„Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen?“
Die hohe wirtschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen in Deutschland sichtbar machen und die Leistungsfähigkeit der dort ansässigen Unternehmen in den Mittelpunkt stellen - das ist das Ziel der bundesweiten Kampagne „Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen? Stark. Innovativ. Unverzichtbar.", die die IHK-Organisation gestartet hat.
Die Kampagne rückt die besonderen Stärken ländlicher Regionen in den Fokus: Hier verbinden sich innovative Technologien mit gewachsenen regionalen Strukturen, wirtschaftliche Dynamik geht Hand in Hand mit starker lokaler Identität. Die IHK-Organisation betont, dass ländliche Räume weit mehr sind als attraktive Lebens- und Erholungsorte – sie gehören zu den zentralen Motoren wirtschaftlicher Entwicklung und Transformation.
Rund die Hälfte der gesamten und knapp zwei Drittel der industriellen Bruttowertschöpfung Deutschlands entstehen in ländlichen Räumen. Viele Unternehmen sind dort international führend: Von mehr als 1.300 deutschen Hidden Champions haben rund 70 Prozent ihren Sitz in Regionen außerhalb großer Ballungszentren. Zudem sind etwa 90 Prozent aller deutschen Unternehmen familiengeführt – häufig mit tiefen Wurzeln vor Ort. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit 96 Unternehmen unter den weltweit 750 größten Familienunternehmen auf Platz zwei hinter den USA.
Die IHK-Organisation hebt hervor, dass die wirtschaftliche Stärke eng verbunden ist mit besonderen Formen von Gemeinschaft und Verantwortung. In vielen Regionen prägt ein ausgeprägtes Engagement in Unternehmen, Vereinen und Einrichtungen des Gemeinwesens den Alltag.
Gemeinsame Verantwortung für Transformation
Zudem macht die Kampagne deutlich, dass die großen Herausforderungen und die notwendige Transformation nur gelingen können, wenn Stadt und Land partnerschaftlich zusammenarbeiten. Ländliche Räume seien nicht bloße Anhängsel urbaner Zentren, sondern eigenständige Treiber des Wandels. Mit dem Kampagnenmotto „Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen? Stark. Innovativ. Unverzichtbar.“ unterstreicht die IHK-Organisation diese Botschaft. Erste Unternehmensbeispiele aus Branchen wie Spielwaren, Kunststoffverarbeitung oder Lebensmittelwirtschaft zeigen bereits die Vielfalt und Relevanz regionaler Betriebe.
DIHK-Positionspapier bietet konkrete Vorschläge
Grundlage der Kampagne ist das Positionspapier „Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation“. Es zeigt auf, wie regionale Wirtschaftsräume zur Bewältigung zentraler Zukunftsaufgaben beitragen können und welche politischen Rahmenbedingungen dafür notwendig sind. Das Papier bündelt Impulse aus der Praxis und formuliert konkrete Vorschläge in acht Handlungsfeldern. Einige zentrale Punkte sind:
- Energiewende: Rund 95 Prozent der gesamten Leistung von Onshore-Windenergieanlagen und 98 Prozent der Freiflächen-PV-Anlagen befinden sich in ländlichen Regionen. Die DIHK schlägt unter anderem Entlastungen bei Netzentgelten, eine erleichterte Genehmigung von PV-Freiflächenanlagen in unmittelbarer Betriebsnähe sowie Investitionsförderungen für Direktstromlieferverträge vor.
- Fachkräftesicherung: Ländliche Räume stehen in einem intensiven Wettbewerb um Fachkräfte. Viele junge Menschen orientieren sich in Richtung Metropolregionen. Die IHK-Organisation sieht deshalb Handlungsbedarf bei der Attraktivitätssteigerung für Fachkräfte, der Stärkung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten, der Sicherung der Berufsschulstandorte sowie der Verbesserung der Willkommenskultur.
- Verkehrsinfrastruktur: Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur bleibt essenziell für Warenverkehr, Lieferketten sowie den Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Für ländliche Regionen seien innovative Mobilitätslösungen ebenso notwendig wie rechtliche Rahmenbedingungen, die das Testen und Weiterentwickeln neuer Technologien – etwa beim autonomen Fahren – ermöglichen. Gleichzeitig müssen Taktung und Anschlüsse im öffentlichen Nahverkehr verbessert werden.
- Nahversorgung: In vielen ländlichen Gebieten gilt es, die Versorgung vor Ort sicherzustellen. Die DIHK empfiehlt flexiblere rechtliche und planerische Vorgaben, um Umnutzungskonzepte zu erleichtern. Zusätzlich bieten automatisierte Kleinstsupermärkte Potenzial – dafür braucht es allerdings mehr Rechtssicherheit, vor allem bei Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen.