Verkaufsoffene Sonntage

Handelsausschuss wünscht flexiblere Regeln für lebendige Innenstädte

Die Einzelhändler im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill wünschen sich gesetzliche Nachbesserungen bei verkaufsoffenen Sonntagen und anderen Einzelhandelsaktionen. Stein des Anstoßes in der jüngsten Sitzung des Handelsausschusses war die Gerichtsentscheidung im Oktober, den traditionell verkaufsoffenen Sonntag zum Gallusmarkt in Wetzlar nicht zu genehmigen.
„Die Hürden für verkaufsoffene Sonntage sind zu hoch“, sagte Reiner Eitzenhöfer vom gleichnamigen Modehaus in Herborn. „Wenn wir lebendige Innenstädte wollen, müssen wir Leben auch in unkonventionellen Situationen zulassen und brauchen entsprechende, verlässliche Rahmenbedingungen.“ Verkaufsoffene Sonntage machten die Innenstadt wieder interessanter und zwar nachhaltig für alle Wochentage. Eitzenhöfer forderte im Handelsausschuss die politischen Akteure auf, die Möglichkeiten für Sonntagsöffnungen und weitere Aktionen für Kommunen und Gewerbetreibende flexibler zu gestalten.
Handelsausschuss-Mitglied Ernest Schlösser vom Maßband, Fachgeschäft für Nähmaschinen und Zubehör in Driedorf, fordert analog zur aktuellen - unter anderem vom DIHK durchgeführten - Imakomm-Studie „Zukunftsfeste Innenstädte“: „Zur Rettung der Innenstädte müssen Kommunen und untere Organisationsebenen in die Lage versetzt werden, schnell zu handeln. Das könnte eine neue Gesetzgebung ermöglichen.“
Auch Detlef Boje, Store Manager von IKEA Wetzlar, plädiert für einen flexibleren Umgang mit Sonntagsöffnungen. Im Internet könnten Aktionen rund um die Uhr stattfinden, das sei ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Einzelhändlern vor Ort. „Der Sonntag ist sogar der stärkste Online-Einkaufstag“, so Boje weiter. „Mit verkaufsoffenen Sonntagen könnten wir dem entgegenwirken und den stationären Handel stärken.“
Bei IKEA in Wetzlar seien die offenen Sonntage auch kein Thema für den Betriebsrat. „Die Arbeit an den verkaufsoffenen Sonntagen ist grundsätzlich freiwillig“, so Boje. In seinem Einrichtungshaus gebe es ausreichend Mitarbeiter, die gerne arbeiteten.
Laut der Imakomm-Studie, in der Kommunen, Gewerbevereine und Gewebetreibende zur aktuellen Situation interviewt wurden, sehen 72 Prozent aller Befragten verkaufsoffene Sonntage als Sofortmaßnahme zur Stabilisierung der Innenstädte. Die Tage sollten ohne Anlassbezug stattfinden können.