Im Gespräch für Resilienz an Lahn und Dill
Wetzlar, 1. Oktober 2025 – Die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill öffnete am Mittwoch die Türen ihrer Geschäftsstelle Wetzlar, um erneut mit Mitgliedsunternehmen in einen Dialog zum Thema Sicherheit zu treten.
Die IHK fordert eine konsequente Entlastung mittelständischer Unternehmen, die sich künftig stärker in sicherheits- und verteidigungsrelevanten Wertschöpfungsketten engagieren wollen. Vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Zeitenwende und der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die sich aus den Rahmenrichtlinien Gesamtverteidigung ergibt, ist es aus Sicht der IHK nicht hinnehmbar, dass gerade jene Unternehmen, die technologisch anschlussfähig sind, durch überbordende Bürokratie und intransparente Vergabeverfahren vom Marktzugang fernbleiben. Zahlreiche Betriebe in der Region verfügen über Dual-Use-Kompetenzen – etwa in der Optik, Messtechnik oder Logistik. Doch die Hürden für eine Beteiligung an sicherheitsrelevanten Projekten sind vielfach hoch: langwierige Zertifizierungsprozesse, komplexe Ausschreibungslogiken und fehlende Transparenz in der Bedarfskommunikation verhindern, dass diese Potenziale zur Wirkung kommen.
„Die wirtschaftliche Resilienz beginnt nicht mit der Produktion, sondern mit der Möglichkeit, sich überhaupt beteiligen zu können“, erklärt Thomas Trams, Referent für politische Interessenvertretung und Ansprechpartner für Verteidigungspolitik und den regionalen Sicherheitsdialog bei der IHK Lahn-Dill. Die IHK sieht darin nicht nur ein Innovationshemmnis, sondern einen strategischen Standortnachteil. Gerade in einem Bereich, der von Geschwindigkeit, Vertrauen und Verlässlichkeit lebt, sind schlanke und nachvollziehbare Prozesse unerlässlich. Die Forderung nach Bürokratieabbau ist daher keine wirtschaftspolitische Floskel, sondern eine sicherheitspolitische Notwendigkeit. Wer Resilienz will, muss Freiräume schaffen – für Innovation, für Kooperation, für unternehmerisches Engagement.
Gleichzeitig ist der IHK bewusst, dass nicht alle Mitgliedsunternehmen eine stärkere wirtschaftliche Beteiligung an Verteidigungsfragen vorbehaltlos unterstützen. Die IHK setzt deshalb auf Differenzierung und wirtschaftsethische Sensibilität. Beteiligung darf nicht zur Pflicht werden, aber sie muss zur Möglichkeit werden. Die freiheitliche Wirtschaftsordnung lebt von der Vielfalt der Perspektiven, nicht von ihrer Vereinheitlichung.
Mit Blick auf die angekündigte Novellierung der Vorsorge- und Sicherstellungsgesetze sowie die operative Umsetzung des „Operationsplans Deutschland“ ruft die IHK Lahn-Dill die Politik auf, aktiv zu werden. Die IHK bietet ihre Expertise an – bei der Entbürokratisierung sicherheitsrelevanter Prozesse, bei der Identifikation regionaler Potenziale und bei der Einbindung der Wirtschaft in die gesamtgesellschaftliche Resilienzstrategie. Die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands beginnt nicht in Berlin – sie beginnt in den Regionen. Und sie braucht einen Mittelstand, der nicht nur kann, sondern auch soll.
Von links nach rechts: Lana Wolni (Weigel und Schwarz Präzisionstechnik GmbH), Dr. Matthias Witt (WIMCOM GmbH), Thomas Trams (IHK Lahn-Dill), Staatssekretär Martin Rößler, Hessisches Ministerium des Inneren, für Sicherheit und Heimatschutz), Alexander Cunz (IHK Lahn-Dill), Oberstleutnant Eckart Molsen (Bundeswehr, Amt für Heeresentwicklung).