kilometer), Neubaustrecke
Quelle: Regionalmanagement

Bereits vor sechs Jahren hatte die IHK Lahn-Dill eine Verkehrsstudie zur Bundesstraße 62 und der Anbindung an die A49 in Auftrag gegeben. Eberhard Flammer, Präsident der IHK Lahn-Dill und Geschäftsführer des Hinterländer Unternehmens Elkamet, erklärte damals: „Es gibt kaum ein Industriezentrum in Deutschland, das schlechter erreichbar ist als das hessische Hinterland.“ Die mit der Studie befassten Experten, Professor Jürgen Steinbrecher (Siegen) und Professor Roland Weber (Darmstadt) waren sich nach Abschluss der Verkehrsuntersuchung mit der IHK einig und untermauerten die schlechte Erreichbarkeit der Region mit Zahlen: Durchschnittlich 20 bis 30 Minuten benötigten Verkehrsteilnehmer aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf, um zur nächsten Autobahn zu gelangen. Verglichen mit Zahlen aus den anderen 26 hessischen Kreisen und kreisfreien Städten gehöre Marburg-Biedenkopf damit zu den drei am schlechtesten angebunden Kreisen Hessens, so die Studie. Und weiter: Von Biedenkopf und Dautphetal benötigten Fahrer zwischen 30 und 45 Minuten bis zur nächsten Autobahn. Wer sich von Breidenbach auf den Weg zur Autobahn mache, müsse rund 80 Kilometer auf Land- und Kreisstraßen zurücklegen, so die Studie 2015.